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Pfarrer Frank Fuchs verlässt Babenhausen

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Von: Norman Körtge

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Im Garten hinter dem Pfarrhaus an der Fahrstraße hinterlässt Pfarrer Frank Fuchs gut tragende Obstbäume.
Im Garten hinter dem Pfarrhaus an der Fahrstraße in Babenhausen hinterlässt Pfarrer Frank Fuchs gut tragende Obstbäume. © Körtge

Nach 18 Jahren verlässt Pfarrer Frank Fuchs Ende Juli die evangelischen Kirchengemeinden Babenhausen und Harreshausen und wechselt auf eine Pfarrstelle nach Bensheim-Schwanheim.

Babenhausen - Der 56-jährige Frank Fuchs wandelt dabei auf den Spuren seines ehemaligen Babenhäuser Kollegen Hans Greifenstein – bekannt auch vom „Ersten Allgemeinen Babenhäuser Pfarrer(!)-Kabarett“ – der vor gut 16 Jahren ebenfalls nach Schwanheim ging.

Herr Pfarrer Fuchs, warum verlassen Sie Babenhausen?

Ich bin jetzt als Pfarrer 18 Jahre in Babenhausen. Das ist schon eine lange Zeit. Es ist eine Zeitspanne, in der man einstige Konfirmanden traut oder auch schon deren Kinder tauft. Und klar: Man kennt viele Menschen und Familien. Aber der Entschluss hatte auch damit zu tun, dass ich bereits sehr oft in Bensheim bin durch meine Familie. Ich komme ursprünglich aus Pfungstadt. Meinen Onkel besuche ich in der Gegend im Altersheim und meine Mutter ist auf Hilfe angewiesen. Diese Hin- und Herfahrerei ist schon anstrengend. Und ich wollte mein Leben ein Stück vereinfachen. So ist der Entschluss gereift, mich dort auf eine Pfarrstelle zu bewerben.

Ihre Bewerbung hat aber auch etwas mit den vorgesehenen Pfarrstellenkürzungen zu tun.

Das ist richtig. Die Stellensituation in Babenhausen ist so, dass in gut zwei Jahren eine der beiden Stellen (Anmerkung der Redaktion: Pfarrerin Andrea Rudersdorf ist Inhaberin der zweiten Pfarrstelle) um ein Viertel gekürzt wird. Dann müssten beide Pfarrer aushandeln, wer woanders noch einen Dienstauftrag übernimmt.

Aber Kürzungen gibt es überall.

Ja, in Schwanheim werde ich der letzte Pfarrer auf voller Stelle sein. Dort soll ich, so ist der Plan, bis zu meinem Ruhestand bleiben, werde aber auch in anderen Gemeinden aushelfen.

Gibt es bereits für Sie einen Nachfolger?

Ja, es gibt einen Bewerber. Nun muss der Kirchenvorstand entscheiden.

Was hat Ihre Familie zu Ihrem Entschluss gesagt?

Meine Frau Carole trägt alles voll mit. Sie ist noch Lehrerin in Jügesheim an der Georg-Büchner-Schule und hat leider in Südhessen noch keine neue Stelle in Aussicht.

Und Ihre vier Kinder.

Die Älteste hat gerade ihr Abitur gemacht und verlässt uns. Sie geht nach Italien für einen ökumenischen Sozialdienst . Die anderen drei – 16, 14 und neun Jahre alt – ziehen mit um. Der Jüngste nimmt alles ganz positiv auf, die Mittlere ist auch zufrieden. Für den Ältesten ist es nicht ganz so optimal, weil er jetzt in der elften Klasse ist und in die zwölfte wechselt.

Was nehmen Sie an Erinnerungen und Erfahrungen aus der Gemeindearbeit in Babenhausen mit?

Die Erfahrung aus vielen, gut funktionierenden Gottesdiensten: Vor allem die mit besonderer Musik und Literatur. Die Valentins-Gottesdienste waren auch gut besucht. Die Gesprächsabende und Glaubenskurse waren sehr intensive Situationen in kleinen Gruppen mit tiefgehenden Gesprächen zum Glauben und zu Lebensfragen. Auch die Freiluft-Gottesdienste wie zuletzt an Himmelfahrt an der Papiermühle, die Hirtenweihnachten in Harreshausen, die Gartengottesdienste im Pfarrgarten. Die Kinder- und Jugendarbeit hat mir sehr am Herzen gelegen. Oder die Kinderbibelwoche. In der ersten Sommerferienwoche werde ich diese ein letztes Mal betreuen.

Und was bleiben für Erinnerungen an die Stadt?

Die Altstadt mit der Stadtkirche und den anderen historischen Gebäuden ist schon ein Juwel. Und daran durfte ich auch als Pfarrer beteiligt sein. Die Sanierung der Stadtkirche fiel in meine Zeit. Als Vorsitzender des Kirchenvorstands durfte ich damals den hessischen Denkmalpreis für die Kirchenrenovierung entgegennehmen. Auch die Sanierung der Harreshäuser Kirche habe ich begleitet sowie die Renovierung des Pfarrhauses in der Backhausgasse. Das waren jeweils große Denkmalschutzprojekte.

Die Frage nach schönen Momenten gehört zum Abschied dazu.

Das sind sicherlich die Pfingstmontage mit dem gemeinsamen Fest der vier christlichen Gemeinden auf dem Marktplatz: Würden wir nur einen Gottesdienst in der Kirche machen, dann wären nur ein paar Leute da. Auf dem Marktplatz ist dann aber das volle Leben, die Ökumene lebt. Da spürt man richtig den Pfingstgeist. Unvergesslich ist mir aber auch das Jubiläumsjahr „500 Jahre Reformation“ 2017 mit meinem selbst geschriebenen Theaterstück über die Reformation in Babenhausen. Ich selbst spielte Erasmus Alberus.

Was werden Sie denn am meisten vermissen?

Vor allem natürlich die Menschen, die mir sehr ans Herz gewachsen sind. Diese Beziehungen im Herzen werden auch bleiben.

Wie hat die Gemeinde Ihren Weggang aufgenommen?

Ich habe ein großes Bedauern gehört. Ein Kirchenvorsteher hat mir aber auch gesagt, dass Bedauern eine Form der Anerkennung ist. Es heißt ja auch, dass man mich geschätzt hat.

Vor 18 Jahren bei der Amtseinführung: Pfarrer Frank Fuchs zusammen mit seiner Frau Carole und der ersten Tochter.
Vor 18 Jahren bei der Amtseinführung: Pfarrer Frank Fuchs zusammen mit seiner Frau Carole und der ersten Tochter. © Grimm

Wie geht es Ihnen nach Ihrer Darmkrebserkrankung.

Mir geht es sehr gut. Ich fühle mich sehr motiviert und bin bei vollen Kräften. Das ist für mich eine große Gnade. Die Diagnose lautet unheilbar krank mit palliativer Behandlung. Alle drei Wochen habe ich jetzt zwar noch Chemo, aber die Metastasen sind weggegangen. Es ist schon ein Wunder bei dieser Diagnose.

Hat die Krebs-Diagnose 2019 und die Heilung Sie verändert?

Am Anfang war ich sehr traurig, weil ich nicht wusste, ob ich das nächste Jahr noch überlebe. Denn noch vor der Operation hatte mir ein Arzt gesagt, dass es so kommen könnte, wenn die anschließende Chemotherapie nicht wirken würde. Letztendlich gehe ich gestärkt daraus hervor, weil ich das Unfassbare mithilfe der Medizin bewältigen konnte.

Was hat Ihnen Kraft gegeben?

Ich habe viel gesungen, vor allem christliche Lieder, in denen es um Hoffnung und Wunder geht. Ich musste ja auf ein Wunder hoffen – und das Singen und Musizieren hat mir seelisch gutgetan und mich ein Stück weit wieder aufgebaut.

Wie hat die Gemeinde auf Ihre Erkrankung reagiert?

Ich hatte einige Besuche, habe aber auch viele Karten bekommen, in denen geschrieben stand, dass manche für mich gebetet haben. Das hat mich sehr berührt. Dafür war ich auch sehr dankbar. Denn was kann man da noch tun außer beten? Deshalb ist es auch schwer, für mich wegzugehen, wenn ich spüre, dass sich Menschen im tiefsten Inneren für mich eingesetzt haben.

Was hat sich für Sie seit der Diagnose und dem anderthalb Jahren währenden Heilungsprozess verändert?

Ich sehe natürlich mehr die Begrenztheit des Lebens. Ich versuche, jeden Tag möglichst gut und gesund zu leben. Ich trinke zum Beispiel keinen Alkohol mehr und ernähre mich gesünder.

Was wünschen Sie den Gemeinden in Babenhausen und Harreshausen?

Ich hoffe sehr, dass der Glaube weiter lebendig gelebt wird, dass Menschen zusammen kommen, Glauben und Gemeinschaft spüren. (Das Gespräch führte Norman Körtge)

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