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Lara Kresz und Michael Spiehl im Interview

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Von: Norman Körtge

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Das Führungsduo der Stabsstelle für Jugend, Sport und Kultur: Lara Kresz und Michael Spiehl.
Das Führungsduo der Stabsstelle für Jugend, Sport und Kultur: Lara Kresz und Michael Spiehl. © Körtge

Im Frühjahr hat Bürgermeister Dominik Stadler die Stabsstelle für Jugend, Sport und Kultur etabliert. Die hauptverantwortlich handelnden Personen sind Diplom-Sozialpädagoge Michael Spiehl und Sozial-Pädagogin Lara Kresz. Nach einem halben Jahr als Stabsstelle skizzieren sie im Interview ihre Arbeit.

Was genau ist seit dem Frühjahr dazugekommen?

Spiehl: Vor allem das Kümmern um die Kultur und die Vereine. Sport betreue ich zwar seit 2014 schon mit, aber offiziell auch erst seit Mitte März. Kresz: Auch die Städtepartnerschaften, die wir intensivieren und ausbauen möchten, sowie Themen wie Feste und Märkte fallen in unserem Aufgabenbereich. Und als Ansprechpartner für die Vereine sind wir nun auch zuständig für Themen wie die Vereinsförderung und das Erarbeiten der neuen Richtlinien Spiehl: Das Aushandeln von neuen Brauereileistungen für die Stadthalle war vielleicht bislang das Exotischste, was wir eingetütet haben.

Inwieweit ist es in der Vereinswelt angekommen, dass es nun diese Stabsstelle?

Kresz: Es fängt an, sich zu etablieren. Mit dem Wechsel der Zuständigkeit in die Stabsstelle haben wir bereits viele Vereine angeschrieben. Wir sind auch noch am Aktualisieren von Datensätzen. Bei den Sportvereinen ist es durch die Installation des Runden Tisches des Sports schon länger bekannt. Wir haben auch schon weitere Arbeitsgruppen gebildet und sind im Austausch mit dem Vereinsgremium. Dass muss nun einfach wachsen.

Wie lautet den eine erste Zwischenbilanz der Stabsstelle?

Spiehl: Ein großes Manko ist, dass wir für das, was wir dazu bekommen haben, eigentlich gar nicht personell ausgestattet sind. Wir haben eine halbe Stelle dazu bekommen zum Status quo Kinder- und Jugendförderung vorher. Mittelfristig muss das Ziel sein, dass es eine weitere Stelle gibt. Bei uns wird leider immer wieder vergessen, dass wir zwar ein großes Team sind, wir aber mit FSJlern und 450-Euro-Kräften das gesamte Programm stemmen. Die Konzeptarbeit läuft hier bei den drei Hauptamtlichen zusammen. Eine weitere Stelle wäre also auch eine Form von Kultur- und Vereinsförderung.

Damit sind wir beim Thema neue Richtlinien für die Vereinsförderung. Die Politik macht Druck. Wie geht die Stabsstelle damit um?

Spiehl: Das mit dem Antrag aus der Politik ist legitim, war aber ärgerlich für uns. Gerade deshalb, weil wir uns verwaltungsintern schon reingedacht und unsere eigenen Vorstellungen entwickelt haben. Und dann kommt der Antrag mit relativ vielen Vorgaben rein, natürlich weil in den letzten Jahren an dieser Stelle nichts passiert ist. Angesichts eines neuen Bürgermeisters im Amt und einer neu etablierten Stabsstelle hätten wir uns doch ein wenig mehr Zeit gewünscht und ein bisschen mehr Kommunikation im Vorfeld. Dass, was jetzt in der Kürze der Zeit rausgekommen ist mit der Beteiligung der Vereine, ist nicht das, was wir eigentlich gerne gemacht hätten. Die Themen Partizipation und Kommunikation sind unser täglich Brot. Da hätten wir uns gewünscht, dass die Politik vorher mit uns kommuniziert und wird auch zusammen mit den Vereinen ohne Zeitdruck intensiver in die Tiefe blicken können. Raus gekommen ist jetzt zunächst nur eine Umfrage.

Was wird abgefragt?

Kresz: Wie die Zufriedenheit mit der bisherigen Vereinsförderung ist, ob man mit den Geldern zurechtkommt und ob Investitionen geplant sind. Spiehl: Und wenn eine Unzufriedenheit da ist, die Frage nach dem Warum. Aus der Finanzabteilung haben wir das Feedback bekommen, dass sich in den vergangenen Jahren kaum Vereine geäußert haben, dass die Förderung nicht stimmig und nicht ausreichend ist. Ich habe vor vielen Jahren die letzten Gespräche zu den Vereinsförderungsrichtlinien am Rande miterlebt. Das ist damals lange verhandelt worden Kresz: Es ist ein schwieriges Thema, da die Unterschiede zwischen den Vereinen riesig sind. Man kann nicht innerhalb weniger Wochen so ein Papier neu auflegen, sodass es jedem gerecht wird.

Einige Vereine aus der Kernstadt haben jüngst in einem offenen Brief die problematische Hallensituation angesprochen und gar von einem drohenden Ende der Kultur gesprochen. Wie geht ihr damit um?

Kresz: Hallenkapazitäten können wir natürlich nicht schaffen. Spiehl: Aber wir sind, was die karnevalstreibenden Vereine angeht, schon im Sommer in einer neuen AG zusammengekommen, um uns deren Sorgen und Nöte, auch wegen der Hallen, anzuhören und auf die Suche nach Alternativen und neuen Wegen zu gehen. Zum Beispiel stellen wir den Kontakt her zum Landkreis wegen der Schulsporthallen und die Vereine selbst haben auch schon selber stimmige Alternativen gesucht.

Der Carnevalverein plant, in die Reithalle auszuweichen.

Spiehl: Genau. Wir wollen, dass alles auch begleiten und aktiv unterstützen. Es ist eine schwierige Zeit mit Corona und der nicht oder nur eingeschränkt nutzbaren Hallen. Deshalb müssen wir auch gemeinsam Ideen erarbeiten. An verschiedenen Stellen sind gute Pläne und Programme entstanden. Von einem Ende der Kultur kann man da nicht sprechen. Die Vereine sind nun teils mehr als zuvor auf die Stadt angewiesen. Das nehmen wir ernst und nehmen uns auch die Zeit und versuchen, wie gesagt, gemeinsam Alternativen zu erarbeiten. Auch mit Unterstützung vom Bauamt. Das ist auch die Sicht- bzw. Vorgehensweise von Bürgermeister Stadler: Wenn wir hier in der Stabsstelle nicht weiterkommen, dann holen wir noch jemand aus dem Fachbereich Bauwesen hinzu.

Dann sieht doch alles gar nicht so schwarz aus?

Kresz: Ich glaube, es ist tatsächlich oft die Kommunikation und die Mechanismen, die sich sowohl bei Vereinen als auch bei der Stadt in den letzten Jahren etabliert haben, dass jeder eher für sich alleine gekämpft hat. Das wollen wir aufweichen und auch neue Ideen zusammenfügen. Wir wollen nicht primär Hallenkapazitäten organisieren, sondern auch den ein oder anderen Knoten im Kopf lösen. Die wichtige Info an die Vereine: Da ist jetzt wieder jemand, denn kann ich mal anrufen. Das muss sich erst wieder etablieren und darauf arbeiten wir hin. Wir sehen uns ganz klar auch als Dienstleister für die Vereine. Als Mitglied im Corona-Stab der Verwaltung haben wir auch Vereine informiert und beraten.

Noch mal zum Thema Kultur: Mit dem Bundesförderprogramm „Neustart Kultur“ und dem Landkreis hat die Stabsstelle den Bawwehäuser Kultursommer unter dem Motto „Local Heroes“ gestemmt. Wie ist das zustande gekommen?

Spiehl: Da haben wir uns ganz schön strecken müssen. Das Programm haben wir wegen Fristen bei den Förderrichtlinien innerhalb von zehn Tagen organisiert. Die Taktung über drei Wochen am Stück war folgendermaßen: Freitags die Ferienspiele beendet, Abbau in Langstadt bis in den Abend hinein und dann hier auf dem Schachbrett gleich wieder für die Jamsession mit Joe Whitney aufgebaut. Eine Woche später die „Backroots“ und dann noch den Hardrock-Event hinterher. Also an drei Wochenenden nach den Ferienspielen noch was draufgepackt. Das würden wir normalerweise nie so terminieren.

Warum diese enge Taktung?

Kresz: Wir waren da in die Vorgaben des Bundesförderprogramms „Neustart Kultur“ gepresst. Wir mussten bis Mitte September fertig sein. Spiehl: Aber es hat sich auch gelohnt. Es hat einen guten Effekt gehabt. Wir haben viele positive Feedbacks bekommen. Mit viel Anstrengung und auch vielen Überstunden haben wir gezeigt, dass Babenhausen durchaus in der Lage ist, kulturell – neben etablierten Veranstaltungen – und auch mit relativ wenig Geld, einiges zu bieten. Kresz: Das war auch unser erstes großes Förderprogramm, in das wir involviert waren. An den nächsten Fördertöpfen sind wir schon dran.

Wie viel Geld gab es für den Kultursommer?

Spiehl: 6200 Euro für alle Veranstaltungen.

Wie lautet das Fazit zu Local Heroes?

Spiehl: Die Jamsession hätte wetterbedingt mehr verdient gehabt, die Stimmung war trotzdem klasse. „Backroots“ war mit den maximal zugelassenen 200 Personen ausverkauft und Heavy Metal ist nicht jedermanns Geschmack. Kresz: Aber auch da hatten wir mit 90 Gästen einen super Abend. Und abseits der drei markanten Konzerte waren auch die anderen Veranstaltungen gut besucht. Die zweite Lesung von Silke Kasamas an der Stadthalle war mit 25 Gästen sehr schön. Der Graffiti-Jam war top, die Fotowalks haben unter der Terminsetzung in den Ferien gelitten. Die Lichtmalerei ist sowieso ein Dauerbrenner.

Was waren neben den Fristen die Herausforderungen ?

Kresz: Wir haben damit Neuland betreten. Andere Kommunen haben schon jahrelang ein etabliertes Kulturprogramm. Wir hatten den Anspruch, wir hauen jetzt mal zum Start was Großes und Buntes raus, ein Programm, was vielfältig ist und was es so noch nicht gegeben hat. Andere Kommunen fragen nun an, wie wir das gemacht haben. Wir profitieren dabei von unserem existierenden Netzwerk aus der Kinder- und Jugendförderung, denn auch hier gab es in der Vergangenheit tolle kulturelle Veranstaltungen.

Gibt es eine Neuauflage?

Spiehl: „Local Heroes“ als unsere Eigenkreation werden wir beibehalten. Wir haben für nächstes Jahr Mittel im Haushalt beantragt für kulturelle Veranstaltungen und hoffen, dass wir die auch bekommen. In diesem Sommer ist auf jeden Fall was Neues entstanden. Leute kommen auf uns zu und fragen, ob wir nicht regelmäßig was zusammen machen können. Es gibt so viele tolle Künstler und Kreative, die wir in diesem Sommer noch nicht berücksichtigen konnten. Kresz: Und „Local Heroes“ zieht sich durch das ganze Programm. Nicht nur bei den Künstlern und Akteuren, sondern auch bei der Bewirtung und dem Getränkeverkauf war es uns wichtig, in die Vereinslandschaft zu gehen und zu fragen, wollt ihr nicht auch dabei sein, um etwa die Vereinskasse wieder etwas zu füllen? Auch örtliche Gastronomen waren mit im Boot. Wir haben die Ressourcen in Babenhausen gut genutzt und alle haben davon profitiert. Bei „Local Heroes“ kann was zusammenwachsen, was es vorher so nicht so gab.

Die Kinder- und Jugendförderung ist lange Kernbereich gewesen. Wie ist da der aktuelle Stand?

Kresz: Jugendtreff und Jugendform laufen wieder. Auch die Band probt. Beim Kindertreff wissen wir noch nicht genau, wie wir es am besten personell, aber auch hinsichtlich der Corona-Verordnungen, bewerkstelligen sollen. Aber wir planen Workshops und Ausflüge. Das ist aktuell besser zu gestalten, als ein kontinuierlicher Treff. Unterm Strich: Dreiviertel des bekannten Programms läuft wieder. (Norman Körtge)

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