Pfarrer Ulrich Möbus wechselt nach Babenhausen

Abschiednehmen heißt es derzeit für Pfarrer Ulrich Möbus, seine Frau Gabi und die fünf Kinder Pauline, die Zwillinge Marie und Simon, Noah und Ole aus Altheim. Es geht nach Babenhausen.
Harpertshausen/Altheim/Babenhausen – Die Umzugskartons im Altheimer Pfarrhaus, in der die Familie in den vergangenen fast 20 Jahren gewachsen ist, stehen bereit. Ins Pfarrhaus in die Babenhäuser Altstadt ziehen die Eheleute sowie die Söhne Simon und Ole. Möbus stammt ursprünglich aus Nidda in Oberhessen. Theologie studierte er in Oberursel, Göttingen, Tübingen und Mainz. In Darmstadt folgte eine Spezialvikariat in der Klinikseelsorge und anschließend wirkte er sechseinhalb Jahre in Dudenhofen als Pfarrer. 2003 ging es dann nach Altheim und Harpertshausen. Nächste Station: die evangelischen Kirchengemeinden Babenhausen und Harreshausen.
Herr Möbus, was hat Sie bewogen, nach knapp zwei Jahrzehnten in den beiden Gemeinden Altheim und Harpertshausen noch einmal etwas Neues zu wagen?
Ich habe immer gesagt, ich möchte noch einmal wechseln – statt 30 Jahre auf einer Pfarrstelle zu sitzen. Jetzt bin ich 56, sodass ich noch gute zwölf Jahre habe, in denen ich noch etwas bewegen kann. Es ist ja im Moment eine sehr spannende Zeit für die evangelische Kirche mit vielen Veränderungen, die begonnen haben oder auf uns zukommen. Hier hatte ich zwei relativ kleine Gemeinden, während Babenhausen eine Stadtgemeinde ist. Als die Stelle Babenhausen/Harreshausen ausgeschrieben wurde, habe ich mich darauf beworben und freue mich, dass ich gewählt wurde.
Ein Glücksfall für Sie: Der neue Dienstort ist nicht weit.
Klar, ich kenne Babenhausen schon etwas, und ich bin für die Gemeinde kein Unbekannter. Für unsere Familie ist natürlich gut, dass wir unseren Freundeskreis weiter pflegen und unsere Ärzte behalten können.
Wie haben die Altheimer und Harpertshäuser Ihren Abschied aufgenommen?
Die meisten haben es bedauert und finden es schade. Aber es haben auch fast alle Verständnis geäußert. Die beiden Kirchenvorstände wussten, dass ich noch einmal wechseln möchte, und waren nicht überrascht.
Gibt es schon eine Nachfolge für Ihre bisherige Stelle?
Die beiden Kirchenvorstände haben sich sehr rangehalten, um eine möglichst schnelle Ausschreibung der Stelle zu ermöglichen. Seit Mitte Februar läuft die Ausschreibung und geht bis 31. Mai. Sie ist als ganze Stelle in Zusammenarbeit mit dem Dekanat konzipiert. Trotzdem hat sich bisher leider noch niemand bei uns gemeldet.
Was werden Sie denn, auch wenn Sie gar nicht so weit weg sind, an Altheim und Harpertshausen vermissen?
Natürlich in aller erster Linie die Menschen, die ich hier seit fast 20 Jahren begleiten durfte. Freilich werde ich auch unsere Mitarbeiter hier vermissen.
Abschiedsgottesdienst und Einführung
Am Ostermontag, 10. April, wird Pfarrer Möbus im um 14 Uhr beginnenden Gottesdienst in der evangelischen Kirche in Altheim verabschiedet. Dekan Joachim Meyer wird den Abschied leiten. Für seine Abschiedspredigt hat Möbus sich etwas Besonderes einfallen lassen und bittet alle Besucherinnen und Besucher, eine einzelne Schnittblume mitzubringen. Den Gottesdienst werden der evangelische Kirchenchor und der Posaunenchor sowie weitere Weggefährten – an Geige, Gitarre, Gesang, Orgel und Trompete – bereichern. Anschließend sind alle zum Empfang mit Kaffee und Kuchen ins Gemeindehaus eingeladen. Pfarrer Möbus freut sich, wenn er viele ehemalige und aktuelle Weggefährten – ehemalige Konfirmanden und Teamer, Kirchenvorstandsmitglieder, Brautpaare, Gemeindemitglieder, Freunde und Bekannte – begrüßen kann.
Der feierliche Einführungsgottesdienst von Pfarrer Möbus in der Stadtkirche in Babenhausen ist für den Pfingstsonntag, 28. Mai, geplant. (nkö)
Wie sehen Sie die Gemeinden Harpertshausen und Altheim aufgestellt?
Gut, auf jeden Fall. Wir haben einen tollen Kindergarten mit neuem Leitungsteam. Die Kirchenvorsteher sind engagiert. Die Gebäude sind in einem guten Zustand. Besonders in Sache Zusammenarbeit mit Münster und Eppertshausen sind wir sehr gut vorangekommen. Ich denke, man kann hier gut durchstarten.
Wie würden Sie das Gemeindeleben in Altheim und Harpertshausen beschreiben?
Wir haben viel aufgebaut. Wir feiern tolle Gottesdienste zum Beispiel schon bald die Osternacht am Sonntag. Aber Corona hat uns auch zu schaffen gemacht. Einige kommen nicht mehr in die Gottesdienste, ältere Gemeindemitglieder sind gestorben. Da geht es uns so wie anderswo manchem Gesangs- oder Sportverein. Auch sind es weniger Konfirmanden geworden. Deshalb arbeiten wir ja jetzt gänzlich zusammen mit Münster und Eppertshausen. Was wir alleine nicht mehr schaffen, machen wir mit anderen zusammen, zum Beispiel den Jugendgottesdienst im Münsterer Kino.
Ich habe Sie in den letzten Jahren als einen Pfarrer erlebt, der immer wieder Neues wagt, um mehr Menschen anzusprechen. Vor allem mit niedrigschwelligen Angeboten. Braucht es mehr Pfarrer wie Sie?
Ich mag das nicht alleine an meiner Person festmachen. Aber zum Beispiel unsere Weihnachtskirche in der Adventszeit war eine gelungene Sache. Die Menschen konnten tagsüber in die offene Kirche kommen, Besinnung erfahren und sich auf Weihnachten einstimmen. Sie konnten auch ihre persönlichen Wünsche aufschreiben und an den bereits seit dem 1. Advent geschmückten Weihnachtsbaum hängen. Das wurde gut angenommen.
Es ist aber nur ein Lichtblick?
Nun ja, Kirche ist in der Krise. Es kommen weniger Menschen und die Austrittszahlen sind hoch. Das muss man ehrlicherweise immer dazu sagen.
Was ist Ihr Ansatz, Ihre Idee, um aus der Krise wieder herauszukommen?
Wir sollten realistisch sein! Zahlenmäßig wird es nicht mehr besser. Wir werden eine kleinere Kirche werden mit kleineren Kirchgemeinden. Mein Weg, damit umzugehen ist, lasst uns doch manches gemeinsam machen mit anderen Gemeinden. Wir hatten in den vergangenen Jahren immer nur vier oder fünf Konfirmanden. Jetzt waren wir mit 27 Konfirmanden aus Münster, Eppertshausen, Altheim, Harpertshausen auf Konfi-Fahrt. Das macht dann doch mehr Spaß. Die vier Kirchengemeinden haben jetzt ein gemeinsames Gemeindebüro, in dem jeden Morgen jemand erreichbar ist. Und demnächst wird es einen gemeinsamen Gemeindebrief aller vier Gemeinden geben.
Diese gemeinsamen Strukturen tun gerade den älteren Gemeindemitgliedern weh, oder?
Ich will es so sagen: Zukünftig wird man zur Kirche weiter gehen müssen. Oder auch fahren müssen. Es ist ja jetzt schon so, dass wir wegen der gekürzten Pfarrstelle hier einmal im Monat keinen Gottesdienst vor Ort anbieten, sondern wir laden ein nach Münster oder Eppertshausen. Ich verstehe, dass es für die Älteren schwierig ist. Ich sehe aber auch, dass Ältere für Arzt- oder Gaststättenbesuche auch ins Auto steigen. Und Jüngere fahren zu ihren Sportvereinen nach Dieburg, Babenhausen, Münster oder Aschaffenburg. In diesen Bereichen geht es also auch. Auch für die Kirche heißt: Lasst uns zusammenkommen. Aber kommen heißt eben auch kommen. Wir werden zu anderen Gemeinden einladen, und zu uns einladen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass es mehr Spaß macht mit 50, 70 oder 100 Leuten gemeinsam einen Gottesdienst zu feiern, als wenn es nur 10 oder 15 sind.
Und was wird aus dem Gemeindeleben vor Ort?
Es ist auch wichtig, dass es Angebote vor Ort gibt, wie die Ansprech-Bar. Dort war ich freitags zu einer festen Stunde in der Kirche und eben ansprechbar für alles, was die Menschen bewegt. Es muss immer auch Angebote im Dorf geben.
Wie waren Ihre ersten Kontakte in Babenhausen und Harreshausen?
Die Kirchenvorstände haben mich gewählt und sie freuen sich, dass sie mit mir einen neuen Pfarrer bekommen. In den Kirchenvorstandssitzungen und Dienstgesprächen haben wir schon einiges geplant und auch viel gelacht. Ich habe den Eindruck, die Chemie stimmt, und ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Kollegin Pfarrerin Andrea Rudersdorf, den Kirchenvorständen und vielen anderen.
Die Umzugskartons stehen bereit. Wann werden Sie in Babenhausen in die Fahrstraße ziehen?
Nach Ostern habe ich zwei Wochen Urlaub und werde in dieser Zeit umziehen, damit ich zum 1. Mai meinen Dienst in Babenhausen und Harreshausen antreten kann.
Auf was freuen Sie sich nun am meisten?
Ich freue mich auf die Zusammenarbeit vor Ort, aber auch im größeren Zusammenhang des Nachbarschaftsbereiches mit Sickenhofen/Hergershausen und Schaafheim. Besonders freue ich mich auf das ökumenische Pfingstfest in und an der Stadtkirche und auf die erste gemeinsame Aktion, das Tauffest am 2. Juli im Schwimmbad. Und natürlich freue ich mich auf viele Begegnungen mit den Menschen. (Norman Körtge)