Leiche in der Abstellkammer

Ein Drei-Gänge-Menü, gewürzt mit einem verwickelten Kriminalfall: Den Gästen der Vorpremiere des aktuellen Krimidinners von McKenna´s Theater hat die spannende Kost geschmeckt. Familienangehörige und Unterstützer des im November 2021 in Babenhausen gegründeten Theaters waren am Samstagabend die Vorkoster des von Michelle und Dustin McKenna geschriebenen Stücks „Setzen! Mord!“, das am kommenden Freitag seine eigentliche Premiere feiert und danach noch weitere sechs Mal aufgeführt wird.
Sickenhofen – Ein Klassentreffen nach vielen Jahren, in dem alte Konflikte aufbrechen, läuft irgendwie aus dem Ruder und gipfelt in einem Mord. Die Sickenhöfer Pfarrscheune war mit viel Liebe zum Detail in einen Klassenraum verwandelt, mit alter Tafel, einem Lehrertisch, verstreuten Schulbüchern und Heften und einer großen Landkarte. Sogar an den immer stinkenden Tafellappen aus der Zeit ohne Smartboards hatten die Requisiteure gedacht.
Das Ambiente passte, als die Gäste sich zwischen ihren Menügängen gemeinsam mit den acht Darstellern – die Leiche schon abgezogen – daran machten, den Kriminalfall zu lösen. Was nicht einfach ist, und bei der Vorpremiere waren die Freizeit-Sherlocks am Ende auch nur ganz nah dran. Obwohl mit der TVB-Vorsitzenden Amelie Kley sogar eine echte Kriminaltechnikerin des Bundeskriminalamtes unter den rätselnden Gästen war.

Wenn sie ihr Köfferchen mit Tupfer & Co. dabei gehabt hätte, wäre die Sache vielleicht anders ausgegangen. Wobei sie tatsächlich deutlich mehr auf Details am Tatort geachtet hat als die anderen.
Die Theatercrew hatte sich sehr viel Mühe gegeben durch eine Flut an Beweisstücken aus Schülerakten, Zeitungsartikeln, Fotos, alten Briefen – darunter auch jede Menge falsche Spuren – für Verwirrung zu sorgen.
„Keine Polizei!“ – so das Kommando der resoluten Catering-Chefin beim Klassentreffen, hervorragend und mit viel Improvisationstalent gespielt von Yasminé. Sie sorgt mit ihren beiden „Angestellten“ nicht nur für den Service am Tisch, wo sich Realität und Fiktion vermischen („Wem darf ich noch was zu trinken bringen?“), sondern steuert die Gäste auch durch das turbulente Geschehen, gibt Hinweise und sammelt an der Tafel zwischendurch die Motive der einzelnen Akteure.
Die Leiche des Klassenclowns Ulli, mit dem alle offensichtlich noch eine Rechnung offen hatten, wird noch vor dem ersten Gang (Tomatensuppe mit Croutons) in einer Abstellkammer gefunden. Er hat einen großen Blutfleck auf dem Hemd und eine Gießkanne in der Hand.
„Einer von uns muss es gewesen sein“, so die alten Schulkollegen und Klassenlehrerin Frau Buschkothe-Meyer. Die Türen werden verschlossen, damit niemand abhauen kann, und das große Rätseln am Tisch beginnt: Wer hat eigentlich die Leiche gefunden? Wer war alleine draußen und wer durchgehend im Raum? Welches Motiv ist das stärkste? Und was hat der Kriminalfall aus den 80ern, von dem eine Polizeiakte gefunden wird, mit dem Mord zu tun?
Den „Testpersonen“ bei der Vorpremiere, die im anschließenden Gespräch mit den Darstellern auch Manöverkritik üben sollten, hat die Sache Spaß gemacht und das Menü in Kooperation mit dem Restaurant „Roter Hahn“ geschmeckt. Die bei den verschiedenen Aufführungen auch wechselnden Darsteller, neben Yasminé an diesem Abend Kristina Keck, Michelle Becker, Sina Seiler, Irina Fries, Selina Kruse, Lukas Ruppelt, Alexanda Specht und Dustin McKenna, müssen bei diesem teilweise auch interaktiven Stück spontan auf ihr jeweiliges Publikum eingehen und auf Unerwartetes reagieren können. „Das ist die Herausforderung“, sagt Theatergründer Dustin McKenna.
Die sieben Krimidinner mit in der Regel 20 bis 24 Gästen sind fast komplett ausverkauft. Die Reservierung einiger weniger Karten und für die Warteliste sind über die Homepage www.mckennas-theater.de möglich.