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Wandervereine werden digitaler

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Von: Jens Dörr

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Bei mehreren Workshops unter anderem mit dem Odenwaldklub und ausgesuchten Modellvereinen versucht der Verein Netzwerk Bahnhof Langstadt, die Kommunikation der Wanderer auf digitalere Beine zu stellen.
Bei mehreren Workshops unter anderem mit dem Odenwaldklub und ausgesuchten Modellvereinen versucht der Verein Netzwerk Bahnhof Langstadt, die Kommunikation der Wanderer auf digitalere Beine zu stellen. © Dörr

Das Netzwerk Bahnhof Langstadt macht Wandervereine digitaler. Der Verein arbeitet in einem mehrjährigen Projekt mit Odenwaldklub, Harzklub und Spessartbund zusammen.

Langstadt – Die Förderung kultureller Bildung sowie sozialer, medialer und künstlerischer Angebote in der Region hat sich der Verein „Netzwerk Bahnhof Langstadt“ zum Ziel gesetzt, der vor acht Jahren dafür gegründet wurde. Zudem will der Verein die Geschichte von Bahnhof und Eisenbahnlinie zwischen Heubach und Babenhausen erlebbar machen.

Während die in Kooperation mit dem Groß-Umstädter Bauunternehmer Hans Goll (kaufte das Langstädter Bahnhofsgebäude vor elf Jahren) geplante Sanierung der verfallenen Immobilie im Stadium prinzipieller Absicht verharrt, ist der Verein bei seiner inhaltlichen Arbeit weiter aktiv. Seit dem Frühjahr läuft ein auf drei Jahre angelegtes Projekt, für das der Verein Anfang vor einigen Monaten sogar eine Mitarbeiterin eingestellt hat.

Dabei handelt es sich um Valentina Petermann. Sie ist auch Lehrbeauftragte für Medienkommunikation und Social Media am Dieburger Campus der Hochschule Darmstadt und hat dort selbst ihren Bachelor im Studiengang International Media Cultural Work gemacht. Beim Projekt, das sie für den Langstädter Verein als wissenschaftliche Mitarbeiterin betreut, werden Gebietsvereine des Deutschen Wanderverbands wie der Harzklub, der Odenwaldklub (OWK) und der Spessartbund bei der Entwicklung von Digitalisierungskonzepten für Wandervereine unterstützt. Drei Jahre lang fördern dies unter anderem Mittel des Bundesinnenministeriums.

Petermann erläutert, dass das Projekt die Bedürfnisse der Wandervereine in Sachen interner und externer Kommunikation in den Mittelpunkt stelle. Dafür wurden modellhaft Ortsgruppen ausgewählt – etwa der OWK Höchst. Die ersten Workshops, an denen beispielsweise auch Vertreter des Ortsvereins Lengfeld und des Gesamt-OWK (der 12 000 Mitglieder in 85 Ortsgruppen repräsentiert) teilnahmen, sind inzwischen absolviert. „Wir wollen mit Modellvereinen ein digitales Selbstbewusstsein entwickeln und die Ergebnisse dann auch allen anderen Vereinen nutzbar machen“, schildert Petermann den Plan.

Ihre eigene Rolle sieht sie dabei „nicht als Lehrerin oder Betreuerin, sondern als Vermittlerin“. Jede Ortsgruppe habe einen speziellen kommunikativen Bedarf, stoße dabei aber gerade bei der Nutzung digitaler Kanäle auf Herausforderungen wie den Datenschutz oder habe schlicht Schwierigkeiten beim Verwenden digitaler Werkzeuge. Auch die Sorge, mit digitaler Kommunikation gegenüber den eigenen – oft älteren – Mitgliedern und externen Anspruchsgruppen schlicht seine Zeit zu verschwenden, sei gerade in der Gruppe Ü60 anzutreffen.

Am Beispiel der OWK-Ortsgruppen Höchst und Otzberg (auch drei Vereine aus dem Harzklub und zwei aus dem Spessartbund beteiligen sich am Projekt) skizziert Petermann die Aufgabe. „Aktuell und für ihre Altersgruppe sind die Ortsgruppen gut so, wie sie sind. Das ist aber nicht nachhaltig. Deshalb wollen wir gemeinsam Strukturen bauen, mit denen diese Vereine in die Zukunft schauen können.“ Entstehen sollen mithilfe digitaler Werkzeuge Kommunikationsstrukturen, eine Angebotsdatenbank und Strategien zur Gewinnung ehrenamtlicher Mitarbeiter. Petermann vermittelt derlei an der Seite von Workshop-Leiter Aleksandar Vejnovic. Er ist als Honorarkraft involviert.

Beide wollen mit dem Projekt nicht nur praktische Dinge an die Wanderer bringen und gemeinsam mit der Basis dauerhaft abrufbares Wissen kreieren. Sie sehen die Modernisierung der manchmal etwas verstaubt wirkenden Kommunikation der Wandervereine auch von einer abstrakteren Ebene aus: „Digitalisierung öffnet auch den Weg zur Demokratisierung“, ist Valentina Petermann überzeugt. „Digitale Teilhabe, Offenheit und Vielfalt sind auch eine gute Extremismusprävention.“ Die Tradition, die mancher Wanderverein sehr hochhalte, sei durchaus etwas Positives. „Aber Tradition heißt ja nicht, dass alles für 100 Jahre gleich bleibt“. (Jens Dörr)

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