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Weihnachtswunder im Tierheim: Rührendes Happy End für Hunde-Rentner Igor

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Weihnachtsbäume für den guten Zweck gab es im Tierheim zu kaufen. Im Hintergrund die Hundezwinger.
Weihnachtsbäume für den guten Zweck gab es im Tierheim zu kaufen. Im Hintergrund die Hundezwinger. © zkn

Beim Weihnachtsbaumverkauf im Tierheim lässt die Leiterin das Jahr Revue passieren – frohe Botschaften, das Leiden unter der Corona-Pandemie und ein herzloser Porschefahrer.

Babenhausen – Eine tierische Geschichte der Nächstenliebe, die ans Herz geht, ereignet sich im November im Babenhäuser Tierheim. Der greise Igor, ein 14 Jahre alter schwarzer Rüde mit weißer Schnauze und ernstem Gesichtsausdruck, der kaum mehr laufen konnte, ist vermittelt worden.

Leiterin Beate Balzer ist immer noch gerührt. „Als wir ihn aufgenommen haben, hätten wir nicht gedacht, dass er wieder ein richtiges Zuhause bekommt“, erzählt sie. Er sollte seinen Lebensabend deswegen eigentlich bei ihr im Büro verbringen dürfen.

Aber dann kam ein Mann, selbst noch jung, der Mitleid hatte. Mit einem Wägelchen, wie es Eltern für ihre Kinder oft hinten am Fahrrad hängen haben, beförderte er den betagten Hund zu den umliegenden Feldern, damit dieser mal was anderes sehen konnte als das Tierheim-Gelände. Die Spazierfahrten wiederholten sich – und irgendwann entschlossen sich Herr und Hund, es ganz miteinander zu versuchen. „Das ist für uns das größte Weihnachtsgeschenk in diesem Jahr“, findet Balzer froh.

Weihnachten im Tierheim Babenhausen: Rund 30 Hunde suchen noch ein Zuhause

Apropos Weihnachten. Am Wochenende (04. und 05.12.2021) gab es draußen im Tierheim wieder den traditionellen Weihnachtsbaumverkauf zugunsten von Igors Kollegen, die noch sehnsüchtig auf ihren Menschen warten. Keine Stände mit Hobby-Kunstsachen wie vor der Corona-Pandemie, dafür jedoch Glühwein, Eintopf und Kuchen – und natürlich den ein oder anderen Blick auf Balzers aktuelle Schützlinge: 30 Hunde, fünf Mäuse und zwei Ratten. Eine solche Love-Story wie bei Igor hat sich dabei zwar nicht angebahnt, aber dafür gingen bis Sonntagmittag (05.12.2021) bereits 50 von 89 Nordmanntannen weg.

Ein ganz guter Erfolg, wenn man bedenkt, dass Balzer im Vorfeld bangte, wegen der derzeit kritischen Corona-Lage könnten sich vielleicht nur wenige Menschen zu ihr verirren. Dem war zum Glück nicht so. Wichtig, denn die Tierheim-Chefin und ihr Team brauchen dringend das Geld aus dem Geschäft mit den Tannen, die ihnen ein Weihnachtsbaumhändler aus Aschaffenburg wie die Jahre zuvor gegen einen Obolus überließ. Das Einnahmen generierende jährliche Sommerfest war nämlich wie schon 2020 ausgefallen.

Seit über fünf Jahren lebt Alia im Tierheim. Die sechsjährige Hündin kommt aus Griechenland. Tier-Patenschaften sorgen Im Tierheim für ihr Auskommen. Jetzt sucht sie endlich ein liebevolles Zuhause.
Seit über fünf Jahren lebt Alia im Tierheim. Die sechsjährige Hündin kommt aus Griechenland. Tier-Patenschaften sorgen Im Tierheim für ihr Auskommen. Jetzt sucht sie endlich ein liebevolles Zuhause. © zkn

Corona beutelt das Tierheim in Babenhausen: Vieles fällt weg

„Auch positiv ist, dass wir wie jedes Tierheim doch noch eine staatliche Corona-Hilfe bekommen haben“, sagt Balzer erleichtert. Einmalig 7 500 Euro im April dieses Jahres. Der Deutsche Tierschutzbund als Tierheim-Dachverband hatte sich nach langem Ringen im Jahr 2020 erfolgreich für den Geldsegen eingesetzt. Und das war bitter nötig.

Vergangenen Winter etwa standen teure Tier-Operationen in Babenhausen an: einmal Kniescheibe und zweimal künstliche Hüfte für drei inzwischen vermittelte Hunde. Und in beiden Corona-Jahren blieben die Einkünfte durch Pensionsgäste unter Vor-Corona-Niveau, das heißt, im Tierheim wurden weniger Tiere während der Urlaubsreise von Frauchen und Herrschen unterbracht.

Und noch etwas fehlt, seitdem das Virus grassiert: Obwohl zusätzlich zu den telefonisch angemeldeten Tierheimbesuchen unter der Woche samstags längst wieder „einfach normal geöffnet“ ist, gibt es an dem Tag kein Kaffee- und Kuchen-Angebot mehr. Zu groß ist der Aufwand mit den Hygieneregeln, so Balzer. Das Ergebnis: Menschen, die kommen und essen und anschließend eine Spende dalassen, fallen seit Pandemiebeginn weg.

Informationen im Internet

Im Online-Auftritt des Tierheims Babenhausen (Hessen) gibt es weitere Informationen.

Strenge Corona-Regeln im Tierheim: Besuch nur noch nach Anmeldung

Wegen strengerer Corona-Vorgaben werden demnächst übrigens ebenso die Samstage nur noch für Angemeldete offen sein, kündigt die Leiterin an. Haustierbesitzer in spe suchen sich also wieder generell ein Tier auf der Tierheim-Webseite aus, melden ihren Besuch per Telefon an und kommen erst dann – unter Beachtung von 3G – vorbei. Balzer: „Prinzipiell ist das nicht schlecht. Wir haben länger Zeit für Gespräche, da keiner hintenansteht, wartet und drängelt.“ So konnte sich dieses Prozedere, das vor Corona komplett unüblich war, auch nicht auf die Vermittlungszahlen auswirken – den Tierfreunden sei Dank, lobt sie. Nach wie vor sind es rund 180 Hunde, zwischen 50 und 100 Katzen und 30 bis 50 Kleintiere, die pro Jahr in ein neues Zuhause wechseln.

Wie es in der nächsten Zeit organisatorisch mit Balzer, Tierpfleger Marcus Neff, zwei Azubis, einer 2021 dazugestoßenen Dreiviertelkraft und einem Bufdi vom Bundesfreiwilligendienst weitergeht, ist allerdings ungewiss. Balzer rechnet damit, dass bald ein Haufen Mehrarbeit auf sie zukommt. Denn ihre ehrenamtlichen Helfer muss sie wegen Corona erneut freistellen, das betrifft auch die Gassi-Geher - Arbeit, die nun am Tierheim-Team hängen bleibt.

Gute Nachrichten aus dem Babenhäuser Tierheim: Ausgesetzte Katze Nana vermittelt

Eine gute Nachricht zum Schluss: Corona-bedingt vermehrte Abgaben von Tieren im Heim hatte man in Babenhausen zu keiner Zeit. Eine illegale Abgabe, die im September für viel Wirbel sorgte, war die einer schwarzen Katze im Karton vor den Toren des Tierheims. Das per Videoüberwachung aufgezeichnete Kennzeichen des schwarzen Porsches ging an die Polizei. „Seitdem haben wir von dort leider nichts mehr gehört“, bedauert Balzer. Immerhin ist Nana mittlerweile vermittelt.

Und um beim Positiven zu bleiben: Die Außenzwinger bekamen neue Heizkörper statt der bisherigen Energiefresser, erzählt Balzer: „Die einbauende Firma hat sie uns als Spende überlassen.“ Wenn jetzt noch Tierheim-Langzeit-Hunde wie die krebskranke Blanca, der dominante Woody und vor allem die körperlich wie geistig leicht gehandicapte Mischlingsdame Alia ein liebevolles Zuhause bekäme, dann wäre die Botschaft von Weihnachten im Tierheim angekommen. (zkn)

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