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Schlupfwespen helfen Landwirten in Langstadt

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Von: Norman Körtge

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Alle paar Meter rieseln diese Zellstoff-Bällchen von der Drohne herab, die die Schlupfwespen beherbergen.
Alle paar Meter rieseln diese Zellstoff-Bällchen von der Drohne herab, die die Schlupfwespen beherbergen. © P

Leise surrend hebt der kleine Flugkörper ab in den leuchtend blauen Himmel über Schlierbach, eine besondere Fracht im Gepäck. Nützlinge, so genannte Trichogramma Schlupfwespen, sollen auf Maisfeldern des Langstädter Betriebs Monath ausgebracht werden.

Langstadt - In Kügelchen verpackt werden die winzigen Tierchen in einem Behälter, der unterhalb der Drohne befestigt ist zu ihrem Arbeitsplatz gebracht.

Andreas Steiner, Geschäftsführer der Firma Dobbix, steuert den Flug. Die Flächen sind vorher in seinen Computer eingelesen worden, der dann die Flugbahn berechnet. In genau definierten Abständen fliegt die Drohne über das Feld, alle zehn Meter fliegt ein Bällchen in den Mais. Dort lösen sich die Hüllen, die aus Zellstoff bestehen schnell auf und lassen Monaths kleinen Mitarbeiterinnen freien Lauf, gilt die Schlupfwespe Trichogramma Brassicae doch als äußerst effizienter natürlicher Feind des Maiszünslers. Einem der bedeutendsten Schaderreger im Mais wiederum, der erhebliche Ernteeinbußen verursachen kann. Um dem vorzubeugen gibt es eine Reihe von Maßnahmen, die Ausbringung der Trichogramma Schlupfwespen als Gegenspieler des Zünslers ist eine davon. Die Larven der Schlupfwespe dringen nach dem Ausbringen in die Eigelege des Maiszünslers. Ihre Entwicklung stoppt die des Zünslers, statt seiner Larven schlüpfen neue Schlupfwespen.

Mehr als 8000 Hektar, vor allem in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Thüringen befliegt das Team von Dobbix.

„Nur gesunde Pflanzen können sich günstig entwickeln, vorhandene Nährstoffe aufnehmen und einen guten Ertrag bringen“, so Günther Monath, der die Technik von Dobbix schon länger im Einsatz hat. Auch sonst wird auf dem Hof in Langstadt alles getan, um den Pflanzen auf den Feldern beste Voraussetzungen für ein gutes Wachstum zu geben. Und auch die nächste Generation ist schon am Start, Günther Monath bewirtschaftet den Hof gemeinsam mit Sohn Johannes. Mit der Ernte bereiten Monaths die neue Aussaat vor. Die Bearbeitung des Bodens, Aussaat, Düngung und der Schutz der Pflanzen vor zum Beispiel Krankheiten und eben Schädlingen sind wichtige Maßnahmen, die fein aufeinander abgestimmt werden, um auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten einen guten Ertrag zu erzielen. Ein entscheidender Parameter ist hierbei auch die effiziente Ausnutzung verfügbarer Nährstoffe, vor allem Stickstoff. An diesem Punkt greift auch die Zusammenarbeit zwischen Monaths und den grundwasserschonenden Beratern der zwei Wasserwerke, ZVG Dieburg und ZWO Offenbach. Gemeinsam werden standortspezifische Maßnahmen erarbeitet, die einer Verlagerung von Stickstoff ins Grundwasser vorbeugen. Hierzu stehen verschiedene Instrumente wie Bodenproben oder die Untersuchung organischer Düngemittel zur Verfügung. Um zu erproben, ob eine pflanzenbauliche Maßnahme zum Standort passt, werden sogenannte Demonstrationsanlagen angelegt.

Die Drohne schwebt über dem Maisfeld des landwirtschaftlichen Betriebes von Günther und Johannes Monath. Alle paar Meter rieseln Zellstoff-Bällchen herab, die die Schlupfwespen beherbergen.
Die Drohne schwebt über dem Maisfeld des landwirtschaftlichen Betriebes von Günther und Johannes Monath. Alle paar Meter rieseln Zellstoff-Bällchen herab, die die Schlupfwespen beherbergen. © p

So auch auf dem Betrieb Monath, wo bereits seit Jahren mit viel Herzblut und Engagement eine Demofläche mit verschiedenen Zwischenfruchtmischungen ausgesät wird. Zwischenfrüchte gelten als eine der wirkungsvollsten Maßnahmen, um Stickstoff vor der Auswaschung zu schützen. Sie werden nach der Ernte der Hauptfrucht angebaut, nehmen den Stickstoff aus dem Boden auf und stellen ihn der Folgekultur wieder zur Verfügung, was gerade angesichts der hohen Düngerpreise auch wirtschaftlich bedeutend ist.

Nur wenn alle Faktoren gut aufeinander abgestimmt sind, können optimale Erträge erzielt werden. Dies bedeutet für Landwirte wie Monaths jedes Jahr aufs Neue, einem komplexen und anspruchsvollen System gerecht zu werden. Und ein Restrisiko bleibt immer, gibt es doch den unwägbaren Faktor Wetter, der nicht selten mit anhaltender Trockenheit in den frühen Sommermonaten einiges abverlangt von den Landwirten in der Region. Denn bei aller Technik bleibt es doch letztlich auch ein Arbeiten mit der Natur, was die Erfahrungen der Landwirte vor Ort zu einem unerlässlichen Faktor für erfolgreichen Ackerbau macht. (nkö)

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