Vor 140 Jahren erster Zug von Hanau nach Babenhausen

Vor 140 Jahren begrüßte die Babenhäuser die erste Eisenbahn aus Hanau in ihrer Stadt.
Babenhausen - Am 1. Mai 1882 fuhr der Eröffnungszug von Hanau nach Babenhausen und die erste Bahn, gezogen von der Lokomotive mit den Namen „Gersprenz“, traf pünktlich morgens gegen 7.30 Uhr ein. Damit war das letzte Teilstück der Odenwaldbahn fertiggestellt und die Gersprenzstadt war zu einem großen Eisenbahnknotenpunkt geworden.Seitdem kreuzen sich am Bahnhof die Bahnlinien Darmstadt- Aschaffenburg und Hanau- Erbach und von dort weiter bis an den Neckar nach Eberbach.
Der Bau der neuen Strecke verlangte von den Ingenieuren trotz einfacher Geländeverhältnisse eine ausgeklügelte Konstruktion, um vom Bahnhof aus in einer großen ansteigenden Kurve die Gleise der Bahn nach Stockstadt zu überqueren. Das notwendige Baumaterial für den großen Bahndamm bei Harreshausen wurde teilweise vom Gelände bei Zellhausen gewonnen, denn im Gleisabschnitt südlich des Zellhäuser Bahnhofs wurde ein Einschnitt gegraben, um zu große Neigungsverhältnisse des Bahnkörpers auszugleichen.
Der Betreiber der Linie war die Hessische Ludwigeinbahn Gesellschaft, die in Südhessen bereits ab 1850 ein großes Bahnnetz betrieb. Nach Gründung der Deutschen Reichsbahn am 1. April 1920 wurden die Bahnlinien um Babenhausen der Reichsbahndirektion Mainz zu geschlagen. In den nachfolgenden Jahren entwickelte sich die Eisenbahn unter Führung der Deutschen-Reichsbahn-Gesellschaft zum größten Unternehmen der Welt. Zwischen den beiden Weltkriegen verdienten rund 653 000 Menschen ihr Brot bei der Eisenbahn. Auch für große Teile der Bevölkerung in und um Babenhausen war die Bahn der Arbeitgeber und auf der Strecke nach Seligenstadt waren etliche Schrankenwärterposten, so beispielsweise am Rennweg und der Zellhäuser Chaussee mit Babenhäuser Personal besetzt.
Um 1937 baute die damalige Wehrmacht den Zellhäuser Flugplatz und zur Versorgung mit Gütern aller Art entstand eine Gleisverbindung, die zwischen Babenhausen und Zellhausen abzweigte und den Flugplatz und später auch die dortigen Gewerbebetriebe bediente.
Die Fahrzeiten blieben weitgehend gleich – beispielsweise dauerte eine Fahrt von Babenhausen bis Hanau im Personenzug zwischen 25 und 35 Minuten. Auch der Güterverkehr nahm Fahrt auf und bis in die 1960er Jahre kam nachts ein Güterzug von Hanau nach Babenhausen, der seine Waggons hier zur Weiterleitung in den Odenwald und nach Darmstadt umrangierte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich wenig am Zugverkehr im Babenhäuser Bahnhof, aber im Jahre 1960 erfolgte die Elektrifizierung der Bahnstrecke Darmstadt- Aschaffenburg. Acht Jahre später löste ein modernes, mit elektrischer Ausrüstung versehenes Stellwerk, wie es auch heute noch seinen Dienst verrichtet, die Arbeit der drei alten Stellwerke ab.
Der Komfort und die Ausstattung der Reisezugwagen auf der Odenwaldbahn erfuhren ebenfalls Veränderungen und die lange Jahrzehnte verkehrenden Eilzüge von Frankfurt nach Stuttgart und zurück wurden zwischen Juni 1984 und Mai 1988 als D-Züge gefahren.

Mit der grundlegenden Erneuerung des Gleisbettes und der Signaltechnik auf der Odenwaldbahn 2008 verkürzten sich auch die Fahrzeiten merklich, denn die Höchstgeschwindigkeit wurde von 90 auf 120 Stundenkilometer erhöht. Im Babenhäuser Bahnhof selbst wirkten sich diese Neuerungen auf den täglichen Bahnbetrieb kaum aus, denn die Gleisbelegung und die Umsteigemöglichkeiten änderten sich nicht. Allerdings reduzierte sich die Fahrzeit nach Frankfurt um wenige Minuten und es gab nun wesentlich mehr Direktverbindungen an der Main.
Auch der Durchstich der Unterführung zur B 26 und neu geschaffene Parkmöglichkeiten südlich des Bahnhofs ließen viele Pendler auf die Bahn umsteigen.
Bis in die Mitte der 1990er Jahre herrschte in Babenhausen auch noch Güterverkehr und komplette Wagenladungen mit Waren aller Art wurden für die örtlichen Firmen umgeschlagen. So verlud die Firma Elbschliff große Schleifmaschinen nach Osteuropa, die amerikanischen Streitkräfte fuhren ihre Militärfahrzeuge von der Kaserne zum Güterbahnhof, wo die Bahnverladung stattfand und am Gleisanschluss der Raiffeisengenossenschaft wurden Kohle und Düngemittel entladen. All diese Aktionen sind der Verlagerung des Güterverkehrs auf die Straße zum Opfer gefallen und die Anlagen wurden größtenteils abgebaut.
Heute spielt in Babenhausen nur noch der Personennahverkehr eine Rolle und die städtischen Buslinien ergänzen dies. Die zahllosen Güterzüge rauschen täglich durch das Bahngelände und gelegentlich flitzt auch ein ICE auf Umleitungsfahrt durch den Bahnhof. (zwk)