Kita-Neubau in Babenhausen wird deutlich teurer

Schlicht und einfach gehalten soll sie werden, die neue Kindertagesstätte in Babenhausens größtem Stadtteil. Doch der simple Zweckbau in Hergershausen, dessen Entwurfsplanung in der gemeinsam tagenden Ausschussrunde der Stadtverordneten präsentiert wurde, wird dennoch einen stolzen Preis haben und deutlich teurer werden als einstmals geplant.
Babenhausen-Hergershausen - Ihm sei beim Anblick der Zahlen „leicht schummrig“ geworden, sagte Günther Eckert (CDU). Denn der im Juni 2021 beschlossene Kostendeckel von 4,21 Millionen Euro für den Bau einer sechsgruppigen Kita ist längst durchbrochen. Würden jetzt sofort Aufträge vergeben, müsste die Stadt aufgrund gestiegener Baukosten mit 4,84 Millionen Euro rechnen. Da der Planungsstand aber noch keine Ausschreibung an einen Totalunternehmer zulasse und die Bauexperten mit noch weiter steigenden Preisen rechnen, prognostiziert das beauftrage Planungsbüro gar eine Summe von 5,33 Millionen Euro.
Kein Wunder, dass sich die politische Diskussion in der Stadthalle weniger um die vorgestellten Baupläne für die Kita – Raumaufteilung für U3- und Ü3-Betreuung (alles erfüllt die Mindestanforderungen der Fachaufsicht des Landkreises), Bistro, Fußbodenheizung, Satteldach, Dachbegrünung, Fotovoltaikanlage und Wärmepumpe – drehten, sondern um die Frage der Finanzierung.
Die Stadtverordneten seien verpflichtet, genau hinzuschauen, meinte CDU-Politiker Eckert. Er erinnerte daran, dass es bereits 2015/16 Beschlüsse zum Neubau der Kita gegeben habe – lange bevor die Baukosten nun exorbitant gestiegen sind. Im Namen seiner Fraktion forderte er die Stadtverwaltung auf, mehrere Sachverhalte zu klären, um Kosten senken zu können. So hinterfragte die CDU die Bedarfsplanung für Kita-Plätze und Geburtenraten in Hergershausen – die bisherige Kita ist für vier Gruppen ausgelegt –, und ob nicht anderswo weitere Gruppen kostengünstiger eröffnet werden könnten. Zudem sollen alternative Bau-weisen geprüft werden, und es soll festgelegt werden, dass das Grundstück der bisherigen Kita am Römerweg verkauft werden soll, um Einnahmen zu generieren.
Während sich FWB-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Heil der Forderung nach kostengünstigeren Alternativen anschloss und die vorgelegten Zahlen hinterfragte und mehr Fakten forderte, kritisierte Grünen-Fraktionschefin Sabine Walz „das altbekannte Mauern der CDU“ und verwies auf die Notwendigkeit, Kita-Plätze zu schaffen. Nun nach alternativen Bauweisen zu suchen, würde das ganze Vorhaben enorm verzögern, machte Walz deutlich.
Und diese Zeit hat die Stadt nicht. Denn für den Neubau hat sich Babenhausen 2,3 Millionen Euro aus der Hessenkassen gesichert. Um dieses „geschenkte Geld“ auch zu erhalten, muss das Bauvorhaben allerdings bis Ende 2024 abgeschlossen sein. „Sonst geht uns das Geld flöten“, verdeutlichte Finanz-Fachbereichsleiterin Corinna Pirang die Dringlichkeit.
Bürgermeister Dominik Stadler (unabhängig) stellte klar, dass zukünftige Geburtenraten aus nachvollziehbaren Gründen seriös nicht darstellbar seien und Kitaplatz-Bedarfszahlen ebenfalls Ungenauigkeiten haben können. Als Beispiel führte er an, dass Integrationskinder die zur Verfügung stehende Platzzahl verringern. Tilmann Staudt aus dem Bau-Fachbereich verteidigte energisch die von den Planern vorgelegten Kostenstellen. Alle Preise seien „sehr sauber eingesetzt“ worden, und die Aufstellung ist „aus unserer Sicht ganz nachvollziehbar“. Alles in allem sei es ein sehr schlankes Projekt.
Einen ganz anderen Einblick lieferte Hergershausens Ortsvorsteherin Tania Buia, die sich selbst ein Bild vom Zustand der 50 Jahren alten Kita gemacht hatte. Sie machte zwar auch deutlich, dass unbedingt noch einmal versucht werden solle, die Kostenschraube nach unten zu drehen, ein Neubau aber schnellstmöglich kommen müsse. Die Räume am Römerweg seien allesamt recht klein, es gebe keinen gemeinsamen Essensplatz, und der Steckdosenschutz sei zumindest fragwürdig. Kaum vorstellbar sei für sie, wie in dem Schlafraum im U3-Bereich bis zu zwölf Kinder gleichzeitig unterkommen. „Jedes Matratzenlager des Alpenvereins ist luxuriöser“, meinte sie.
SPD-Politiker Michele Ridente machte sich auch dafür stark, noch einmal nach Einsparpotenzial zu schauen, aber die Politik sollte auch „ein Grundvertrauen in die Stadtverwaltung“ haben.
Letztendlich einigten sich am späten Donnerstagabend die Ausschussmitglieder zusammen mit der Stadtverwaltung darauf, die Beschlüsse bis zur nächsten Ausschussrunde im Dezember zurückzustellen und bis dahin die Kostenpläne noch einmal zu durchforsten. (Norman Körtge)