Netzwerk kümmert sich um den Bahnhof in Langstadt

Der Verein „Netzwerk Bahnhof Langstadt“ versucht seit 2014 das alte Bahnhofsgebäude zu erhalten und für kulturelle Zwecke zu nutzen. Trotz vieler Schwierigkeiten akquiriert der Verein Fördergelder und hofft, dass der Bahnhofsbesitzer mit den Renovierungsarbeiten beginnt.
Langstadt - 2014 gründete sich der Verein „Netzwerk Bahnhof Langstadt“. Hauptziele waren und sind, die kulturelle Bildung sowie soziale, mediale und künstlerische Angebote in der Region zu fördern, mit hiesigen Schulen und Firmen sowie der Hochschule Darmstadt zu kooperieren und die Geschichte von Bahnhof und Eisenbahnlinie zwischen Heubach und Babenhausen erlebbar zu machen.
Zugleich wuchs mit dem neuen Verein die Hoffnung, das verfallene – seinem Ursprungszweck schon lange nicht mehr dienende – Bahnhofsgebäude im Babenhäuser Stadtteil könnte in Kooperation mit der Baugesellschaft des Groß-Umstädters Hans Goll – er kaufte die Immobilie 2011 – saniert und zu öffentlichem Raum und Büros für Kreative samt Wohnung im zweiten Stock umfunktioniert werden. Während das bauliche Vorhaben auf der Stelle tritt, ist der Verein programmatisch gerade wieder sehr aktiv.
Kürzlich hat das Netzwerk Bahnhof Langstadt sogar eine Mitarbeiterin eingestellt. Möglich macht das ein Projekt, das unter anderem aus Mitteln des Bundesinnenministeriums gefördert wird und bei dem der Verein beispielsweise den Spessartbund bei der Entwicklung von Digitalisierungskonzepten für Wandervereine unterstützt. „Das Projekt ist auf vier Jahre angelegt“, sagt Klaus Schüller, neben Bernhard Münch und Martin Münch einer der drei gleichberechtigten Vorsitzenden des Netzwerks. Darüber hinaus geht man das medienpädagogische Projekt „Learning by Gaming“ in der Nachmittagsbetreuung der Otzbergschule in Lengfeld an.
Weiterhin hat Vereinsmitglied Alexander Ruzicka einen alten Ticketschalter des Langstädter Bahnhofs ausgebaut und restauriert, sich damit also der geschichtlichen Aufarbeitung des einst noch wichtigeren „Tors nach draußen“ gewidmet. Aktivitäten, wie sie auch in der Vereinssatzung beschrieben sind und wie sie das Netzwerk auf eigene Faust auch in der erschwerten Corona-Zeit durchführen kann. Anders als zum Beispiel das Bahnhofsfest, mit dem der Verein in den Vor-Corona-Jahren mehrmals größere Öffentlichkeit schuf.
Nichtsdestotrotz fällt der Blick vieler Langstädter immer wieder auf die innen völlig verfallene Immobilie, die Ankömmlingen mit dem Zug eine wenig schmeichelhafte Visitenkarte zeigt. Wann aus der Sanierung etwas werden könnte? „Ich habe davon Abstand genommen, konkrete Prognosen zu treffen“, gibt Vorstand Schüller zu. Grundsätzlich stehe der Verein mit Hans Goll weiter im Austausch und dieser halte auch an seinem Plan fest. „Der Wille ist da“, sagt Schüller. Doch aus mehreren Gründen bleibe eine Bautätigkeit auch elf Jahre nach dem Erwerb des Objekts durch den Unternehmer abstrakt.
„Zum einen handelt es sich um ein kleines Bauunternehmen“, zählt Schüller auf. „Der Langstädter Bahnhof ist da ganz einfach ein Projekt, das man angeht, wenn man es sich leisten kann.“ Zum anderen habe man sich „im Stillen um Förderungen bemüht“, dabei aber festgestellt, dass es deutlich leichter sei, Förderungen für inhaltliche Programme als für infrastrukturelle Investitionen zu bekommen. „Die sind teils so aufwendig und zeitintensiv, dass man es sich kaum vorstellen kann“, hat Schüller festgestellt.
Immerhin: Schon 2016 stellten der Verein und der Bauunternehmer ihr Konzept fürs Bahnhofsgebäude im Förderausschuss des Regionalmanagements des Landkreises Darmstadt-Dieburg vor und stießen dort auf Wohlwollen. Auch die Ende 2021 aus dem Amt geschiedene Sozialdezernentin Rosemarie Lück positionierte sich als Unterstützerin der Langstädter Pläne. Letztlich handele es sich aber um „ein Millionenprojekt, das man nicht so einfach aus dem Ärmel schüttelt“, wie Klaus Schüller pointiert.
Ergo steht zunächst weiter nur die Absichtserklärung, dass man am Ball bleibe und das Langstädter Bahnhofsgebäude „auf jeden Fall erhaltenswert“ sei. Zugleich versuche das Netzwerk Bahnhof Langstadt weiter, seine „Projekte auf feste Beine zu stellen, um als Verein ernst genommen zu werden“. (Jens Dörr)