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Frische Brötchen und Feinkost

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Von: Jens Dörr

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Mit Feinkost und anderen Ergänzungen seines Sortiments will Salvatore Balbo dem Umsatzschwund trotzen. Die „Eis- und Brotecke“ in Langstadt hat er inzwischen in „Feinkost- und Brotecke“ umbenannt.
Mit Feinkost und anderen Ergänzungen seines Sortiments will Salvatore Balbo dem Umsatzschwund trotzen. Die „Eis- und Brotecke“ in Langstadt hat er inzwischen in „Feinkost- und Brotecke“ umbenannt. © Dörr

Vor einem halben Jahr hat er hoffnungsvoll begonnen, jetzt spürt der Backwaren-Shop im „Langstädter Markt“ zurückgehende Umsätze. Die Betreiber erweitern ihr Sortiment, um neue Kunden zu gewinnen. Ihr Motto: „Jammern bringt nichts.“

Langstadt – Im April eröffneten Salvatore und Julia Balbo „Balbos Eis- und Brotecke“, einen Backwarenverkauf mit kleiner Eisdiele im „Langstädter Markt“, dem Nahversorger nicht nur für diesen Stadtteil, sondern potenziell auch für Harpertshausen und den Schaafheimer Ortsteil Schlierbach. Bis August war das Ehepaar – er gebürtiger Wiesbadener mit sizilianischen Wurzeln, sie eine waschechte Langstädterin – mit dem Verkauf der von der Schaafheimer Bäckerei Schachner gelieferten Waren und dem von einem Freund hergestellten Eis zufrieden. Seit dem Spätsommer geht es aber merklich bergab. Die Balbos schauen dem freilich nicht zu und kämpfen vielfältig gegen die Krise.

„Bis zu den Betriebsferien Anfang August ging es nur aufwärts“, blickt Salvatore Balbo zurück. Backwaren und Eis – und auch die offene Art der Betreiber – kamen besonders in Langstadt an, sodass die Zahl der Stammkunden wuchs. An manchem Samstag landete gar ein vierstelliger Umsatz in der Kasse. Marge brachte insbesondere der Eisverkauf. „Mit dem konnte ich sonntags auch mal einen Verlust bei den Backwaren wettmachen“, sagt der Unternehmer und erinnert daran, dass seine Gewinnspanne bei Brot, Brötchen und Kuchen gering sei: „Ich bin ja Wiederverkäufer.“

In der Kombination aber funktionierte es, waren die Balbos mit sich und ihrem Geschäft im Reinen. Seit ihrer Sommerpause ist aber der Wurm drin. „Kaum waren wir im Urlaub, hatten wir alle Corona – meine Frau, meine Tochter, meine Mutter, meine Schwiegereltern und ich.“ Die Familie war nach Italien gereist, „dort stand ich zweimal kurz davor, den Rettungswagen zu rufen“. Auch als sie wieder negativ getestet wurden, waren noch heftige Symptome da. „Uns hat es schwer erwischt“, sagt Balbo, der sogar an seinem 40. Geburtstag in den Seilen hing.

Deshalb blieb Balbos Eis- und Brotecke statt zehn Tagen gleich drei Wochen geschlossen. Seitdem man wieder da sei, kämpfe man mit hohen Einbußen bei Umsatz und Gewinn. Mehrere Gründe hat Balbo identifiziert: „Zum einen ist der Umsatz rapide eingebrochen, als wir wegen der Kälte die Eissaison beendet haben. Viele, die bei uns Eis geholt haben, haben auch Backwaren mitgenommen.“ Zum anderen merke man deutlich die Kaufzurückhaltung der Kunden: „Teure Sachen wie Kuchen werden kaum noch mitgenommen. Montag, Dienstag und Mittwoch sind inzwischen katastrophale Tage.“

Ohne Eis haben die Balbos auch die Sonntagsöffnung eingestellt, „nur mit den Backwaren würden wir da Verluste schreiben“. Damit die Kunden ein reichhaltiges Angebot vorfinden, habe er Sortiment und Auswahl noch nicht größer reduziert. Die Gemengelage beschreibt Salvatore Balbo, bereits zuvor als Gastronom durch die Corona-Krise wirtschaftlich leidgeprüft, so: „Corona war eine Unternehmenskrise. Durch die Inflation haben wir jetzt eine Bürgerkrise!“

Obgleich sich in mancher Ausführung des Ladenbetreibers, der mittlerweile auch in Langstadt wohnt, der Frust Bahn bricht, will er in erster Linie doch konstruktiv und kreativ mit der Herausforderung umgehen. „Jammern bringt nichts“, betont er. Die (mindestens temporäre) Umbenennung seines Geschäfts in Balbos Feinkost- und Brotecke zeigt einen seiner Vorstöße: Statt Eis verkauft er neben den Backwaren nun auch Matjes-Heringe, eingelegte Oliven und Salate, will so zusätzliche Kunden locken und die bestehenden öfter im Laden sehen.

Obwohl die Eissaison vorbei sei, wolle er zudem nun doch die ein oder andere Sorte auch in der kälteren Zeit anbieten. Und mithilfe einer Plattform eines bekannten Lieferdiensts will er die Feinkost-Produkte jetzt auf Bestellung auch nach Hause bringen. „Dazu mache ich immer wieder Angebote, weil die Leute gerade stark aufs Geld gucken“, sagt Salvatore Balbo. Schnäppchenjäger sollen bei ihm in Kürze auf ihre Kosten kommen, weil er nicht verkaufte Backwaren in einer großen Truhe einfrieren und fortan deutlich vergünstigt anbieten will. „Das ist besser, als die Vortagsartikel zum halben Preis in die Theke zu legen“, weiß er. „Bei Backwaren kommt es vielen dann doch vor allem auf die Frische an, die durchs schnelle Einfrieren besser gewahrt bleibt.“ (Jens Dörr)

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