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Im Sommer muss man aus der Ferne schon genau hinschauen, um die „Schöne Eiche“ zu erspähen. Zu dicht sind dann die Blätterkronen der sie umgebenden vier Linden. Irgendwann um 1900 gepflanzt, um das freistehende Naturdenkmal bei Harreshausen vor Stürmen und anderen Wettereinflüssen zu schützen, sind aus den hageren Begleitbäumen allerdings stattliche Bäume geworden, die drohen, die Eiche zu überwachsen und ihr das Licht zu nehmen. Um dies zu verhindern, aber gleichzeitig ihre Schutzfunktion zu erhalten, sind gestern Vormittag die Linden gekürzt worden.
Harreshausen - „Um zwei bis drei Meter niedriger“, berichtet Mathias Kisling, Leiter des Natur- und Artenschutz beim Landkreis Darmstadt-Dieburg, sollen die Bäume werden. Eine Fachfirma war dazu mit einem Hubsteiger auf das Feld im Norden von Harreshausen angerückt, um die Linden zurückzuschneiden. Man tue einiges, um die insgesamt 49 Naturdenkmäler im Landreis zu erhalten, sagt Kisling. Bereits im vergangenen Jahr sei der Boden rund um die „Schöne Eiche“ gelockert und gedüngt worden. Auch wenn der Stamm mittlerweile größtenteils hohl ist, sei die jahrhundertealte Eiche – mittlerweile dürften es mehr als 580 Jahre sein, ermittelt durch eine Bohrprobe Ende der 1930er Jahre – noch recht vital. „Sie wächst und ist grün“, freut sich Kisling: „Vielleicht schaffen wir ja noch mal 100 Jahre.“ Ein heftiger Sturm oder auch ein Blitzeinschlag könnte die „Schöne Eiche“ jederzeit zerstören.
Mit Eisenstangen und Stahlseilen wird das Naturdenkmal bereits seit Jahrzehnten gestützt, wie es in dem Buch „Die Naturdenkmale des Landkreises Darmstadt-Dieburg“ beschrieben ist, an dem Georg Wittenberger, Vorsitzender des Babenhäuser Heimat- und Geschichtsverein, federführend mitgewirkt hat. Eine vollständig überarbeitet Auflage ist 2016 erschienen. In seiner Funktion als Vorsitzender des Naturschutzbeirates im Landkreis machte er sich gestern auch vor Ort ein Bild von den Pflegearbeiten. Er berichtete dabei auch davon, dass noch vor gut 200 Jahren die „Schöne Eiche“ von Wald umgeben war. Sie überstand auch den Zweiten Weltkrieg. In unmittelbarer Nähe sollte ein Flugplatz entstehen. Zwar gab es seinerzeit bereits Bauarbeiten, fertiggestellt wurde er aber zum Glück nie. „Fraglich“, so Wittenberger, ob die Eiche dann nicht gefällt worden wäre, um freie Flugbahnen zu schaffen. (Von Norman Körtge)