„Verschlimmerung“ auf wichtiger Verkehrsader? Ärger um Straßensanierung in Babenhausen

Es ist die derzeit längste Baustelle in Babenhausen – die Ziegelhüttenstraße. Nun regt sich Kritik wegen der schmaler gewordenen Fahrbahn.
Babenhausen - Auf insgesamt etwa 600 Metern – zwischen der Fahrstraße und der Kreuzung mit der Amtsgasse und dem Erlochweg – wird die Ziegelhüttenstraße, eine der meistfrequentierten innerstädtischen Verkehrsadern, grundlegend saniert. Es ist die Haupterschließungsstraße für das Wohngebiet Erloch und das Gewerbegebiet „In den Steinäckern“. Im März vergangenen Jahres begannen mit dem Erneuern der Trinkwasserleitungen die Bauarbeiten, gefolgt vom Kanalbau und dem Straßenneubau. Etwa fünf Millionen Euro investiert die Stadt Babenhausen, wobei sie über „wiederkehrende Straßenbaubeiträge“ zirka 1,8 Millionen Euro von den Bürgern wieder kassiert. Das ist aber nicht der Grund, warum Ortsvorsteherin Monika Heinlein (CDU) nun einen Ortstermin organisierte.
„Mich haben in den vergangenen Wochen immer wieder Bürger und Gewerbetreibende angesprochen, die die sichtbar gewordenen Veränderungen kritisch sehen“, berichtet Heinlein. Deshalb bat sie Kritiker und Stadtverwaltung zum Treffen im kleinen Kreis in die Ziegelhüttenstraße.
Ärger um Straßensanierung in Babenhausen: „Keine Flaniermeile“
Die Freien Wähler Babenhausen (FWB), die mit zwei Mitgliedern im Ortsbeirat vertreten sind, führen in einer Stellungnahme die Kritikpunkte auf: Die Fahrbahnbreite betrage nun nur noch sechs Meter und die künstliche Verengung an der TVB-Halle erschwere das Einfahren von der Fahrstraße in die Ziegelhüttenstraße. Dafür seien die Bürgersteige erheblich verbreitert worden, um einen „Ort der Begegnung“ zu schaffen, wie die FWB die Stadtverwaltung zitiert. „Durch eine grundhafte Sanierung sollte aus Sicht der FWB eine Verbesserung der bereits sehr angespannten Verkehrssituation und keine Verschlimmerung eintreten. Die Ziegelhüttenstraße ist keine Flaniermeile, sondern auch die Zuwegung zu einem Gewerbegebiet. Ob an dieser Stelle ein Ort der Begegnung entstehen muss, sollte doch kritisch hinterfragt werden“, schreibt FWB-Sprecher Heiko Hähnlein.
Bürgermeister Dominik Stadler (unabhängig), der an dem Ortstermin mit weiteren Mitgliedern der Stadtverwaltung teilnahm, bezieht auf Anfrage nun ebenfalls Stellung. Dabei verweist er zunächst einmal darauf, dass bereits Anfang der 2000er Jahre der Einmündungsbereich der Fahrstraße in die Ziegelhüttenstraße baulich verändert und ein in die Fahrbahn ragender breiterer Gehweg auf der Seite der TVB-Halle errichtet wurde. Dies hatte zum einen den Grund, dass die nachfolgenden Parkmöglichkeiten in der Ziegelhüttenstraße auf der Seite der TVB-Halle genutzt werden können. Und zum anderen diente die bauliche Veränderung insbesondere auch dem Schutz der dort wartenden Personen, die den Fußgängerüberweg überqueren wollen. Des Weiteren sei durch diese Veränderung auch eine sicherheitsrelevante Geschwindigkeitsreduktion erreicht worden.

Anschließend geht Verwaltungschef Stadler auf die 2016 begonnenen Planungen für das Erneuern der Straße und das Beantragen von Fördermitteln ein. „Die Förderung war daran gekoppelt, dass unter anderem die Gehwege eine Mindestbreite von zwei Metern haben. Nur wenn unter anderem diese Vorgaben erfüllt sind, erhält die Stadt eine Fördersumme von bis zu 675 000 Euro“, berichtet Stadler. Die Planung der Straßensanierung wurde mit den Gehwegmaßen begonnen. Durch die Verbreiterung der Gehwege ist die Fahrbahnbreite auf sechs Meter geschrumpft. Dies sei nach geltenden Richtlinien die Mindestfahrbahnbreite, die benötigt wird, damit sich zwei Lastkraftwagen begegnen können.
Die Fahrbahn im Bereich des Fußgängerüberwegs soll nach der Sanierung 4,65 Meter breit sein, zuvor seien es 5,12 Meter gewesen. Ein zeitgleiches Ein- und Ausfahren von Lastern ist dort nicht möglich. „Das war es jedoch zuvor auch nicht. Aber an dieser Stelle soll nicht unerwähnt bleiben, dass wir uns darauf festgelegt haben, den Schutz der schwächeren Verkehrsteilnehmer höher zu bewerten, als den des fließenden Verkehrs“, meint Stadler. Selbst bei einem nun zur Diskussion stehenden Umbau der Einfahrsituation wird ein paralleles Ein- und Ausfahren nicht möglich sein.
Ziegelhüttenstraße in Babenhausen: Anwohner fordern Lärmschutz
Als Alternative bliebe nach Meinung der Stadtverwaltung lediglich eine Einbahnstraßenregelung. Hier würde der Bereich der Ziegelhüttenstraße bis zum Westring als Einbahnstraße befahrbar werden. Die Fahrtrichtung wäre in Richtung Erloch. Ebenso müsste dann in der Ludwigstraße ebenfalls eine Einbahnstraßenregelung getroffen werden. „Der Vorschlag mit der Einbahnstraßenregelung wurde 2016 bereits vorgestellt, konnte jedoch nicht überzeugen“, hat Stadler in Erfahrung gebracht, der erst seit gut einem Jahr im Amt ist.
Für die Ziegelhüttenstraße wird es keine Lösung geben, die alle Interessengruppen zufrieden stellen wird, bedauert Stadler. Zum einen gibt es die Forderung der Landwirte, mit größeren Fahrzeugen die Ziegelhüttenstraße befahren zu können. Dies gilt auch für den Lkw-Verkehr. Auf der anderen Seite steht die Forderung der Anwohner auf weniger Verkehr, eine Reduzierung der Geschwindigkeit und damit verbundene Lärmreduzierung. Dies gilt auch für die Anwohner, die von einer möglichen Einbahnstraßenregelung betroffen sein könnten. Für die Stadt habe außerdem der Schutz von Fußgängern Priorität. Gerade angesichts der Tatsache, dass der Turnverein dort sein Domizil habe.
Babenhausen: Keine Lösung für Engpass?
Stadtverordnetenvorsteher Ingo Rohrwasser (CDU), der beim Ortstermin ebenfalls anwesend war, lobte zum einen die Initiative, dass sich Bürger, Stadtverwaltung und Politik gemeinsam ein Bild gemacht haben und ins Gespräch gekommen sind. Zum anderen musste er aber auch feststellen, dass die Probleme in der Ziegelhüttenstraßen nicht gänzlich gelöst werden können. Er setzt unter anderem auf die von der Stadtverwaltung versprochene „intelligente Anordnung“ von Parkflächen. Fraglich ist für ihn, ob eine Lösung für den Engpass gefunden werden kann. Als CDU-Politiker betonte er allerdings, wie wichtig für Babenhausen die Gewerbetreibenden sind – auch die in den Steinäckern. (Norman Körtge)