SV Germania Babenhausen hat einen neuen Vorsitzenden

Seit mehreren Jahren ist der SV Germania Babenhausen in der Kernstadt von der Bildfläche verschwunden.
Babenhausen - Bei den Männern bildet der 110 Jahre Fußball-Verein eine Spielgemeinschaft mit dem TSV Langstadt, die ausschließlich im Stadtteil kickt. Weil die Pachtverträge für die beiden Sportgelände „Am Ostheimer Hang“ und „Im Riemen“ seitens der Stadt beendet wurden, sich die Germania als einstiger Platzhirsch am Ostheimer Hang nach dem dortigen Vereinsheim-Abriss nicht mehr einmieten will und der Riemen-Platz zur Gewerbefläche wird, ist ohne Domizil auch der Junioren-Fußball zum Erliegen gekommen.
Die Mitgliederzahl sank steil und mancher erwartete in naher Zukunft gar die Liquidation des Vereins. Doch der SV Germania hat bei seiner ersten Mitgliederversammlung seit 2019 nun entschieden, dass er erst mal weitermachen möchte.
Voraussetzung dafür war, dass sich unter den nur noch 62 Mitgliedern genug Personen für den neuen Vorstand finden würden. Dies ist gelungen: Die Anwesenden wählten in ziemlich kleiner Runde Toni Coppolecchia zum neuen Vorsitzenden. Coppolecchia war freilich schon in den vergangenen Jahren eine der treibenden Kräfte der Germania gewesen. Viele Fäden hatte er nicht erst seit dem Rückzug der Vorsitzenden Tihana Posavec-Hennigs in der vergangenen Amtszeit in der Hand. Posavec-Hennigs hatte sich in Folge des Desasters mit dem Verlust der zwei Sportgelände und eines veritablen Streits des Vereins mit Bürgermeister Dominik Stadler (parteilos) sowie Unstimmigkeiten schon mit dessen Amtsvorgänger Joachim Knoke (SPD) aus der vordersten Reihe zurückgezogen und ihre Position intern niedergelegt. Zugleich ließ die Frau des 2021 verstorbenen Germania-Ehrenpräsidenten Hans-Jürgen Hennigs den Klub im Hintergrund nicht im Stich und ist im neuen Vorstand nun als Beisitzerin wiedereingestiegen.

Wie der zweite Beisitzer Michael Freund gehört die Ex-Vorsitzende aber nicht mehr dem geschäftsführenden Vorstand an. Dort stehen Coppolecchia nun Helmut Wolf als stellvertretender Vorsitzender und Manuel Kneissl als Mann für die Finanzen zur Seite. Die Jugendleiter-Position ist ebenso wie die Altherren-Abteilungsleitung vakant. Die zentrale Rolle des mit den Sponsoren des Männer-Fußballs sowie den aktiven Spielern gut vernetzten Coppolecchia verdeutlicht der Umstand, dass ihn der neue Vorstand in Kürze auch zum Spielausschussvorsitzenden – der er bislang formal ausschließlich war – bestimmen wird.
Doch ohne Jugend und Platz – bis zum Bau eines Schulsportzentrums nahe der Schumann-Schule dürfte es noch mindestens fünf Jahre dauern – und im Schatten des Streits mit der Stadt bleibt die Frage: Quo vadis, Germania? „Finanziell stehen wir mit einer schwarzen Null da und die Zusammenarbeit mit dem TSV Langstadt ist absolut lobenswert“, sagt Coppolecchia. Der neue Vorsitzende entwirft die „Idee, dass wir ein eigenes Kleinfeld in Babenhausen bauen, wenn wir dafür ein Grundstück finden. Dort würden wir uns in der Jugendarbeit künftig auf die Altersklassen beschränken, die noch auf Kleinfeld spielen. Anschließend würden die Kinder dann in Spielgemeinschaften wechseln.“
Er persönlich, Unternehmer in der Industriereinigung, sei „bereit, ein solches Kleinfeld mit einem nicht unerheblichen Betrag mitzufinanzieren“. Potenzial für Nachwuchs-Fußball sei in der 9 000 Einwohner zählenden Kernstadt „fraglos vorhanden, und mit den neuen Baugebieten in Babenhausen kommen ja Tausende Einwohner dazu“, meint Coppolecchia. (Jens Dörr)