Informieren und Kontakte knüpfen

„Wir suchen Hände ringend Auszubildende“, sagte Holger Plischke, Ausbilder bei Continental in Babenhausen. Dieses Lied können viele Firmen im Land ebenfalls singen, vor allem Handwerksbetriebe. Und das Problem, dass offene Lehrstellen wegen mangelnder oder ungeeigneter Bewerber nicht besetzt werden können, ist nicht neu. Was am Babenhäuser Standort der Continental möglicherweise dazukommt und Jugendliche aktuell von einer Bewerbung abhalte, sei der Arbeitsplatzabbau, so Plischke, der betonte: „Weit über tausend Menschen bleiben aber. Wir werden ein Hightech-Standort“.
Babenhausen – Mit der 24. Job-Info-Börse der Joachim-Schumann-Schule in Kooperation mit der Stadt warb er deshalb gemeinsam mit seinen Lehrlingen für eine Ausbildung zum Mechatroniker bei der Continental. Im Gepäck hatten sie interessante Werkstücke der Azubis, darunter ein Tischkicker mit elektronischer Anzeige und ein mit Batterien ausgestattetes Kart, das im Schulhof herumkurvte.
31 Betriebe aller Größenordnungen, weiterführende Schulen und Institutionen stellten sich vor. Angemeldet waren 40. „Absagen gibt es eigentlich jedes Jahr. Das hat nicht unbedingt was mit Corona zu tun“, sagten Lara Kresz und Michael Spiehl von der städtischen Kinder- und Jugendförderung, die diese Großveranstaltung mit der Gesamtschule managt.
Im vergangenen Jahr konnte der Infotag zur Berufsorientierung wegen der Pandemie erst im Juni und nur unter eingeschränkten Bedingungen über die Bühne gehen. Am Freitag war es fast wieder wie früher, wenn man von den obligatorischen Tests und Masken absieht. Rund 220 Schüler, darunter alle neunten Klassen, einige Zehntklässler, die noch nicht versorgt sind, die Schüler der so genannten PuSch-Klasse und die Abschlussklassen der benachbarten Edward-Flanagan-Schule, erhielten die Chance, sich zu informieren und Kontakte zu knüpfen.
Eine zusätzliche Herausforderung für die Organisatoren war, dass ein gutes Drittel der teilnehmenden Firmen, deutlich mehr als in den Vorjahren, die Begegnung mit den Schülern in ihren Betrieb verlegt hatte, anstatt sich in einem Raum der Schule zu präsentieren, wo dann überwiegend die auswärtigen Betriebe und Institutionen zu finden waren. „Das könnte mit Corona zu tun haben. Auf jeden Fall mussten mehrere Kleinbusse und auch private PKW organisiert werden, um die Schülergruppen zu fahren“, sagte Spiehl.
Beeinflusst von der Pandemie war auch die Eröffnung durch Schulleiter Rainer Becker, die ohne Schüler nur mit den Firmenvertretern, Lehrern und dem Team der Jugendförderung stattfand.
Die befragten Schüler zeigten sich dankbar für die Infomöglichkeiten, viele aber eher ratlos, was ihren Berufsweg betrifft. Das deckt sich mit dem Trend, dass nur eine Minderheit nach dem Haupt- oder Realschulabschluss direkt eine Ausbildung anstrebt. Stufenleiter Robert Kirchner spricht von 80 bis 90 Prozent der Abgänger, die an eine weiterführende Schule wechseln. Vor allem die Ausbildung im Handwerk habe ein Imageproblem, was durch die Corona-Krise noch verstärkt wurde. „Viele Eltern denken, dass es gerade in Krisenzeiten für ihre Kinder eine besser Perspektive sei, einen weiteren Schulabschluss zu machen. Sie fragen sich auch, was ist, wenn der Ausbildungsbetrieb pleite geht“, so Kirchner. (Von Petra Grimm)
