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Freibad-Betreiberin zieht nach 30 Jahren die Reißleine

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Von: Norman Körtge

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Dalila Kahl hat ihren Betreibervertrag für das Freibad in Babenhausen überraschend gekündigt. Wie geht es nun weiter?

Babenhausen - Das Freibad in Babenhausen und Dalila Kahl gehören für viele Badegäste untrennbar zusammen. Seit 30 Jahren betreiben Kahl und ihr Team das Schwimmbad. Doch nun ist völlig unerwartet Schluss. Kahl hat den Vertrag zum Saisonende gekündigt.

Dass Dalila Kahl die Entscheidung nicht einfach gefallen ist, spürt man im Gespräch mit ihr. Zu groß muss in den vergangenen Wochen der Ärger und das Unverständnis gewesen sein, den sie und ihre Mitarbeiter haben ausbaden müssen. Ins Detail möchte Kahl dabei gar nicht gehen. Aber es wird klar, dass unter anderem die von der Stadt Babenhausen neu installierten Drehkreuze mit QR-Code-Scanner zuletzt für einigen Unmut gesorgt haben müssen – sowohl bei ihr, ihren Mitarbeitern und den Badegästen.

„Manchmal ändern sich Rahmenbedingungen und Betriebsabläufe, auf die wir keinen Einfluss haben“, sagt Kahl. Und wenn solche Änderungen den Betrieb erschweren würden, „muss man sich selbst die Frage stellen, ob man das auf Dauer so möchte“. Hinzu kamen zwei Dinge. Zum einen hätten langjährige Mitarbeiter ihre weitere Tätigkeit im Babenhäuser Schwimmbad infrage gestellt. Zum anderen stand mit dem 30. Juni das Ende der Kündigungsfrist an.

Freibad-Betreiberin springt in Babenhausen ab: „Werde woanders weiter machen“

So stand Dalila Kahl und ihr Mann nach eigener Aussage vor einer Entscheidung: Mutig sein und hoffen, „dass alles irgendwann gut wird und in Zukunft keine solcher Überraschungen mehr warten?“ „Diesen Mut hatten wir nicht“, sagt Kahl klipp und klar. Nach drei Jahrzehnten, „die wir für die Stadt Babenhausen tätig sein durften“, ziehen sie die Reißleine. „Wir möchten es für uns nicht mehr und wir können und wollen keine Mitarbeiter verlieren, überhaupt in einer Zeit, wo die Nachfrage nach unserer Dienstleistung geradezu explodiert“, so Dalila Kahl.

Die Schwimmbecken sind bereits gefüllt – Betreiberin Dalila Kahl und ihr Team freuen sich auf die Eröffnung der Freibadsaison.
Freibad-Betreiberin Dalila Kahl hat den Vertrag mit der Stadt zum Saisonende gekündigt. © Körtge

„Ich höre mit meiner Firma nicht auf, ich werde nur woanders weiter machen“, nimmt Kahl möglichen Gerüchten den Nährboden. In Dreieich ist sie weiterhin für das dortige Hallen- und Freibad zuständig.

Bürgermeister Dominik Stadler bestätigte auf Anfrage den fristgerechten Eingang der Kündigung. Er weiß, dass es bei den neuen Drehkreuzen und dem Kassensystem Optimierungsbedarf gebe, aber das sei in der Anfangsphase unumgänglich. Allerdings würde das neue System, etwa was Besucherzahlen angeht, vieles transparenter machen.

Freibad in Babenhausen: Zukünftig Betrieb in Eigenregie?

Er blickt pragmatisch in die Zukunft und hat angesichts des Fachkräftemangels im Bäderbereich nicht die Sorge, in der kommenden Saison das Freibad nicht öffnen zu können. Zwei Optionen kann er sich vorstellen: Eine klassische Ausschreibung des Bäderbetriebes oder aber, dass die Stadt Babenhausen das Schwimmbad in Eigenregie betreibt. „Vielleicht in Kooperationen mit anderen Kommunen“, kann sich der Verwaltungschef eine interkommunale Zusammenarbeit vorstellen, um den notwendigen Fachkräftepool aufzubauen. Mögliche Partner könnten Schaafheim oder Groß-Umstadt sein. In welche Richtung es letztendlich geht, werden die kommenden Wochen zeigen, so Stadler. (Norman Körtge)

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