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Im Ostkreis ist der Dadi-Liner nur für Babenhausen

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Die Stadtbuslinien BA1. BA2, BA3 und BA4 sollen durch den Dadi-Liner ergänzt werden.
Die Stadtbuslinien BA1, BA2, BA3 und BA4 sollen durch den Dadi-Liner ergänzt werden. © Körtge

Einzig in Babenhausen und seinen Stadtteilen Hergershausen, Sickenhofen, Harpertshausen, Langstadt und Harreshausen soll der Dadi-Liner das bestehende Linienbus-Netz im Laufe dieses Jahres und dann mindestens bis 2024 ergänzen.

Darmstadt-Dieburg/Babenhausen – Weil es das bestehende Bus- und Bahnnetz längst nicht jedem der 300 000 Einwohner des Landkreises Darmstadt-Dieburg leicht macht, aufs Auto zu verzichten und auf den ÖPNV umzusteigen, beschloss der Kreistag Ende 2020 als weiteres Mosaik zur Verbesserung des Ist-Zustands die Einführung des Dadi-Liners. Ab 2022 sollte man nach dem Plan der damaligem Koalition von SPD, FDP und Grünen fast im ganzen Kreisgebiet zwischen 5 Uhr morgens und 1 Uhr nachts (am Wochenende bis 3 Uhr nachts) einen von 32 vollelektrischen Kleinbussen per Handy ordern und umweltfreundlich auf neuen Verbindungen unterwegs sein können.

Von diesem Vorhaben hat die im Vorjahr neu gebildete Kreis-GroKo aus SPD und CDU in ihrer Sitzung am Montagnachmittag in der Stadthalle Groß-Umstadt nur noch einen Bruchteil übrig gelassen. Im ganzen Ostkreis darf fürs Erste nur noch Babenhausen auf die Einführung des neuen Angebots hoffen.

Ursprünglich hatte die Darmstadt-Dieburger Nahverkehrsorganisation (Dadina) den Landkreis in fünf Gebiete unterteilt, die vom Dadi-Liner bedient werden sollten. Darunter waren auch Gebiet 4 mit Dieburg, Groß-Zimmern, Münster, Eppertshausen und Messel sowie Gebiet 5 mit Babenhausen, Schaafheim, Groß-Umstadt und Otzberg. Doch einzig in Babenhausen und seinen Stadtteilen Hergershausen, Sickenhofen, Harpertshausen, Langstadt und Harreshausen soll der Dadi-Liner das bestehende Linienbus-Netz im Laufe dieses Jahres und dann mindestens bis 2024 ergänzen.

Im Grunde, und das räumten auch die Redner von CDU und SPD ein, ist der umfangreiche Plan fürs Erste zum Modellprojekt degeneriert. Das Vorhaben wurde drastisch reduziert: Wenn es im Spätsommer losgehen soll, können nur noch acht E-Busse aus dem vom RMV vorbereiteten Fahrzeugpool abgerufen werden - einer in Babenhausen, die restlichen sieben in Pfungstadt, Griesheim, Weiterstadt und Erzhausen. Schaafheim und seine Ortsteile gehen nun beispielsweise leer aus.

Doch warum? Der Grund liegt in der Finanzierung und darin, dass im Landkreis ohne Anpassungen im Haushalt das Verhältnis von Aufwendungen und Erträgen aus der Balance zu geraten droht. So verdonnerte sich der Landkreis unter anderem zu Einsparungen im ÖPNV in Höhe von einer halben Million Euro. Das Regierungspräsidium Darmstadt, das den Haushalt des Kreises beaufsichtigt, wies die Kreisregierung im Rahmen einer Haushaltsverfügung darauf hin, in diesem Zusammenhang auch die Dimension des Dadi-Liners zu überdenken.

So geschah es in den vergangenen Monaten und im Vorgriff auf den im April zu erwartenden Haushaltsentwurf 2022 – und so wurde es am Montag mit den Stimmen von SPD und CDU gegen teils deutliche Kritik der nun oppositionellen Grünen und Freien Demokraten in abgespeckter Form beschlossen. In diesem Jahr fließen aus dem Kreishaushalt 200 000 Euro in das Projekt, 2023 und 2024 sollen es je 300 000 Euro werden.

Ob der Dadi-Liner beispielsweise in Babenhausen auch tatsächlich fahren wird, ist aber noch nicht endgültig ausgemacht: In der Babenhäuser Stadtpolitik fehlt noch der Beschluss, ob man den kommunalen Eigenanteil für die innovative ÖPNV-Erweiterung in der eigenen Gemarkung auch tatsächlich aufbringen und damit eine ergänzende Feinerschließung neben dem Stadtbus-Konzept ausprobieren will. Zwar wird das Projekt auch durch einen Bundeszuschuss gefördert und soll durch die per App oder mit EC-Karte im Fahrzeug buchbaren Tickets gewisse Erlöse bringen.

Wie Babenhausens Bürgermeister Dominik Stadler auf Anfrage berichtet, wird der Magistrat im April eine entsprechende Vorlage in die politischen Gremien einbringen. Stadler beziffert den Anteil, den die Stadt jährlich beisteuern muss, mit 35 000 Euro.

Ob aus dem Modellprojekt mehr werden, ob sich das Angebot also verstetigen könnte, muss spätestens 2024 unter Auswertung der Fahrgast-Zahlen diskutiert werden. Ein Ziel – sofern die Kommunen mit Eigenmitteln mitspielen und die E-Busse ins Rollen kommen – dürfte auf jeden Fall erreicht werden: ein klareres Bild, wo Bedarf an Verbindungen herrscht, die der Linienverkehr bisher nicht abdeckt. (jd/nkö)

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