Instrumente für alle an der Offenen Schule in Babenhausen

Praktisches Musizieren für alle: Ein innovatives Musikkonzept unter dem Titel „Jahrgangsmusizieren“ soll ab kommendem Schuljahr an der Joachim-Schumann-Schule umgesetzt werden.
Babenhausen - Im Zentrum steht die Idee, dass wirklich alle Kinder und Jugendliche, unabhängig von ihrem schulischen Bildungsgang, sozialen Hintergrund und dem Geldbeutel der Eltern, Zugang zu einem Instrument haben. Und zwar im regulären Musikunterricht, wie Musiklehrer Michael Gambacurta betont: „Der hessische Lehrplan zeigt viel Flexibilität und gibt Raum für praktisches Musizieren. Die Bedeutung von Musik soll verstärkt werden und das geht besser mit einem Instrument als mit Arbeitsblättern“.
Gemeinsam mit seinen Kollegen vom Fachbereich Musik hat der Kanadier, der seit drei Jahren an der Offenen Schule unterrichtet, das Konzept entwickelt, bei dem die Schüler verschiedene Instrumente kennenlernen und in einer Art Rotationsprinzip ausprobieren können, ehe sie sich dann für „ihr“ Instrument entscheiden.
„Um dies zu ermöglichen, werden wir ab dem Schuljahr 2022/23 sukzessive in den Jahrgängen 5 bis 7 im Musikunterricht für alle Schüler Gruppen mit einem jeweiligen Schwerpunktinstrument bilden. Die Schüler haben die Wahl, ob sie Streichinstrumente, Ukulele/Gitarre, Keyboard oder Perkussionsinstrumente vertiefend lernen wollen.
Je nach Aufwand dürfen die Schüler ihre Schulinstrumente mit nach Hause nehmen oder haben die Möglichkeit, in der Schule zu üben“, erläutert Schulleiter Rainer Becker. Wie die Fachschaft Musik ist er überzeugt: „Gemeinsames Musizieren trägt zur Entwicklung verschiedenster Kompetenzen bei, beispielsweise erfordert es eine feine Abstimmung innerhalb der Gruppe und sensibilisiert die Wahrnehmung der anderen Musizierenden. Neben der fachlichen Bildung können die Kinder aber auch weitere wertvolle individuelle und soziale Erfahrungen machen“.
Damit wirklich alle Schüler teilhaben können, muss für die Instrumente keine Miete gezahlt werden. „Wir sind eine Schule für alle. Deshalb sollten auch alle die gleichen Chancen bekommen“, sagt Gambacurta. Das neue Multifunktionsgebäude mit Bühne und technischen Ausstattung lade dazu ein, es als Konzertsaal oder Theaterraum zu nutzen. „Damit die Schüler diese technische Ausstattung bedienen lernen, werden wir im achten Jahrgang den Wahlpflichtunterricht Licht- und Soundtechnik anbieten“, erzählt der Musiklehrer, der sich Pausenkonzerte und Karaoke in der Mensa vorstellen kann. „Wir möchten Schule als Lebensraum weiter entwickeln und dafür Möglichkeiten schaffen“.
Er hofft, dass – anders als in den beiden zurückliegenden Corona-Jahren – die Schulgemeinschaft bald wieder Konzerte und Musicals aufführen kann. Denn das gemeinsame Musizieren und Singen musste während der Pandemie ausfallen. „Wenn wir in der Öffentlichkeit mit unseren Musikprojekten wieder sichtbar sind, wird es vielleicht auch einfacher, Unterstützung für die Finanzierung der nötigen Instrumente zu bekommen.“
Damit wirklich alle Kinder musizieren können, muss der bestehende Instrumenten-Pool deutlich vergrößert werden. Zur Umsetzung des Konzeptes werden für 2022/23 und 2023/24 insgesamt 540 Leihinstrumente benötigt. Was einzelne Instrumente beziehungsweise Sets kosten, zeigen die folgenden Beträge: 4 000 Euro ermöglichen den Kauf von 13 Geigen, mit 1 500 Euro können 26 Ukulelen gekauft werden und mit 1 000 Euro kann ein Cello angeschafft werden.
„Die Finanzierung von Anschaffung, Pflege und Wartung der Instrumente basiert auf verschiedenen Säulen, wobei Spenden – sei es einmalig oder regelmäßig – auch eine wichtige Unterstützungsrolle zukommt“, so Schulleiter Becker. (Petra Grimm)