Frauen sind noch die Minderheit

Ein Kopfsprung vom Beckenrand und 15 Minuten Schwimmen, zwei Meter tief tauchen und einen kleinen Gegenstand vom Boden heraufholen, ein Paketsprung vom Startblock oder 1-Meter-Brett, außerdem Kenntnis der Baderegeln: Wer das alles bewältigt, erhält das Deutsche Schwimmabzeichen in Bronze. Kristian Bär (9) aus Hergershausen hielt es am Samstag stolz in seinen Händen.
Er hatte wie viele andere den Familientag im Babenhäuser Freibad genutzt, um sein Abzeichen zu machen. Die große Schwimmabzeichen-Aktion, bei der Seepferdchen, Trixi, Deutsches Schwimmabzeichen in Bronze, Silber und Gold und Leistungsschwimmabzeichen abgenommen wurden und über 20 Helferinnen und Helfer der TVB-Schwimmabteilung im Einsatz waren, wurde gut angenommen und findet nach Angaben der auswärtigen Teilnehmer an anderen Orten in dieser Form kaum oder nur sehr selten statt.
„Insgesamt konnten wir 42 Kindern und Jugendlichen ein Abzeichen überreichen. Die Teilnehmer kamen nicht nur aus Babenhausen und den Stadtteilen, sondern auch aus Rodgau, Hainstadt und Seligenstadt“, sagte Uli Spatar, der Leiter der TVB-Schwimmabteilung, die die Veranstaltung mit dem Schwimmbad-Förderverein bereits zum fünften Mal auf die Beine stellte. „Über ein Drittel der Kinder und Jugendlichen in Deutschland können nicht oder nur sehr schlecht schwimmen. Dies sind alarmierende Zahlen. Das Ziel unserer Aktion ist, dass die Kinder und Jugendliche wieder zum Schwimmen motiviert werden“, so Spatar.
Die Zwangspause in Sachen Schwimmunterricht durch die Pandemie und die Schließung von Hallen- und Freibädern im ganzen Land mache die Sache nicht besser. Beim TVB stehen 80 Kinder auf der Warteliste für Schwimmkurse, die im Winter in den Hallenbädern in Groß-Zimmern und Dieburg angeboten werden. Im Sommer im Babenhäuser Freibad. Der Bedarf sei enorm, so Spatar, der mit seiner Abteilung in diesem Jahr das hundertjährige Bestehen feiert.
Umso mehr hoffen nicht nur der TVB, die DLRG und der Förderverein, der am Samstag durch die zweite Vorsitzende Nhu Hecker vertreten war, dass das Freibad – nach dem Ende der Zusammenarbeit der Stadt mit dem Bäderservice Kahl – auch in der kommenden Saison wieder seine Pforten öffnet.
Da der Samstag mit kühlen Temperaturen und Regen gestartet war, blieb die Besucherzahl beim Familienfest überschaubar. Das hielt den Posaunenchor aus Langstadt unter der Leitung von Georg Braun nicht davon ab, auf der Jenny ein Konzert zu geben. Und auf einem Schiff zu spielen war für die meisten Musiker sicher eine Premiere.
Farbenfroh und fröhlich ging es bei der Graffiti-Aktion der städtischen Kinder- und Jugendförderung zu, durch die einige Außen- und auch Innenwände des Freibades jetzt wieder in neuem Glanz erstrahlen. Die alten, schon vor einigen Jahren aufgebrachten Kunstwerke waren stark verwittert. Nach Grundierung und Neuanstrich legten die Künstlerinnen mit den Spraydosen los. Dass die Aktion sich ausschließlich an Frauen richtete, hatte Gründe. „Bei den meisten Aktionen sind Frauen absolut in der Minderheit und fühlen sich deshalb unwohl“, sagte Niclas Hatwig aus Frankfurt, der als Organisator von Graffiti-Jams einen Namen hat. Die sechs Teilnehmerinnen, die aus Berlin, Wetzlar und Koblenz angereist waren – aus Babenhausen war niemand dabei – freuten sich über die Möglichkeit, sich zu vernetzen und zu zeigen, dass es Frauen unter den Künstlern gibt. „In der Mehrheit sind es immer noch Männer, aber das ändert sich langsam“, sagte Lala (30), während sie ein Schwein sprühte. (Von Petra Grimm)

