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Ostermarkt befriedigt Nachholbedarf

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Der Drechsler von Leonberg Jürgen Klopsch fertigte Holzschüsseln in allen Größen live an.
Der Drechsler von Leonberg Jürgen Klopsch fertigte Holzschüsseln in allen Größen live an. © Grimm

100 Marktbeschicker und 50 Hobbykünstler zeigen ihre besten Seiten

Babenhausen – Harley-Bären gehen immer. „Der wird auf jedem Markt gekauft“, sagt Ingrid-Renate Berlich. Der pelzige Rocker in der Lederjacke mit rotem Stirnband und Jeans ist wirklich ein Prachtstück. Aber eigentlich sind alle Exemplare der Gattung Teddybär, die die kreative Seniorin aus Bad Vilbel seit über 20 Jahren per Hand anfertigt, zauberhaft und originell. Bei der Hobbykünstlerausstellung in der Stadthalle präsentierte sie ein ganzes Bärenuniversum, darunter zwei pelzige Taucher – einer wird gerade von einem Hai gefressen – einen Raumfahrer im Zottelfell, ein bayerisches Bärenpärchen oder auch nostalgisch wirkende Bärenmädchen in zarten Kleidchen.

Ausschließlich mit der Hand genäht wird auf der Seite, die am Ende nach innen gestülpt wird. Zur Füllung nimmt die Bärenmutter, die Stammgast in Babenhausen ist, für Allergiker geeignete Bastelwatte. Man kann ihr bei der Arbeit über die Schulter sehen. Wie einigen der rund 50 Aussteller der Hobbykünstlerschau, die ebenso wie das Osterfeuer, die Gewerbeschau und der verkaufsoffene Sonntag zum zweitägigen Ostermarkt gehört, den die Vergnügungsbetriebe Fendt nach zwei Jahren Zwangspause am Wochenende in der Innenstadt wieder auf die Beine gestellt haben.

Berlich, die mit ihren Teddys alljährlich etwa zwölf Märkte in der Region besucht, war voll des Lobes: „Der Babenhäuser Hobbykünstlermarkt ist einer der am besten bestückten, abwechslungsreich und gut organisiert“. Das Angebot war wieder überwältigend: Handgefertigter Schmuck, Taschen, Häkeltiere, Grußkarten, Gestecke, Gemälde, Deko-Artikel jeder Couleur. Und natürlich Hasen und von Hand bemalte Eier, die für einen Hauch von Frühling sorgten. Auch wenn das Wetter zumindest am Samstag sehr durchwachsen war und der April sich auf seiner ganzen Klaviatur austobte.

Auch die bekannte Babenhäuser Künstlerin Ine Reichart war froh, nach zweijähriger Ausstellungspause wieder einige Gemälde präsentieren zu können. So ging es wohl den meisten Kunsthandwerkern, die sich mit den Besuchern und untereinander austauschten. Geselligkeit wird langsam wieder möglich. Auch daran muss man sich erst gewöhnen.

„Corona hat uns sehr verändert und viel genommen“, sagte Landrat Klaus Peter Schellhaas, der den 31. Babenhäuser Ostermarkt gemeinsam mit Bürgermeister Dominik Stadler und Marktorganisator Helmut Fendt eröffnete. Für den Bürgermeister war die Markteröffnung eine Premiere. Denn auch die Altstadtfeste und Weihnachtsmärkte waren der Pandemie zum Opfer gefallen. Stadler sprach von einem „monatelangen Prozess mit sich ändernden Einschränkungen“ im Vorfeld der Großveranstaltung.

Organisatoren und Besucher waren froh, dass es geklappt hat. „Endlich ist wieder mal was los“, war der allgemeine Tenor auf der Schlemmer- und Einkaufsmeile. Das Osterfeuer mit Feuerwerk am Samstagabend wurde trotz des Wetters zum Publikumsmagnet. Da gab es ganz offensichtlich Nachholbedarf, ebenso wie bei den kleinen Festbesuchern, die die Fahrgeschäfte umlagerten. Mit Freikarten für ihr Karussell erfreuten Angelika und Helmut Fendt die ukrainischen Kinder, die im Seniorenzentrum Bethesda untergebracht sind.

Neben Vertrautem, wie die 14-jährige Natalie Diehl, die seit sieben Jahre im Hasenkostüm bunte Eier an die Besucher verteilt oder dem Langstädter Posaunenchor, der wie gewohnt und gekonnt zur Eröffnung auf dem Marktplatz aufspielte, gab es neue Ideen und Stände unter den hundert Marktbeschickern.

In die Abteilung neue Ideen fällt die Nabu-Ortsgruppe, die im Hof des Heinrich-Klein-Hauses am Samstag zu ihrer ersten Pflanzentausch-Börse einlud. Rund hundert Pflanzen, von Erdbeeren und Tomaten bis zu Stiefmütterchen, Herzgespann oder Knoblauch-Lauch wurden getauscht oder verschenkt.

Zum ersten Mal auf der Ostermarktmeile bot Jürgen Klopsch, der Drechsler von Leonberg, seine Holzobjekte, vor allem Schüsseln in allen Größen und Maserungen, an. Auch ihm konnte man beim Werkeln zusehen und dabei einiges über Holz lernen. So sollen die Späne der vor allem in Österreich beheimateten Zirbelkiefer beruhigend wirken.

Klopsch verkauft sie in kleinen Säckchen und erzählte gerne die Geschichte, nach der vor einiger Zeit eine Frau mit einem im Kinderwagen schreienden Kleinkind, der er ein solches Säckchen in den Wagen legte, zunächst skeptisch abzog. Nach einiger Zeit aber zurückkehrte und gleich drei Säckchen kaufte. (Petra Grimm)

Der Nabu bot eine Pflazentauschbörse.
Der Nabu bot eine Pflazentauschbörse. © Grimm
Für Frühling in der Stadthalle sorgte Irena Aleksandrova aus Aschaffenburg mit bemalten Eiern, Grußkarten, Gestecken und mehr.
Für Frühling in der Stadthalle sorgte Irena Aleksandrova aus Aschaffenburg mit bemalten Eiern, Grußkarten, Gestecken und mehr. © Grimm
Beim Ostermarkt war neben der Marktmeile in der Innenstadt mit rund 100 Beschickern auch die Schau der 50 Hobbykünstler in der Stadthalle (Foto) ein Magnet.
Beim Ostermarkt war neben der Marktmeile in der Innenstadt mit rund 100 Beschickern auch die Schau der 50 Hobbykünstler in der Stadthalle (Foto) ein Magnet. © Grimm

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