Langstädter hat fast 400 Bäume gepflanzt

Man kann mit der Förderung der Artenvielfalt klein anfangen und beispielsweise seinen Garten nicht aufräumen, ein Insektenhotel aufhängen und Wasserstellen schaffen. Oder man denkt groß und hat die Energie, Kreativität und die finanziellen Mittel, selbst eine Naturschutzorganisation ins Leben zu rufen und mit Tatkraft zu füllen.
Langstadt – Genau das hat der Langstädter Richard Günther gemacht, als er im November 2017 die gemeinnützige Unternehmergesellschaft „ArtenReich“ gegründet hat. Und seine Bilanz nach so kurzer Zeit kann sich sehen lassen: Sechs Naturschutzprojekte sind in Arbeit, fast 400 Bäume wurden gepflanzt und 257 Patenschaften für Bäume oder Nisthilfen vermittelt.
Mit einem Rangerhut auf dem Kopf und viel Humor präsentierte der Betriebswirt und Bankkaufmann, der als Kind Gärtner werden wollte, seine ehrenamtliche Naturschutzarbeit beim Vortragsabend des Langstädter Nabu, wo er in der Jugendgruppe seine Liebe zur Natur auslebte und auch Kassenwart ist.
Die Projekte seiner kleinen, regional agierende Organisation sind überwiegend im rheinland-pfälzischen Gutenberg bei Bad Kreuznach angesiedelt, zwei betreute Flächen liegen aber auch im Dieburger Land, darunter die Amorbachwiese, wo Lebensraum für Steinkauz, Specht und Wildbienen entsteht.
Durch eine „Weinfestbekanntschaft“ vor acht Jahren sei die Verbindung nach Gutenberg entstanden. Als sich die Gelegenheit bot, brachliegende Weinbauflächen zu pachten, griff er zu, um sie umzuformen und der Natur wieder mehr Raum zu geben. Unterschiedlich strukturierte Landschaften sollen entstehen.
Viel Freizeit und Schweiß flossen in Projekte wie die „Obstterrassen St. Ruppertsberg“, wo Günther Hochstammobstbäume pflanzte, auch um seltene Obstsorten zu erhalten. Unter dem Namen „Arboretum Im Vogelgesang“ legt er einen Baumpark an, mit teilweise exotischen Bäumen, die er für schützenswert erachtet. Wofür er sich vor Vertretern der reinen Naturschutzlehre rechtfertigen muss. „Wir möchten den Menschen aber auch die überregionale Vielfalt der Gehölze präsentieren. Wir pflanzen keinesfalls invasive Arten, die einheimische verdrängen und somit eine Bedrohung für unser regionales Ökosystem darstellen. Aber beispielsweise der Mammutbaum oder der Ginkgo breiten sich nicht aus, und es gibt sie schon lange in Deutschland“, betont Günther.
Das Projekt „Hirschkäfer-Lederhose“ erweckt schon wegen seines Namens Interesse. Wobei alle Projektnamen sich schlicht und einfach aus der offiziellen Gemarkungsbezeichnung – in diesem Fall Lederhose – und einem Schlagwort für den Inhalt des Projekts zusammensetzen. Um ein Hirschkäfer-Habitat zu schaffen, fördert Günther auf der Weinbergbrache den vorhandenen Eichenbestand und pflanzt weitere Eichenarten. Eine Hirschkäfer-Wiege aus Totholz und ein Naturlehrpfad entlang des Gutenberg-Rundwegs gehören zum Projekt. Beim Buddeln im Schlamm, baggern und Bäumepflanzen sind regelmäßig freiwillige Helfer zur Stelle. Oft mehr als der Organisator erwartet hat. Offiziell gibt es 20 ehrenamtliche „ArtenReich“-Ranger. „Die bekommen einen Hut verliehen“, sagt Günther augenzwinkernd.
Bei seinem Engagement zum Erhalt der Artenvielfalt will er möglichst viele Menschen mit ins Boot holen, sie für diese Arbeit begeistern und Verständnis für die ökologischen Zusammenhänge schaffen.
Dabei geht es nicht nur um die Vernetzung mit Gleichgesinnten. „Neue Leute rekrutieren, die bisher in keiner Naturschutzgruppe aktiv sind“, ist ein Ziel, das er sich auf die Fahnen geschrieben hat.
Dafür lässt sich der 52-Jährige einiges einfallen: Pflanzpartys, Patenschaften für Bäume, Nisthilfen oder auch für Gemüsesorten sollen persönliche Bindungen aufbauen. Darüber hinaus bietet der grüne Tausendsassa auch Beratung bei Naturschutzprojekten und für Privatgärten an und hat ein „Erhalternetzwerk Gemüsevielfalt“ gegründet. (Petra Grimm)
Infos im Internet
artenreich.co