Kaserne nach Jürgen Schumann benannt

Die Luftwaffen-Kaserne in Appen (Kreis Pinneberg) trägt seit gestern offiziell den Namen von Jürgen Schumann. Der Babenhäuser war der Flugkapitän der Lufthansa-Maschine „Landshut“, die 1977 von Terroristen entführt wurde. Schumann wurde von den Entführern erschossen. Seine fliegerische Grundausbildung absolvierte Schumann in den 1960er Jahren im Fluganwärterregiment der Kaserne in Appen.
Appen/Babenhausen - Die Kaserne trug bislang den Namen des Wehrmachts- piloten Hans-Joachim Marseille. Mit der Neufassung des Erlasses „Die Tradition der Bundeswehr“ (2018) und neuen Luftwaffen-Vorschriften waren die Nutzer der Liegenschaft aufgerufen, einen neuen Namen zu finden, der die eigene Luftwaffen-Geschichte seit 1956 als zentralen Bezugspunkt der Traditionspflege in der Luftwaffe symbolisiert. Eine Arbeitsgruppe in Appen schlug den Namen Jürgen Schumann vor, den Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer im August billigte.
„Er starb inmitten der Menschen, deren Leben er schützte. Er starb für seine Passagiere. Damit übernahm er Verantwortung. Und sein Handeln im vollen Bewusstsein der Konsequenz macht uns auch heute noch betroffen“, sagte der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhart.
„Er starb durch Hass“
Als Jürgen Schumann am 16. Oktober 1977 im jemenitschen Aden erschossen wurde, war er 37 Jahre alt. Mit seiner Frau Monika und seinen beiden Söhnen, damals elf und zwei Jahre alt, hatte er gerade ein Haus im Wohngebiet Ost in Babenhausen bezogen. Die zentrale Trauerfeier fand in der Stadthalle statt. Anschließend wurde er auf dem Friedhof beigesetzt. Noch im selben Jahr beschloss die Stadtverordnetenversammlung, die Haupterschließungsstraße für das Wohngebiet Ost, die bislang den Namen Rennweg trug, in Jürgen-Schumann-Straße umzubenennen. 1979 wurde an der Straße ein Gedenkstein enthüllt. „Er starb durch Hass“, steht dort in Stein gemeißelt.
Jürgen Schumann, geboren 1940 im sächsischen Colditz, kam 1949 mit seiner Mutter und Schwester nach Langstadt. Dorthin hatte es seinen Vater Joachim Schumann nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges hinverschlagen. Er begründete die Offene Schule mit – heute eine integrierte Gesamtschule –, die nach ihm benannt ist. (nkö)
In der Festschrift zur Umbenennung ordnet Oberstleutnant Heiner Möllers vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr die Leistung Schumanns in einem militärhistorischen Gutachten ein: „Die Einsamkeit in der Verantwortung lastete während der Entführung und bis zu seinem Tod, allein auf Jürgen Schumann. Er konnte sie nicht delegieren, auch nicht an seinen Co-Piloten. Er stellte sich dieser Verantwortung und versuchte, soweit möglich, das Los seiner Passagiere und seiner Besatzung zu verbessern. Dem militärischen Grundsatz, wonach Führung unteilbar ist, ist Jürgen Schumann als Kapitän der ‘Landshut’ mit seiner Haltung gerecht geworden. Er hat dafür mit dem Leben bezahlt.“
Weiter heißt es: Schumann sei ein Vorbild im Sinne der Traditionspflege in der Luftwaffe. Darüber hinaus bietet er als ehemaliger Angehöriger nicht nur den Soldaten der Luftwaffe Orientierung, er sei auch prägendes Beispiel für Verantwortungsbewusstsein, Tapferkeit und Zivilcourage. (nkö)