Babenhäuserin und Jesus-Biker möchten Spenden fürs Ahrtal erwandern

Sabine Frank aus Babenhausen macht sich mit drei Jesus-Bikern, darunter Thomas Draxler, auf den beschwerlichsten der Jakobswege, um Spenden fürs Ahrtal zu sammeln.
Babenhausen/Schaafheim - Ein wenig gnomenhaft wirken sie, vielleicht auch verzaubert, wie sie sich da so aufgestellt haben mit schwerem Gepäck, die Köpfe mit breitkrempigen Hüten vor dem Regen geschützt, eine Leine mit Gebetsfahnen in den Händen, auf denen das Vaterunser in vielen Sprachen zu lesen ist. Kein Zweifel: Das Vorhaben, das die Sickenhöferin Sabine Frank mit dem Schaafheimer Thomas Draxler und zwei weiteren Jesus-Bikern verbindet, hat auch eine religiöse Dimension. Gemeinsam wollen sich die vier auf den Jakobsweg machen, und zwar auf die anstrengendste Variante des beliebten Pilgerwegs, den „Camino primitivo“, zwar „nur“ 313 Kilometer lang, aber mit rund 8 000 Höhenmetern gespickt. Sie verbinden dieses Unternehmen mit einer Benefizaktion für das Ahrtal.
Das Ahrtal ist ziemlich in Vergessenheit geraten
„Das Ahrtal ist nämlich inzwischen ziemlich in Vergessenheit geraten“, sagt der Gesundheitsberater, Selbstverteidigungstrainer und Wegweiser der Jesus-Biker in Sabine Franks Werbeatelier in Sickenhofen. In dem Flutkatastrophengebiet arbeitet seit September 2021 Jesus-Biker Markus Sell regelmäßig als Flut- und Aufbauhelfer, und die Arbeit ist längst noch nicht getan.
Deshalb wollen die Jesus-Biker, die 2019 mit ihrem Peace-Ride nach Rom samt Harley für den Papst viel öffentliche Aufmerksamkeit erregt haben, das Spenden-Verteilzentrum Ahrtal auch für die nächsten zwei Jahre finanziell unterstützen.
Mit dabei: auch Peter Selzer und Hans Reinhard. Vor allen liegen nun Tagesetappen von 15 bis maximal 30 Kilometern, mit einer Pause an Ostern, und am Ende auf „eigene Rechnung“ weitere 90 Kilometer über Santiago de Compostela hinaus, bis ans „Ende der Welt“, Kap Finisterre. Für die 313 Kilometer des Camino primitivo werden Sponsoren gesucht, die bereit sind, jeden Kilometer eines jeden der vier Pilger für zehn Euro zu erwerben. Mithin liegt das Spendenziel bei rund 12 500 Euro. Der Verkauf hat über eine eigene Internetseite schon begonnen. Gestern Mittag lag der Spendenstand bei immerhin schon 2730 Euro.
Thomas Draxler spricht von einem „Geschenk Gottes“
Die ganze Sache hat auch damit zu tun, das Draxler im Oktober 2021 sechs Meter tief vom Dach seines Gesundheitszentrums in Schaafheim auf den Gehweg gestützt ist, seinen Verletzungen fast erlegen wäre, sich inzwischen etlicher Operationen und Reha-Maßnahmen unterziehen musste und mühsam mit der Disziplin eines ausdauernden Sportlers ins Leben zurückgekämpft hat. Der gläubige Christ sieht es als Geschenk Gottes, dass er diesen Sturz – wenn auch mit zerschmetterten Knochen und schweren inneren Verletzungen – überhaupt überlebt hat.
Zum Dank wollte er sich mit den fünf Lamas seines tiergestützten Therapieangebots auf Pilgerschaft nach Altötting machen, aber dann stellte sich heraus, dass eines der Tiere selbst therapiebedürftig war. Frank ist auch Tier-Physiotherapeutin, „und zusammen haben wir auf Wanderung inzwischen 1500 Kilometer zurückgelegt“, berichtet Draxler.
Den Jakobsweg wollte ich schon immer mal gehen“, ergänzt Frank. Dass dafür nun die beschwerlichste Variante ausgewählt wurde, ist auch Ausdruck religiös motivierter Demut, die in der Anstrengung des Wegs das Reinigende sucht. „Außerdem eint uns die Tatsache, dass wir alle ein Handicap haben“, sagt sie und verweist auf ihr Hüftgelenk. (sr)