Nikolaus kommt mit Blaulicht in Hergershausen

Na, da war was los: Der Nikolaus ist in Hergershausen im Feuerwehrauto zur Bescherung bei den Kindern vorgefahren
.Hergershausen - Einige der 70 Knirpse, die auf der langen Adressliste standen, wussten gar nicht, was sie aufregender finden sollten. Den Mann im roten Mantel mit Bart und Maske, dessen Stimme große Ähnlichkeit mit der des Feuerwehrmanns Marcel Paul hatte, oder das große Fahrzeug mit Baulicht, das sie selten so aus der Nähe sehen können. Auf jeden Fall werden die meisten von ihnen diesen ersten Advent nicht so schnell vergessen.
„Mein Sohn war die ganze Woche krank. Dieser Besuch vom Nikolaus tut ihm jetzt so richtig gut“, sagte eine Mutter, dankbar für das ungewöhnliche Erlebnis, das die Jugendfeuerwehr ihren zwei Kindern bereitete.

Nicht nur für die Kinder, sondern auch für die beiden Jugendwarte Florian Wadephul und Safeer Ahmad war die Aktion eine Premiere. Über 70 Tütchen mit kleinen Bastel- und Spielsachen, Pixie-Heften über Feuerwehrthemen und Süßigkeiten hatten sie gepackt. Dabei hatte sich die erste Hürde aufgetan, aus der sie bei einer Wiederholung im kommenden Jahr auf jeden Fall lernen wollen. Denn es warteten auch Babys auf sie. „Im nächsten Jahr müssen wir unbedingt eine Altersbeschränkung machen, denn die Eltern hatten Kinder zwischen neun Monaten und zehn Jahren bei uns angemeldet. Wir können ja nicht ganz verschiedene zum Alter passende Geschenktüten packen“, sagten die engagierten Feuerwehrmänner, die den kleinen Hergershäusern in dieser Zeit, in der auch Kinder auf einiges verzichten müssen und viele vorweihnachtliche Veranstaltungen ausfallen, ganz einfach eine Freude machen wollten. Aus den Anmeldungen für den Nikolaus-Besuch hatten sie einen Routenplan erstellt, der mit Bart plus Maske gut verhüllte Nikolaus wurde am Feuerwehrhaus eingepackt und losging es.
Dass die beiden Jugendleiter sich die Mühe gemacht hatten, im Vorfeld alle Tüten mit den Namen der Kinder zu versehen – „damit es persönlicher ist“ – entpuppte sich als zweite unerwartete Hürde. Denn vor jedem Stopp musste genau überprüft werden, ob die Geschenke mit dem richtigen Namen im Nikolaussack waren. Zusätzlicher Zeitaufwand. Und die Kinder schauten nicht groß nach ihrem Namen auf dem Geschenk, zu gebannt waren sie von ihrem Besucher und seinem Fahrzeug. Manche waren so aufgeregt, dass sie sogar vergaßen, ihre Haus- oder andere Schuhe anzuziehen und auf Socken vor dem Nikolaus standen. Einige Kinder übergaben ihm selbst gebastelten Weihnachtsschmuck für den großen Baum auf dem Dalles, den die Jugendfeuerwehr am ersten Adventssonntag traditionell schmückt. In diesem wie im vergangenen Jahr allerdings ohne Fest.

Ganz Eifrige sagten dem Mann im roten Mantel sogar ein Gedicht auf oder hatten ihm ein Bild gemalt. Der fragte die Kinder im Gegenzug nach der Notrufnummer.
Während die Eltern und Großeltern von der Aktion durchweg begeistert waren und ihr Lob und ihren Dank für die „tolle Aktion“ äußerten, zeigten die Kinder auch unerwartete Reaktionen. Neben beinahe andächtiger, stummer Freude und leuchtenden Augen bei der Mehrheit, gab es auch vereinzelt ängstliche Blicke. Vor allem einige kleinere Mädchen ergriffen panikartig die Flucht oder mussten von Mama oder Papa zur Geschenkübergabe eskortiert werden. Was teilweise auf die Pandemie zurückzuführen ist. „Meine Tochter hat noch nie einen Nikolaus gesehen“, erklärten die Mütter die ängstlichen Reaktionen. Ganz klar, wer vier oder fünf Jahre alt ist, kann sich kaum an die Zeit vor der Pandemie mit Adventsmärkten, Weihnachtsfeiern und Nikolaus-Auftritten erinnern. Dabei gehört der doch zu den Guten – ebenso wie die drei Hergershäuser Feuerwehrmänner, die über vier Stunden Geschenke an die Kinder im Dorf verteilten. (Petra Grimm)