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„Schluss mit dem Herumdoktern“ beim Bürgerhaus

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Die Hergershäuser wollen, dass das Bürgerhaus eine Versammlungsstätte bleibt.
Die Hergershäuser wollen, dass das Bürgerhaus eine Versammlungsstätte bleibt. © Grimm

Die Geduld der Hergershäuser beim Thema Bürgerhaus-Sanierung scheint aufgebraucht. Seit fünf Jahren können die Vereine und andere Gruppen die einzige Halle im größten Stadtteil nur eingeschränkt nutzen.

Hergershausen - Das sorgt für Unmut, der sich auch bei der jüngsten Ortsbeiratssitzung in vielen Redebeiträgen entlud.. Gut 100 Bürger, darunter viele Vereinsvertreter, fanden sich neben den Ortsbeiratsmitgliedern um Vorsitzenden Horst Grimm in der Halle ein, um sich die Ausführungen von Bürgermeister Dominik Stadler (unabhängig) zum „Sachstand Bürgerhaus“ anzuhören. Er präsentierte zwei alternative Vorgehensweisen, um das Gebäude zu ertüchtigen und auch für größere Veranstaltungen wieder nutzbar zu machen.

Als Probleme im Bürgerhaus – es reiht sich, wie berichtet, ein in die Schlange der sanierungsbedürftigen städtischen Hallen – nannte Stadler „keine gültige Baugenehmigung für die Halle und kein gültiges Brandschutzkonzept“. Warum das so ist, konnte der Bürgermeister, der erst seit einem dreiviertel Jahr im Amt ist, nicht erklären. Zudem entsprechen tragende Teile in der Decke nicht den Brandschutzvorgaben und die Lüftungsanlage entspreche nicht den technischen Anforderungen.

Wenn das Bürgerhaus als Versammlungsstätte betrieben werde, müsse eine komplett neue Lüftungsanlage eingebaut werden, so der Bürgermeister. Eine von ihm vorgeschlagene Lösung war deshalb, „dass wir von der Versammlungsstätte weg kommen und das Bürgerhaus als Sonderbau betreiben. Dann sind die Auflagen nicht so hoch“.

Der Nachteil bei diesem Vorschlag ist, dass Veranstaltungen dann nur mit maximal 199 Personen durchgeführt werden können. Bei regelmäßig 200 Personen und mehr greift die Versammlungsstättenverordnung. „Die ist ein Kostentreiber“, so der Rathauschef. Falls man sich für die Variante Sonderbau entscheide, könnte für zehn bis 15 Veranstaltungen im Jahr Sondergenehmigungen für mehr Personen gestellt werden.

Der Vorteil für die Stadt wäre ein niedrigerer Sanierungsaufwand. Die Zahlen, die Stadler nannte, waren 520 000 Euro, wenn es ein Sonderbau ist und ohne das mittlerweile geschlossene Restaurant, in dessen Sanierung auch einiges an Geld fließen müsste. Als Versammlungsstätte und mit Gastronomie würden die Kosten bei 1,1 Millionen Euro liegen.

Der Zeitplan: Beim minimalen Ertüchtigungsprogramm, ohne energetische Sanierung, rechnet Stadler mit rund zwei Jahren Bauzeit, wobei die Halle wahrscheinlich nur die letzten sechs Monate komplett gesperrt wäre. „Wenn die Planungen im Januar starten, würde es Ende 2023 oder Anfang 2024 für fünf bis acht Monate zur Schließung kommen“, so Stadler, der die Alternative Sonderbau für einen „gangbaren Weg“ hält.

Das sahen die meisten Hergershäuser, die das Wort ergriffen, ganz anders. Man solle jetzt lieber gleich mehr Geld in die Hand nehmen als wieder Kompromisse zu machen, die dann in ein paar Jahre wieder zu Problemen führen. So der allgemeine Tenor. Das „Herumdoktern“ in den vergangenen fünf Jahren habe zu nichts geführt, außer dass Geld ausgegeben wurde, kritisierten die Bürger. Neben dem Einbau einer neuen Brandmeldeanlage und zwei Eingangstüren mit Panikfunktion hat man außen am Gebäude eine Fluchttreppe angebaut, die die Nutzung des kleinen Saals über der Gaststätte ermöglichen sollte. Die Investition von 35 000 Euro in die Fluchttreppe, das Fundament noch nicht mitgerechnet, hat aber nichts gebracht. „Der Raum darf trotzdem nicht benutzt werden“, kritisierte der Ortsvorsteher. Zum einen wurde die Treppe nie abgenommen und zum anderen erläuterte der Bürgermeister, dass nach Versammlungsstättenrichtlinie für einen solchen Raum zwei Fluchtwege, die direkt ins Freie führen, notwendig seien. Die Frage, warum man das nicht vor dem Bau der Treppe wusste, blieb im Raum stehen.

Die Bürger zweifelten auch an, dass zehn bis 15 genehmigungspflichtige Großveranstaltungen für die Dorfgemeinschaft ausreichen. „Eine solche Einschränkung ist auf Dauer keine Lösung“, sagte eine Akteurin der Kickers-Theatergruppe. Ein Gesangvereinsmitglied betonte die Bedeutung der Gaststätte vor allem auch für die älteren Bürger und fragte nach Förderprogrammen vom Kreis, dem Land oder Bund. Ein anderer Hergershäuser betonte die soziale Bedeutung des Bürgerhauses als Treffpunkt bei den großen Veranstaltungen, wie der Kerb, bei Seniorennachmittagen, Flohmärkten, Theateraufführungen, dem Kokolores-Fastnachtsball, Weihnachtsfeiern des Sport- und Turnvereins und einige anderen Events, bei denen regelmäßig mehr als 199 Personen in der Halle sind.

Um die Diskussion auf den Punkt zu bringen: Der Ortsbeirat ebenso wie die Bürger im Saal sind für den Erhalt des Bürgerhauses als Versammlungsstätte mit Gaststätte und gegen die „Sparvariante“. Ein Antrag der CDU im Ortsbeirat geht jetzt an den Magistrat mit der Bitte, sich dafür einzusetzen, dass Planungskosten von 50 000 Euro im Haushalt 2022 dafür eingestellt werden. Die Entscheidung darüber liegt beim Hallen-Arbeitskreis und letztendlich der Stadtverordnetenversammlung. (Petra Grimm)

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