Große Feier im „geilen Nest“

Am Wochenende war Ausnahmezustand in Hergershausen. Denn im „geilen Nest“ wurde Kerb gefeiert. Und das im Gegensatz zu vielen anderen Kommunen auch mit Umzug und großer Party.
Hergershausen – Da hatte sich offensichtlich einiges an Feierlaune angestaut im selbst ernannten „geilen Nest“ Hergershausen. Der größte Babenhäuser Stadtteil feierte am Wochenende Kerb als gäbe es keinen Morgen.
Auch ohne das Bürgerhaus, das wegen Brandschutzproblemen als Veranstaltungsort ausfiel, hatte es der SV Kickers mit viel Kreativität und seinem tatkräftigen Helferteam geschafft, die Traditionsveranstaltung auf die Beine zu stellen. Der Verein, der sich als Kerbausrichter immer mit dem örtlichen Turnverein abwechselt, bot ein pralles Programm unter Pandemiebedingungen, das am Freitag mit dem Bieranstich und anschließender „Meterparty“ im beheizten Zelt auf dem Vereinsgelände startete. „Unter 3G Regeln, die auch kontrolliert wurden“, betonte der Kickers-Vorsitzende und Kerbvadder Ingo Breuckmann. Lange Schlangen bildeten sich am Einlass und das Zelt war irgendwann so voll, dass zwischendurch kurzzeitig keiner mehr eingelassen wurde. Fast die ganze Nacht rückten feierfreudige Gäste für die nach, die bereits den Heimweg angetreten hatten.

Am Samstag lockte dann der zweite Hofflohmarkt mit über 50 Anbietern viele Besucher in den Ort, wo ein attraktiver Kerbplatz mit Fahrgeschäften, großen Imbisswagen und einem Biergarten in der Mitte geselliges Vergnügen bot. „Endlich wieder unter Leuten sein und Spaß haben“, sagte ein Festbesucher und sprach allen Umstehenden aus der Seele. Kinder mit glücklichen Augen klebten an ihrer Zuckerwatte, zogen Lose aus einem Eimer und drehten Runden auf dem Karussell.
Bunt und laut rollte der Umzug der Ortsvereine, der vom Blasorchester des TV Hergershausen begleitet wurde, am Sonntag durch die Gassen. Einige Akteure spielten humorvoll auf die Pandemie und ihre Begleiterscheinungen an.

„Nur 3G? – Mehr ,G’ für alle“, forderte die Gruppe ANKKB (Als noch kaa Kerbborsche) auf ihrem Wägelchen, das mit jeder Menge Adjektiven mit „g“ verziert war. Die „Steaker“ aus dem Neubaugebiet verteilten als Blumen und Gärtner verkleidet Sonneblumenkerne zum einpflanzen und verkündeten „Lasst es blühen im Garten – Homeoffice kann warten“. Ein Hingucker war eine Truppe Hergerhäuser Frauen, die sich die „Oigeplackte, ausgeplackte und dogebliwwene Mädels“ nennt. Sie brachten als Regina Regenbogen die Kerb ins Dorf zurück.
Frühere und aktuelle Kerbmädchen und -borsche waren mit geschmückten Wagen dabei, Fußballer aller Generationen, die Kickers-Frauen, die TVH-Tanzgruppe Amaya und die Turnerkinder, die Angler, die Sänger und der Verein der Hundefreunde – natürlich mit Hunden. Die Jugendfeuerwehr ließ von ihrem Wagen Rauch aufsteigen.

An der Spitze des fröhlichen Spektakels fuhr der Wagen mit dem Kerbstrauß, gefolgt von Kerbvadder Ingo Breuckmann mit seiner Entourage. Er wurde in diesem Jahr per Muskelkraft von Stefan Ullrich auf einer Rikscha durch den Ort gekarrt. Und zwar bis zum Kickersgelände, wo im weit geöffneten Zelt der Kerbspruch gefeiert wurde. Der war wieder aus der Feder von Inge Herget und Eyelyn Pfeiffer geflossen. Und die beiden hatten trotz der tristen Corona-Zeit einige Höhepunkte der Kategorie Pleiten, Pech und Pannen gekonnt in Verse gefasst. Für Gelächter sorgte ein Babenhäuser, der verzweifelt und vergeblich wegen eines Corona-Tests durch Babenhausen irrte – er hatte sich versehentlich an einer Teststation in Babenhausen/Schwaben angemeldet. Schön war die Anekdote vom Ausflug der Alt-Herren-Abteilung der Kickers, der in ein Brauhaus führte. Die verdutzte Bedienung konterte die für diese Lokalität eher ungewöhnliche Wasserbestellung zweier Hergershäuser humorvoll, indem sie ihnen zu ihrer Wasserflasche noch Buntstifte und ein Malbuch dazu legte.
Auch die Kommunalpolitik bekam ihr Fett weg. So wurde wegen des immer noch nicht nutzbaren Bürgerhauses zur Protestdemo vor dem Rathaus aufgerufen. Und dass die Hergershäuser während des Triathlons mit gesperrter B 26 und gleichzeitig wegen der Brückensanierung gesperrter Kreisstraße Richtung Eppertshausen quasi in ihrem Ort eingesperrt waren, kam auch nicht so gut an im Volk. Nach dem Kerbspruch ging es mit Tanzeinlagen, einer Hitparade und Gesang des Dreamteams Tobi Kämmerer und Ingo Breuckmann ausgelassen weiter. (Petra Grimm)