Eine Furt durch die Semme bei Hergershausen

Für Unmut bei Spaziergängern und Radfahrern sorgt nach wie vor der Abriss der Brücke über die Semme im Feld zwischen Hergershausen und Münster. Nun wird nach einer Alternative gesucht.
Hergershausen - Der Hintergrund: Brücken müssen regelmäßig von einer Fachfirma auf ihre zugelassene Tragfähigkeit überprüft werden, dabei ist schon 2016 festgestellt worden, dass die Brücke über die Semme dem Gewicht der landwirtschaftlichen Fahrzeuge nicht mehr standhalten kann. Die Brücke wurde dann für den motorisierten Verkehr abgesperrt und ein Ersatzweg für den landwirtschaftlichen Verkehr ertüchtigt. Die Ertüchtigung der Brücke wäre sehr teuer geworden, sodass sie im Oktober vergangenen Jahres abgerissen wurde.
„Die Position der Brücke ist allerdings historisch gesehen sehr interessant, da es sich um den alten Dieburger Weg handelt. Das ist die Verbindung von Sickenhofen und Hergershausen nach Dieburg, über die Jahrhunderte schon die Abgaben entrichtet wurden“, so die Recherche von Maren Gatzemeier, stellvertretende Vorsitzende des Vereins Herigar.
Im Buch von Harald und Inge Heckwolf („Hergershausen – Vom Haufendorf zum Stadtteil“) findet man auf der vorderen Umschlagseite eine Karte des Großherzoglichen Katasteramtes von 1889. Man sieht, dass der Sembach im westlichen Teil, im Gegensatz zur Gersprenz und anderen Bächen und Gräben, bereits begradigt war. Im Buch von Thilo Fink („Eintritt in die Geschichte der Dörfer Sickenhofen und Hergershausen“) gehen die Karten, die eine Querung der Semme an dieser Stelle zeigen sogar bis 1582 zurück.
Insofern wunderte es nicht, dass ab dem zweiten Tag des Brückenabrisses die Spaziergänger wieder versuchten, die Semme an dieser Stelle zu queren, sich einen Pfad die Böschung hinab schafften, ein paar Steine ins Wasser legten und auf der anderen Seite wieder nach oben stiegen.
„Seit dem findet ein regelmäßiger Wechsel zwischen Beseitigung der Querungshilfen durch die Stadtverwaltung und Wiederherrichtung von Querungshilfen durch Spaziergänger statt“, hat Gatzemeier beobachtet. Der Verein Herigar, der 2009 aus der Idee der Dorferneuerung heraus gegründet wurde, hat sich deshalb inzwischen mit der Stadt Babenhausen und der Wasserbehörde in Verbindung gesetzt, um hier für die Zukunft eine für alle tragfähige Lösung zu finden.
„Der Neubau einer Brücke scheidet leider aus Kostengründen aus, da selbst eine kleine Brücke für Fußgänger und Radfahrer planungsrechtlich so hohen Auflagen unterliegt, dass mit Kosten von um die 120 000 Euro gerechnet werden muss, wie recherchierte Beispiele aus Pfungstadt zeigen. Wahrscheinlich wird es deshalb nur eine Furt für Fußgänger und Fahrradfahrer geben können, welche planungsrechtlich einfacher umzusetzen ist und die auch bei den Folgekosten in der Unterhaltung viel günstiger ist“, so die Informationen von Gatzemeier.
Allen Beteiligten ist inzwischen bewusst, dass der aktuelle Zustand so nicht bleiben kann. Geplant ist als nächster Schritt ein Termin Ende März, bei dem Herigar, die Stadtverwaltung, die Wasserbehörde und der Wasserverband sich die Lage vor Ort noch mal gemeinsam ansehen und mögliche Lösungsvorschläge erörtern. (Petra Grimm)