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Jubiläum ohne Fest: Germania wird 110

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Von: Jens Dörr

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Einen Höhepunkt hatte der SV Germania Babenhausen schon, auch wenn das nicht direkt aufs Jubiläum zurückging: Das Freundschaftsspiel Mitte Juni mit der SG Langstadt/Babenhausen gegen den SV Darmstadt 98. Das
Einen Höhepunkt hatte der SV Germania Babenhausen schon, auch wenn das nicht direkt aufs Jubiläum zurückging: Das Freundschaftsspiel Mitte Juni mit der SG Langstadt/Babenhausen gegen den SV Darmstadt 98. Das Bild zeigt den spielenden Co-Trainer Björn Schnitzer. © Dörr, Jens

110 Jahre wird der SV Germania Babenhausen in diesem Jahr. Zu feiern gibt es für den Kernstadt-Verein nicht unbedingt viel. Vor allem, wenn man auf die vergangenen zehn Jahre zurückblickt.

Babenhausen – 2012 feierte der SV Germania Babenhausen sein 100-jähriges Bestehen. Damals veröffentlichte unsere Zeitung in Zusammenarbeit mit dem Verein eine ganze Sonderbeilage. Darin unter anderem zu lesen: Ein Interview mit dem damaligen Jugendleiter, der von zehn Nachwuchsteams mit 150 Spielern und der Vision vom Bau eines Kunstrasen-Platzes in der Kernstadt berichtete. Nun, zum 110-jährigen Bestehen, ist der Germania nur bedingt zum Feiern zumute. Ein bisschen was Besonderes bietet man in der gemeinsamen Spielgemeinschaft mit dem TSV Langstadt in diesem Sommer trotzdem.

Da war Mitte Juni insbesondere das Freundschaftsspiel gegen den Zweitligisten SV Darmstadt 98, das die Lilien mit 9:1 für sich entschieden und das 700 Zuschauer aufs Langstädter Sportgelände – wo sich der verbliebene Rest des Germania-Sportbetriebs mittlerweile vollständig abspielt – lockte. Bestenfalls ein Fünftel davon dürften am heutigen Mittwoch den Weg dorthin finden, wenn die SG Langstadt/Babenhausen in der Fußball-Gruppenliga Darmstadt um 19 Uhr ihr erstes Heimspiel gegen die Sportfreunde Heppenheim bestreitet.

Antonio Coppolecchia, seit Juni neuer Vorsitzender des SV Germania Babenhausen, faktisch aber schon viel länger der starke Mann im Verein, will mit der traurigen Gemengelage nicht hadern, in der sich die Germania im 110. Jahr ihrer Geschichte befindet und in die sie sich teils selbst manövriert hat. Außen vor lassen kann und will freilich auch er nicht, dass sich im vergangenen Jahrzehnt vieles zum Negativen verändert hat: Junioren-Fußball bei der Germania und damit in der Babenhäuser Kernstadt gibt es seit mehreren Jahren nicht mehr; am Ostheimer Hang und auch auf dem Riemen-Sportplatz rollt kein Ball mehr und statt eigenständiger Mannschaften gibt es die – personell und finanziell ziemlich gut ausgestattete – Spielgemeinschaft mit dem Langstädtern.

Zwar wiederholt Coppolecchia jenes Ansinnen, das er schon nach der Mitgliederversammlung vor ein paar Wochen kommunizierte: Dass die Germania zumindest in den jüngeren (Kleinfeld-)Jahrgängen gern wieder Jugendarbeit leisten und auch ein entsprechendes Spielfeld in der Kernstadt (der Riemen-Sportplatz wird in absehbarer Zeit gewerblicher Bebauung weichen) mitbezahlen würde. Coppolecchia Höchstselbst, Unternehmer in der Industriereinigung, würde dazu einen maßgeblichen Beitrag leisten. Von der Rolle als Mieter am Ostheimer Hang, wo man früher quasi der Hausherr und über einen Pflegevertrag mit der Stadt als Besitzerin auch für den Zustand der Anlage (mit)verantwortlich war, hält der Germaniachef wenig. Für das Vorhaben eines eigenen Domizils habe man allerdings noch kein konkretes Grundstück im Visier. „Momentan ist da nichts in Sicht“, gibt er zu. Und findet das nicht zum ersten Mal „schade, gerade weil die Kernstadt Babenhausen in den nächsten Jahren durchs Kasernengelände stark wachsen wird“ und die Kinder zum Kicken von dort mindestens mal bis nach Harreshausen kommen müssen.

Unter den genannten Vorzeichen, zu denen man noch ein zerrüttetes Verhältnis zur Stadt und auf der persönlichen Ebene auch zum parteilosen Bürgermeister Dominik Stadler hinzufügen muss, werde es keinerlei spezielle Feierlichkeiten zum 110-jährigen Bestehen des nur noch rund 60 Mitglieder kleinen SV Germania geben, kündigt Coppolecchia an: „Dafür fehlen uns Zeit und Personal.“

Stattdessen nennt er die aktuelle Woche als etwas Besonderes für all jene, die noch Sympathien für die Babenhäuser und den örtlichen Fußball haben: Neben der Partie am heutigen Mittwochabend spielt die SG Langstadt/Babenhausen dann am Sonntag (15 Uhr, gegen den TSV Höchst) gleich wieder auf dem Langstädter Sportgelände und präsentiert ihr hochgerüstetes Team. Das verlor am Sonntag das erste Spiel beim FC Alsbach jedoch mit 2:4. Und mit Björn Schnitzer (Handbruch) fällt auch der spielende Co-Trainer aus, auf dem wegen seines feinen linken Füßchens und seiner formidablen Regional- und Hessenliga-Darbietungen in Aschaffenburg und Dreieich besonders große Hoffnungen ruhen. (Jens Dörr)

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