Tag des Tischlerhandwerks in Babenhausen

Zum Tag des Tischlerhandwerks in Hessen hat Vize-Landtagspräsidentin Heike Hofmann das Familienunternehmen Resch in Babenhausen besucht.
Babenhausen- Kleine und mittlere Betriebe hierzulande, vor allem im Handwerk, haben nicht erst seit der aktuellen Energiekrise mit Problemen zu kämpfen. Beim Babenhäuser Familienbetrieb Innenausbau Resch sieht die Welt ganz anders aus, deutlich positiver. Einen Blick in diese Welt warf am Sonntag Heike Hofmann (SPD), Vizepräsidentin des Hessischen Landtags und Innenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion. Denn zum Tag des Tischlerhandwerks in Hessen, der am Wochenende in vielen Betrieben begangen wurde, hatte auch Andreas Resch seine Werkstatt geöffnet.
Der Inhaber der 1993 gegründeten Tischlerei mit 16 Mitarbeitern hat weder Probleme geeignete Lehrlinge zu finden – aktuell sind es sechs Azubis. Noch fragt er sich, wer seine Nachfolge antritt und den Betrieb übernimmt. Denn sein Sohn Magnus ist bereits tatkräftig als Juniorchef eingestiegen und auch in die Geschäftsführung eingebunden. Das wären schon mal zwei im Handwerk weit verbreitete Probleme, mit denen sich Resch nicht herumschlagen muss.

Vom gestiegenen Interesse junger Leute an einer Ausbildung berichtet auch Joachim Höfler, Kreishandwerksmeister und Obermeister der Tischlerinnung für Darmstadt und den Landkreis: „Wir hatten in diesem Jahr 34 Gesellenprüfungen, vor vier Jahren waren es gerade mal 13. Unser niedrigster Stand. Allerdings hatten wir vor 30 Jahren rund 50 Gesellenprüfungen allein in Darmstadt“. Nachwuchs gibt es also wieder. Und der Beruf, bei dem Naturmaterialien mit dem Blick auf Nachhaltigkeit und Hightech-Maschinen verarbeitet werden, hat mit Meister Eder und seinem Pumuckl nicht mehr viel zu tun. Stichwort vernetzte Werkstatt: Am Computer werde die Möbel gezeichnet, dann werden alle Produkt relevanten Daten zur Produktion an die CNC-Maschine geschickt.
„Kenntnisse in Mathematik, Physik, Chemie und Biologie sind in unserem Handwerk unverzichtbar“, sagt Resch, der sich über leere Auftragsbücher nicht beschweren kann. Eher im Gegenteil. Denn zum einen gibt es immer weniger Handwerksbetriebe, nicht nur im Bereich Tischlerei und Innenausbau, und viele Menschen können es sich auch im Moment noch leisten, hochwertige und damit in der Regel auch langlebige Produkte zu kaufen. „Bei uns liegt die Nachfrage bei 150 Prozent. Das heißt, 50 Prozent können nicht bedient werden“, so der Chef.
Vor der Rezession, die Hofmann anspricht, fürchtet er sich nicht. „Nächste Jahr wird es vielleicht anders aussehen, aber selbst wenn wir dann 50 Prozent weniger Aufträge haben, sind es immer noch hundert Prozent. Das ist für uns fast angenehmer. Dann haben wir und unsere Mitarbeiter weniger Stress und müssen keine Kunden abweisen“, sagt der Babenhäuser, der sich mit seinem Betrieb auf den Innenausbau und Möbelbau spezialisiert hat. „Fenstermontage, Rollläden, Parkett und ähnliches machen wir nicht mehr. Da verweisen wir die Kunden auf Kollegen“, so Resch, der in der Vergangenheit auch ohne Blick in die Glaskugel richtige Entscheidungen getroffen hat. Ein Beispiel: Seine alte Heizung war vor acht, neun Jahren kaputt und musste ersetzt werden. „Es wäre leicht gewesen, eine Gasheizung einzubauen. Aber da wir so viele Holzhackschnitzel als Abfallprodukt vor Ort haben, die ich sonst ja irgendwohin fahren muss, habe ich eine große Hackschnitzelheizung eingebaut. Im Rückblick die beste Entscheidung, auch wenn es ein bisschen mehr Arbeit ist als ein Gasheizung“.
Dass die Kosten weglaufen merkt Resch natürlich auch. Seine Energiekosten liegen zwar nur bei 0,85 Prozent, aber der Rohstoff Holz ist wegen der hohen Exportquoten und dem Klimawandel richtig teuer geworden. Da greifen Konzepte wie die Vermarktung regionalen Holzes in der Region. „Regionale Forstbewirtschaftung ist erstrebenswert. Dann müssen sich kleine Betriebe nicht auf dem großen, teuren Markt bedienen, sondern können vor Ort kaufen“, sagt Gero Jentzsch, Öffentlichkeitsarbeiter des Fachverbandes Leben Raum Gestaltung, der wie der Babenhäuser Gewerbevereinsvorsitzende Klaus Schmitt am Rundgang mit Heike Hofmann teilnahm. Ganz unterschiedliche Themen wurden beim rund zweistündigen Besuch der Landespolitikerin angesprochen, darunter auch einige skurrile Beispiele bürokratischer Überregulierung. Hofmann hatte ein offenes Ohr dafür: „Ich bin ja auch da, um solche Anregungen mitzunehmen.“ (Petra Grimm)