Softball-Gedenkturnier zum Thema Suizid in Babenhausen

Das „Ciarra Joi Rhodes Memorial Softball Turnier“ in Babenhausen holte das Thema Suizid aus der Tabuzone und erinnerte zugleich an Ciarra Joi Rodes, die sich im Dezember 2013 im Alter von nur 13 Jahren das Leben nahm.
Babenhausen - Wer am Wochenende das ausgelassene Treiben auf den beiden für Base- wie Softball geeigneten Spielfeldern hinter dem ehemaligen Kasernengelände in Babenhausen und der Partyzone daneben beobachtete, hätte ohne Hintergrundwissen zunächst kaum vermutet, dass all dies ohne einen tragischen Vorfall nie zustande gekommen wäre: Das Ciarra Joi Rhodes Memorial Softball Turnier holte von Freitag bis Sonntag das Thema Suizid aus der Tabuzone und erinnerte zugleich an Ciarra Joi Rodes aus Groß-Gerau, die sich im Dezember 2013 im Alter von nur 13 Jahren das Leben nahm.
„Es ist jedes Jahr wieder schwer“, sagte am Samstag Dusty Rhodes, der Vater des verstorbenen Mädchens. Kurz kämpfte er mit den Tränen, ehe er die Beweggründe für das inzwischen achte Turnier erläuterte. „Wer gewinnt, ist nicht so wichtig“, sagte er. Wesentlich bedeutsamer sei, dass seine Tochter durch die Veranstaltung nicht in Vergessenheit gerate und das Ereignis zugleich immer wieder die Sensibilität dafür stärke, dass Suizide auch unter Jugendlichen vorkommen. In dem Wissen darum, dass derlei schlimme Ereignisse viele Eltern schlicht hilflos und verzweifelt zurücklassen und sie sich mitunter auch noch heftigen Vorwürfen Außenstehender ausgesetzt sehen. „
Dass über das Thema geredet wird, ist also zentrales Anliegen von Ciarras Vater Dusty. Er sprach den Beweggrund fürs Turnier am Wochenende auch vor den Mannschaften und Zuschauern an. Wobei die technische Umsetzung schwieriger als sonst war, „wir hatten diesmal keinen Strom“. Babenhausens Ex-Bürgermeister Joachim Knoke habe aber kurzerhand den Kontakt zum Technischen Hilfswerk hergestellt. Das brachte einen großen Stromgenerator, der unter anderem die Musik- und Lautsprecheranlage antrieb.
Im kleinen Rahmen fand das Turnier erstmals 2014 statt. Zu den Freunden der Familie gehört der Babenhäuser Jimmy McKenna, der auch Ciarra gut kannte und das Turnier zunächst mit einer Handvoll Mitstreiter auf die Beine stellte und hinter die Kasernen brachte. Ab 2015 wuchs das Turnier zum größeren Event an. 2020 fiel es coronabedingt ganz aus, 2021 fand es in kleinerem Rahmen statt. Diesmal ging es wieder über drei Tage. Die zehn teilnehmenden, mit vielen US-Amerikanern besetzten Softball-Teams kamen aus ganz Deutschland und den Niederlanden. Eins der Teams, in denen sich durchweg Männer und Frauen mischten, hatte dabei personellen Bezug zu Babenhausen. Aus der Region war auch ein Darmstädter Team dabei.
Neben dem Hauptturnier zählten ein „Homerun Derby“, eine Versteigerung von Base- und Softball-Utensilien und ein Turnier im Cornhole – ein Spiel, bei dem kleine Maissäcke in ein Loch geworfen werden – zu den Höhepunkten.
All das brachte Geld für mehrere gute Zwecke ein. Es profitierte diesmal neben dem Verein „Angehörige gegen Suizid“ und der „American Foundation for Suicide Prevention“ auch der Verein „Sternenkind“. Einmal mehr kamen mehrere tausend Euro zusammen. „In den vergangenen Jahren haben wir mit den Turnieren insgesamt schon 72 000 Euro eingenommen“, blickte Dusty Rhodes stolz zurück. (Jens Dörr)