Konzentration auf dem Kutschbock

Die vierte Auflage des Fahrturniers beim Reit- und Fahrverein Babenhausen ist ein Renner
Babenhausen – Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde? Papperlapp. Vom Kutschbock aus hat die sportliche Zusammenarbeit von Mensch und Pferd einen besonderen Charme. Und wer als Zaungast das zweitägige Kutschfahrturniers Auf der Schwedenschanze miterlebte, der konnte sich leicht für den Fahrsport begeistern.
Es war die vierte Auflage des Fahrturniers beim Reit- und Fahrverein Babenhausen (RuF) - und zum vierten Mal ist die Veranstaltung gewachsen. Perfektes Wetter - zumindest aus Pferdesicht - flankierte die Wettbewerbe. Trotzdem geriet Pferdedame Sarina, eine waschechte Babenhäuserin, ganz schön ins Schwitzen, als sie den Hindernisparcours in Angriff nahm.
Viktoria Dietz und ihre Haflingermädel Sarina und Saphira waren diesmal die einzigen Starter, die für den gastgebenden Verein ins Rennen gingen - dafür in etlichen Disziplinen. Rund um die 40 mal 80 Meter große, und sorgsam herausgeputzte Rasenfläche (ein kleiner Bolzplatz), war es mucksmäuschenstill, als Sarina von der Dressur nahtlos in das Kegelfahren durchstartete. Eine knifflige Aufgabe für die Gespannfahrer, die schmale Hindernisse durchfahren müssen - ohne Berührung. Weil es dabei auf Zeit geht, erhöht sich mit dem Tempo das Risiko.
Als Topping ist auf jedem Kegel ein knallgelbes Bällchen platziert - fällt das hinunter, gibt es Strafpunkte. „Die Bälle wiegen rund 200 Gramm“, verriet Parcourschef Uwe Fuchs. Der Turnierfachmann und Fachauschussvorsitzende des Pferdesportverbands Hessen hatte in Babenhausen tüchtig zu tun. Erstmals wurden die Disziplinen um eine Geländeprüfung erweitert. Fünf Hindernisse galt es im schnellstmöglichen Tempo mit den Rössern zu umfahren - ein rasantes Sportspektakel auch aus Zuschauersicht.
„Wir haben hier sehr, sehr engagierte Veranstalter“, lobte Uwe Fuchs den RuF, der in einer noch jungen Veranstaltung jedes Mal ein bisschen draufsattelt. Das, so Vereinschef Ingo Dries, koste jede Menge Arbeit. Allein am Veranstaltungstag müssen rund 60 Helfer am Start sein, um das Sportevent zu stemmen. Die Turnier-Gastronomie ist ein Aushängeschild. „Wir möchten Mensch und Pferd zusammenbringen - in allen Disziplinen“, gab Dries die Marschrichtung vor - und enteilte, um weiterhin Starter und Ergebnisse anzusagen.
Aus zwei Disziplinen wurden nun also drei - und aus Zuschauersicht wurde mit den Geländeprüfungen ein überaus attraktives Turnierelement angefügt. Der 1. Mai war dann auch der deutlich publikumsstärkere Tag, an dem kräftig mitgefiebert wurde. 52 Gespanne waren für die 23 unterschiedlichen Prüfungen der Klassen An und M an zwei Tagen gemeldet - auch das ein neuer Höchststand. „Fahrturniere sind unheimlich aufwendig“, erklärte Uwe Fuchs. Drei Disziplinen und ein kompliziertes Regelwerk toppen den Aufwand eines Reitturniers deutlich. In Babenhausen beschritt man Neuland: Eine Kombi-Prüfung mit Dressur und Hindernisfahren, das wolle der Verband hier testen, so Fuchs. Für Haflinger Sarina ein schweißtreibendes Unterfangen. Mit einer leichten Zeitüberschreitung von drei Sekunden und zwei herab geplumsten Bällchen ging es aus dem Parcours.
Viktoria Dietz strahlte dennoch vom Kutschbock: In einer schwierigen M-Prüfung hatte sich die kleine Pferdedame gegen zum Teil deutlich größere Konkurrenz engagiert geschlagen und landete in dieser Prüfung auf Platz sechs.
Die Faszination des Fahrsports nimmt immer mehr Menschen mit. Inzwischen zählt der Verein wieder ein Dutzend Gespannfahrer. Und Parcourschef Uwe Fuchs träumt bereits von der nächsten Zusatzdisziplin dank der guten Babenhäuser Bedingungen: „Hier könnten wir auch einen Junior-Cup ausrichten.“ Beim nächsten Mal, und das ist nicht mehr weit hin, sind die Reiter dran. Im Juli plant der RuF nach zwei verkorksten Coronajahren ein Revival seines viertägigen Dressur- und Springturniers. zah
