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Pferd in Babenhausen musste leiden – Halterin zu Geldstrafe verurteilt

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Von: Stefan Mangold

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Wegen Tierquälerei wird eine Pferdehalterin verurteilt, die ihr Tier stark vernachlässigt hat. Das Pferd musste eingeschläfert werden.

Babenhausen/Dieburg – Eine Frau, die ihre Liebe zu Tieren wohl mehr liebt, als ihre Tiere selbst, hat sich vor dem Amtsgericht Dieburg wegen Tierquälerei in Babenhausen (Kreis Darmstadt-Dieburg) verantworten müssen. Das Gericht verurteilte die Frankfurterin zu einer Geldstrafe. Die Angeklagte hatte ihren Kaltblüter-Wallach über Jahre unbehandelt seinen Schmerzen ausgesetzt. Oberstaatsanwalt Robert Hartmann spricht von Entzündungsherden, Wucherungen und Madenbefall an den Fesseln des Trekpaard-Wallachs, ein Kaltblüter belgischer Herkunft. Der vom Veterinäramt Darmstadt beauftragte Tierarzt Dr. Hans Günter Uhl schläferte das elfjährige Pferd im Mai 2020 ein.

Die Angeklagte, die sich von Rechtsanwältin Helga Müller vertreten lässt, erzählt, aufgrund ihres Übergewichts könne sie nicht mehr reiten. Den Wallach samt einer Kaltblüter-Stute habe sie 2015 aus einem Tierheim geholt. Ihre Idee sei es gewesen, die Pferde vor eine Kutsche zu spannen.

Justiz
Ein Justizbeamter steht in einem Gerichtssaal. © Sebastian Gollnow/dpa/Symbolbild

Pferdehalterin aus Babenhausen in Dieburg wegen Tierquälerei verurteilt

Die 56-Jährige wechselte in Babenhausen die Ställe. Für den desaströsen Zustand des Wallachs will sie die Verantwortung nicht alleine tragen. Mit der Pferdepension habe sie einen Vertrag geschlossen, der beinhalte, gegebenenfalls den Tierarzt zu rufen. „Das stimmt nicht“, entgegnet Richterin Yvonne Keller, was die Angeklagte verwundert, die 2018 wegen des Zustands desselben Pferdes schon einmal ein Ordnungsgeld akzeptierte. Die Frankfurterin erklärt, für die Hufpflege habe sie keinen Schmied gefunden. Keiner habe einen Kaltblüter behandeln wollen. Ohnehin habe der Wallach niemanden an die Fesseln gelassen, ohne auszuschlagen.

Das bestätigt Tierarzt Uhl, der konstatiert: Kaltblüter seien besonders anfällig für eine Krankheit, die sich Mauke nenne, eine Hautentzündung über den Hufen. Der Wallach habe sicher während eines langen Zeitraums unter heftigen Schmerzen gelitten. Im Stall habe es übel gestunken: „Schmeißfliegen hatten ihre Larven in den Wunden abgelegt“.

Eine Vertreterin des Veterinäramts berichtet, wie oft man vergeblich versucht habe, die Angeklagte telefonisch, per Mail und mit Briefen zu erreichen. Frauen einer Stallgemeinschaft berichten, die Angeklagte sei nach einer Woche nicht mehr erschienen. Man habe ihre Pferde gefüttert, ans Telefon sei sie nicht gegangen. Anne Nesseler, Fachtierärztin für Pathologie, erklärt, noch nie ein Pferd seziert zu haben, das sich in einem dermaßen üblen Zustand befunden habe: „Alles war längst zu spät.“

In Dieburg steht ein Ehepaar vor Gericht. Der Vorwurf: Tierquälerei. Sie sollen ein Pferd fast verhungern lassen haben.

Pferdehalterin aus Babenhausen in Dieburg zu Geldstrafe verurteilt

Oberstaatsanwalt Hartmann fordert für die arbeitslose Frau eine Geldstrafe von 90 Tagessätzen à 10 Euro. Spätestens seit 2018 sei der Angeklagten die Problematik bewusst gewesen, „Sie haben den Kopf in den Sand gesteckt. Sich zu sagen, ,man kann nichts machen’, ist keine Lösung“. Neben der Geldstrafe soll die Frau für drei Jahre ein generelles Tierhaltungsverbot treffen. In ihrer Wohnung leben noch zwei Hunde und drei Katzen.

Rechtsanwältin Müller sieht Fahrlässigkeit, aber keinen Vorsatz: „Meiner Mandantin fehlte jede Unterstützung.“ Was die Angeklagte in ihrem Schlusswort erklärt, wirkt angesichts der langen Qual des Pferdes überraschend: „Ich gab mein Bestes.“ Sie habe die Situation falsch eingeschätzt: „Ich hatte vorher keine Pferde.“

Richterin Keller verhängt 90 Tagessätze zu 10 Euro und ein dreijähriges Haltungsverbot, das aber nur für Huftiere gilt. Keller spricht von Überforderung, „Sie haben es vielleicht gut gemeint, aber nicht gut gemacht“. Es sei evident gewesen, dass das Tier leide: „Sie nahmen das billigend in Kauf.“ Die Angeklagte habe sich nicht einsichtig gezeigt, stattdessen versucht, die Verantwortung von sich zu schieben. (Stefan Mangold)

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