Feiern nach der Arbeit in Babenhausen

Das Seebeben-Festival in Babenhausen hat am Donnerstagabend mit einer Afterwork-Party begonnen.
Babenhausen - „Wir sind leicht zu überzeugen“, ruft einer der Musiker von „Das Dynamische Duo“ ins Publikum, als am Ende ihres Auftritts die Forderung nach einer Zugabe ertönt. Nachdem diese mit viel Applaus absolviert ist und die Bühne umgebaut wurde, steht um kurz vor halb zehn mit der Gruppe „Watertight“ der Höhepunkt des Abends auf dem Programm:Gleich sieben Bandmitglieder betreten die Bühne, davon sind drei – zwei Frauen und ein Mann – für den Gesang zuständig. Die bekannten Cover-Stücke und die abwechslungsreichen Stimmen animieren schnell eine Reihe von Besuchern zum Tanzen vor der Bühne.
Mit einer Afterwork-Party ist am Donnerstagabend das Seebeben 2022 gestartet. Rund 700 Besucher kamen auf die Wiese an der Ostheimer Allee neben dem Skatepark. Dort schlug Babenhausens größte Sause zum zweiten Mal nach 2021 ihr Ausweichquartier auf. Aufgrund von Behördenvorgaben beziehungsweise Umweltschutzgründen liegt derzeit keine Genehmigung vor, am angestammten Sickenhöfer See, wo man 2019 das zehnjährige Bestehen beging, das beliebte Event aufzuziehen.

Nicht alle, die zur Afterwork anrückten, hatten zuvor tatsächlich gearbeitet: „Bei mir war heute Urlaub angesagt“, berichtet Lili Neumann (21) aus Rodgau, die als Büroangestellte ihre Brötchen verdient. Freundin Melina Lehr (20) arbeitete zumindest einen halben Tag. „Ab 12.30 Uhr nahm ich mir frei“, so die Produktionsmitarbeiterin. Die jungen Frauen feiern ihre Premiere beim Seebeben-Festival und orderten gleich jeweils ein Drei-Tages-Ticket.
Die Veranstaltung lässt sich 2022 komplett ohne Corona-Auflagen genießen. „Das war im letzten Jahr noch anders“, weiß Wolfgang Kettler, der zum Organisatoren-Team vom lokalen Handballverein gehört. Damals musste noch ein Hygienekonzept erstellt werden und die Besucherzahl war auf 750 Personen begrenzt. „In diesem Jahr könnten wir das Gelände komplett vollmachen, was vor allem am Freitagabend kein Problem darstellen würde. Das haben wir aber nicht vor“, erläutert Kettler. Bei rund 1 800 Besuchern ziehe man eine Grenze. Damit wolle man Gedränge und ein zu dichtes Aufeinander vermeiden und jenen, die noch Wert auf Distanz legen, diese auch gewährleisten. „Vor allem ist es unser Ziel, ein schönes Erlebnis bieten. Das wird es ganz sicher nicht, wenn es zu voll ist und sich lange Schlangen vor den Ständen bilden“, führt er weiter aus.

Kurz nach der Eröffnung um 17 Uhr zeigte sich der Zuspruch zur Afterwork noch verhalten. Es war einfach zu heiß, weshalb viele warteten, bis die tropischen Temperaturen etwas absackten. Die Festival-Orga regierte darauf, indem sie den Auftritt der ersten Bühnenakteure – „Das Dynamische Duo“ – eine Stunde nach hinten verschob. Statt um 18 Uhr fing es erst um 19 Uhr an zu spielen. Für die Musiker war es der zweite Auftritt beim Seebeben. Mit Gitarre und Cajon präsentierten sie sich nicht ganz so laut und soundstark, was für eine Afterwork eine ideale Verpflichtung ist.
Die Gäste am Donnerstag waren durch sehr viel junges Publikum geprägt, was normalerweise erst freitags zu den DJ‘s strömt. Das gesunkene Durchschnittsalter mag an der entbehrungsreichen Corona-Zeit liegen, die es vor allem beim Jungvolk wieder aufzuholen gilt. An einem Stehtisch fielen gleich sechs junge Damen auf, die an ihrem Aperol Spritz nippten. „Wir sind hier Stammkunden und quasi Wiederholungstäter“, sagten die Dieburgerinnen lachend. Als Mitglieder des dortigen Hofballett wissen sie nur allzu gut, wie Party geht. „Bis auf eine, die ihr Semesterticket benutzt, sind wir alle mit dem 9-Euro-Ticket gekommen“, so Doreen Wolfenstädter (23). Mit dem letzten Zug um Mitternacht wolle man wieder nach Dieburg zurückfahren. Laut Caro Swiaczny und Katrin Kern, beide 29 alt, sei „frau“ am Samstag wieder auf dem Seebeben präsent. Am Freitag gönne man sich mal eine kleine Pause, dass es nicht zu anstrengend wird. (Michael Just)