Hausarzt aus Babenhausen: „Viele Ärzte scheuen die Arbeit im ländlichen Raum“
Im Interview bezieht Dr. Abrar Mirza, der Ende 2018 in Babenhausen ein MVZ gründete, Stellung zur aktuellen Situation in der Gersprenzstadt.
Babenhausen - Mit der angekündigten Schließung der Hausarztpraxis von Dr. Sorina Siegle wird die ärztliche Versorgung in der Kernstadt schwieriger. Inwieweit das MVZ von Dr. Abrar Mirza dies auffangen kann, beantwortet er im Interview.
Wie beurteilen Sie die Situation in der Kernstadt von Babenhausen?
Die hausärztliche Versorgung in Babenhausen ist angespannt. Viele Ärzte scheuen die Arbeit im ländlichen Raum. Aber auch in einzelnen Großstädten ist der Hausärztemangel angekommen. In der Kernstadt Babenhausen können wir derzeit alle Patienten, die uns besuchen, behandeln. Da aber die hausärztliche Versorgung von Notfällen und dringenden Hausbesuchen begleitet ist, kann es aber auch zu Wartezeiten kommen. Wir haben die Schließung der Praxis von Frau Dr. Siegele zur Kenntnis genommen und nehmen alle Patienten auf, die zu uns kommen möchten.
Haben Sie noch diese Kapazitäten?
Ja, wir haben die Kapazität weitere neue Patienten zu behandeln und aufzunehmen. Die Abläufe im MVZ sind gut abgestimmt und wir haben uns personell verstärkt, um der medizinischen Versorgung gerecht zu werden

Babenhausen: „Der Beruf des Allgemeinmediziners muss attraktiver werden“
Wie viele Ärzte arbeiten im MVZ aktuell?
Aktuell sind wir zwei Vollzeitärzte und ein Teilzeitarzt.
Wie sehen Sie persönlich die Aussichten für Hausärzte in der Region?
Ländliche Regionen werden weiterhin von vielen Kolleginnen und Kollegen eher gemieden, da neben dem Hausärztemangel auch viele Fachärzte fehlen. In der heutigen Medizin müssen wir Hand in Hand mit vielen anderen Fachdisziplinen gehen. Das MVZ ist froh darüber, dass wir einen Orthopäden als Nachfolger für Dr. Pelka gefunden haben, der ab dem 15. Februar seine Tätigkeit im Sudhaus beginnen wird. Zudem ist Frau Dr. Heyer als Psychotherapeutin vor Ort tätig.
Dennoch bleibt die Lage angespannt, da wir bald einen Kinderarzt in Babenhausen ‘verlieren’ könnten, da Dr. Travaci keinen Nachfolger findet. Zudem erwarten wir bundesweit, dass bis zu 30 Prozent der Hausärzte bald aus Altersgründen ausscheiden werden. Der Beruf des Allgemeinmediziners muss wieder attraktiver werden, mit weniger bürokratischen Hindernissen, damit sich mehr Kolleginnen und Kollegen dafür interessieren.
Interview: Norman Körtge