Friedenslinde in Harreshausen wird 150 Jahre alt

Die 1872 schräg gegenüber dem Friedhof gepflanzte Friedenslinde Linde in Harreshausen sollte an den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 erinnern. Ein Thema mit erschreckender Aktualität.
Die Linde ist seit vielen Jahrhunderten für die Menschen ein besonderer Baum. Bedeutende Werke wie die Nibelungensage werden nicht nur von den menschlichen Helden und fantastischen Gestalten geprägt. Auch die Linde spielt in dem Epos eine herausragende Rolle. „Bei den Germanen und den Slawen war die Linde einst sogar heilig. In vielen Orten gab es an zentraler Stelle einen Lindenbaum, unter dem man Versammlungen abhielt und Nachrichten austauschte. Unter der Gerichtslinde wurden Urteile gesprochen, an der Kranzlinde hielt man die Brautschau“, erzählte Babenhausens Erster Stadtrat Reinhard Rupprecht nun beim Lindenfest in Harreshausen.
Anlass war der 150. Geburtstag der Linde, die 1872 schräg gegenüber dem Friedhof gepflanzt worden war. Sie wurde als „Friedenslinde“ gepflanzt, um an den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 zu erinnern und sollte gleichzeitig als Mahnung dienen, den Frieden zu bewahren. Jedoch musste auch die Harreshäuser Friedenslinde zwei Weltkriege überstehen und ist heute wieder Zeuge einer kriegerischen Auseinandersetzung auf dem europäischen Kontinent.
„Wir wollen heute ebenso Frieden wie die Menschen, die damals die Linde in Harreshausen pflanzten“, sagte Rupprecht. Deshalb trafen sich nun rund 60 Harreshäuser Bürger zu einem kleinen Fest mit ernstem Hintergrund, aber auch mit Hoffnung für die Zukunft. Ortsvorsteherin und Vorstandsmitglied des Vereins „Middedrin“, Heidrun Koch-Vollbracht, blickte auf die Geschichte des Ortes zurück und erinnerte daran, dass die Linde zum Zeitpunkt ihrer Pflanzung noch außerhalb des Dorfes stand. Erst viel später wurden um den Baum herum Häuser gebaut.
Erst als die Allee zwischen Harreshausen und Babenhausen zu einer geschotterten Landstraße ausgebaut wurde, bekam der Ort eine ordentliche Zufahrt. Zudem wurde die Bahnlinie errichtet. Den Text zum Harreshäuser Lied, den Bürgermeister Hartmann und Lehrer Haberer verfassten, stammt aus der Zeit etwa in den 1960er Jahren, als das Dorf aufblühte. Es beschreibt die Veränderungen im Laufe der Jahre und richtete den Blick auch in die Zukunft.
Zur Melodie von „Am Brunnen vor dem Tore“ und begleitet von Peter Wilhelm am Akkordeon sangen die Teilnehmer der akademischen Feier das Harreshäuser Lied, das auch das friedliche Miteinander zum Thema hat. „Wir müssen die Demokratie aktiv leben und schützen und den Zusammenhalt stärken“, sagte Koch-Vollbracht. Frieden sei keine Selbstverständlichkeit.
Bevor die Gesellschaft zu einer Zusammenkunft zum Domizil von „Middedrin“ weiterzog, erzählte Karin Hartmann Anekdoten rund um die Friedenslinde. Vor Jahrzehnten gab es noch eine Bank, die den Stamm der Linde umschloss. Dort trafen sich einige Harreshäuser abends, um zu plaudern oder gemeinsam zu singen. (zeta)