In Babenhausen können Kinder beim Spielen inhalieren

Nach der Family Lounge Pimuki hat Pia Schulz in Babenhausen nun noch die Salty Lounge eröffnet. Dort können Kinder in salzhaltiger Luft spielen und gleichzeitig inhalieren.
Babenhausen - Vor fast genau zwei Jahren, im Oktober 2020, öffnete Pia Schulz in der Fahrstraße 64 ihre Family Lounge Pimuki. Und Pimuki, kurz und knapp für Pias Mutter-und-Kind-Kurse, hat sich inzwischen etabliert. Trotz Corona-Regeln, Lockdowns und was es in der Zwischenzeit sonst noch für Einschränkungen gab. „Es kommen Frauen vom Odenwald bis Frankfurt zu uns nach Babenhausen“, erzählt sie. Das zeigt, wie groß der Bedarf nach Kursen und Workshops für junge Mütter und Schwangere ist. Egal, ob Geburtsvorbereitung, Sport in der Schwangerschaft, Kindernotfalltraining, Tanzen für Kindergartenkinder oder Babyschwimmen, um nur Einiges zu nennen – die Nachfrage ist groß.
So groß, dass die gelernte Kinderkrankenpflegerin eine weitere Idee wirklicht hat, die ihr schon länger am Herzen liegt: ein Inhalatorium mit Eltern-Kind-Café, die Salty Lounge in der Ziegelhüttenstraße 14a. „Unser Ältester, jetzt sieben, hatte früher mit Asthma und ständiger Bronchitis zu kämpfen. Damit er salzhaltige Luft einatmen konnte, sind wir dreimal pro Woche nach Frankfurt gefahren.“ Diese Fahrerei brauchen andere Betroffene aus der Region nun nicht mehr auf sich nehmen. Sie können sich bequem in das Gebäude in Babenhausen begeben, das zuvor 25 Jahre lang eine Fahrschule beherbergt.

„Seit Mai haben mein Mann und ich renoviert“, berichtet Schulz von einem Kraftaufwand neben ihrer beruflichen Tätigkeit. Denn das Ehepaar hat fast alles selbst gemacht. Auch die vier Tonnen Salz ausgekippt, die nun den Boden der Salty Lounge bedecken. 160 25 Kilogramm-Säcke sind das in Zahlen. Von der Mühe ahnen die Kids bei der Eröffnung am Samstag freilich nichts, während sie auf den Salzhaufen wie an einem Sandstrand sitzen und Salzkuchen backen. Oder sich an einem Klettergerüst entlanghangeln und auf einer Rutsche in das Salz sausen, sodass die kleinen Kristalle nur so aufwirbeln.
„Sie inhalieren beim Spielen, ohne es wirklich wahrzunehmen“, erklärt Schulz. Nichts wäre blöder für ein Kind, als still dazusitzen und bewusst einzuatmen. Dabei sind es nicht bloß die aufstiebenden Salzkristalle, die in ihre Atemwege gelangen, sondern vor allem eine Sole-Lösung, die sich in dem etwa 55 Quadratmeter großen Raum als Nebel verteilt – in Form kleinster Aerosolpartikel, die es tief in Nebenhöhlen, Lunge und auch Hautschichten schaffen. Auf zehn Prozent schätzt Schulz die Konzentration in der Luft. Der Effekt? Der ist in 45 Minuten etwa so wie an einem ganzen Tag an der Nordsee, wo ja seit jeher Asthmatiker und Menschen mit Bronchitis und Lungenproblemen hingeschickt werden.
„Die Schleimhäute werden befeuchtet, Schleim verflüssigt sich und kann so besser abtransportiert werden“, erläutert sie die Wirkungsweise. Ebenfalls gut, um präventiv sein Immunsystem zu stärken, bei Entzündungen von Hals oder Nasennebenhöhlen, bei Schnupfen, bei Hauterkrankungen wie juckender Neurodermitis oder einfach, um Stress und Anspannung abzubauen. Angst, sich bei seinem womöglich schniefenden Gegenüber auf einer der hübschen Holzbänke ringsum anzustecken, brauche man dabei nicht zu haben, versichert Schulz. „Salzhaltige Luft ist stark desinfizierend. Viren, Bakterien und Schimmelpilze haben da keine Chance.“

Das ist ein wichtiges Thema, gerade falls im Herbst wieder die Corona-Schutzmaßnahmen anziehen sollten. Schulz rechnet damit, ihre Salty Lounge auch dann weiter öffnen zu dürfen. Nur eine Maske auf dem Weg bis ins bei 22, 23 Grad gehaltene Inhalatorium könne sie sich vorstellen. Überhaupt Corona. Für Long Covid-Patienten und ihre Atembeschwerden, und zwar ganz egal, ob kinderlos oder mit Anhang, ist das neue Angebot in Babenhausen womöglich Gold wert. Genauso für Senioren, die fit bleiben wollen, oder für Schwangere, die ja viele Medikamente gar nicht einnehmen dürfen. Maximal acht Leute plus dazugehörige Kinder dürfen rein.
Das Salz-Thema setzt sich übrigens im Eltern-Kind-Café fort. Hier sorgt ein Gradierwerk für eine – natürlich wesentlich schwächer – salzhaltige Luft als im Inhalatorium, denn für Schulz ist dies die natürlichste Art und Weise, Viren-freie Luft zu haben.
Und um auf das Nordsee-Feeling zurückzukommen: Man fühlt sich im Café ein bisschen wie in einer Strandbar, der Salzgehalt in der Luft ist bloß ein Hauch, während man ihn im Inhalatorium deutlich auf den Lippen schmeckt. Wer gar nicht genug davon kriegt, sollte sich im Café zusätzlich ein Sole-Wasser bestellen.
Überhaupt ein Eltern-Kind-Café mit hineinzunehmen, war ein Wunsch, der vielfach von Kursbesucherinnen ihrer Pimuki-Lounge geäußert wurde. Ab Oktober will Schulz dort einen kostenfreien Treff für stillende Mütter mit einer Stillberaterin organisieren. (zkn)