Dorfladen im Babenhäuser Stadtteil geschlossen

Der „Langstädter Markt“ im Babenhäuser Stadtteil hat für immer geschlossen. Gleiches gilt für den dort beheimateten Backshop.
Babenhausen-Langstadt - Der „Langstädter Markt“ ist seit Montag geschlossen: Seit August 2021 stand das Lebensmittelgeschäft im Babenhäuser Stadtteil unter der Leitung von Mehmet Uzun, der dieses Kapitel nun jedoch mit einem Ausverkauf beendete. Schon seit Anfang Januar ist zudem der im selben Objekt untergebrachte Backshop von Salvatore Balbo Geschichte. Damit gibt es in Langstadt mit seinen 1 600 Einwohnern nur noch eine Möglichkeit, Dinge des täglichen Bedarfs zu kaufen.
Dies meint den Bio- und Naturkostladen Diehl an der Hauptstraße. Frank Ludwig Diehl führt dort nicht nur Obst, Gemüse und Brot in seinem Sortiment, sondern beispielsweise auch Zahnpasta und Waschmittel. „Es sind schon viele gekommen und gegangen, aber Frank Ludwig Diehl hält sich seit Jahren“, weist auch die Langstädter Ortsvorsteherin Sabine Gottstein (CDU) auf diese Option hin. Zudem sei ein Einkauf bei Diehl, wo „die Zeit ein bisschen stehen geblieben scheint“, stets auch „ein Erlebnis“.

Auf das Aus des Langstädter Markts habe man in einer Sitzung des Ortsbeirats „betroffen reagiert“, berichtet Gottstein. Eine Ersatzlösung, um gerade weniger mobilen Einwohnern den Einkauf von Lebensmitteln in Langstadt zu ermöglichen, zeichne sich noch nicht ab. Wobei man mit der fehlenden Nahversorgung, die in Langstadt neben Diehl lediglich noch einige fahrende Händler aufrechterhalten, nicht allein dasteht: Auch in den anderen Babenhäuser Stadtteilen Hergershausen, Sickenhofen, Harreshausen und Harpertshausen gibt es keinen klassischen Supermarkt mehr.
Günther Eckert (CDU), Mitglied des Langstädter Ortsbeirats und bis 2021 Ortsvorsteher, findet die Schließung des Langstädter Markts ebenfalls schade, verweist aber auch darauf, dass sich Betreiber Uzun weniger stark an der örtlichen Kundschaft orientiert habe als dessen Vorgängerin Heidi Micka, die das Geschäft in der Hauptstraße von 2015 bis 2021 geführt hatte: „Frau Micka ist total auf die Bedürfnisse der Langstädter eingegangen“, blickt Eckert zurück. Nachdem sie aufgehört hat, waren wir zwar froh, dass sich ein Nachfolger fand. Herr Uzun hatte aber eher eine andere Zielgruppe.“

Tatsächlich wollte Uzun neben der örtlichen Kundschaft gerade auch türkische und kurdische Kunden aus dem weiteren Umkreis locken, was sich im Sortiment widerspiegelte. Eckert vermisste beispielsweise Schweinefleisch, außerdem bot Uzun viele Produkte in Großpackungen an. Vergangenes Jahr erkannte der Betreiber des Markts selbst, dass sein Ansatz nicht aufgehe, weil sich seine Zielgruppe eher in größeren Geschäften beispielsweise in Dietzenbach und Dieburg eindeckte. Damals wies er auf Anpassungen seines Sortiments gen Bedarf der deutschen Kundschaft hin. Die seien aber zu gering ausgefallen, meint Diehl.
Was kommt in die Geschäftsräume in Langstadt?
Uzun und Backshop-Betreiber Balbo wollen derzeit zwar nicht darüber sprechen, weshalb sie ihre Angebote eingestellt haben. Beiden ist aber die Enttäuschung anzumerken, dass ihre unternehmerischen Vorhaben nicht aufgegangen sind. Letztlich fehlte in beiden Fällen aber schlicht ausreichend Nachfrage der lokalen Einwohnerschaft – und damit Umsatz. Im Fall von Balbo, der im April 2022 mit dem Verkauf von Backwaren der Schaafheimer Bäckerei Schachner gestartet war und der das örtliche Angebot zeitweise auch mit Eis und Feinkost erweitert hatte, trugen zudem gesundheitliche Gründe zur Zäsur bei.
Im hinteren Teil des Objekts an der Hauptstraße, das Mehmet Uzun vor einiger Zeit gekauft hat, betreibt Uzun derweil unverändert eine Pizzeria als Abhol- und Liefergeschäft. Was er mit der nun brachliegenden Hauptfläche des Langstädter Markts künftig vorhat, will er in ein paar Wochen öffentlich machen. (Jens Dörr)