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Senioren-Bungalow in Babenhausen geht in die E-Mobilitäts-Offensive

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Der Senioren-Bungalow-Wohnpark im Babenhäuser Stadtteil Harreshausen ist um eine Innovation reicher: Ab sofort gibt es dort E-Car-Sharing.

Babenhausen – „Wenn man schon Dietrich heißt, dann ist man in Schlüsselfragen eine geeignete Person“, meint Rolf Dietrich mit einem Schmunzeln. Der 65-Jährige ist mit seiner Frau im Herbst in den genossenschaftlichen Wohnpark neben dem Senioren- und Pflegeheim Bethesda in Babenhausen (Landkreis Darmstadt-Dieburg) eingezogen. Dort sind nun zwei Projekte zusammengekommen, die jeweils auf Gemeinschaft basieren und durch Kooperation funktionieren. Zudem werden dort zwei Lebensbereiche vernetzt: Wohnen und Mobilität.

Das ist zum einen die Genossenschaft „Lebensraum“, die den Wohnpark möglich machte und zum anderen der Verein „Bürgermobil“, der es Menschen ermöglicht, auch ohne eigenes Auto mobil zu sein. Beide Projekte fördern Gemeinschaft und Kooperation nicht nur, sondern setzen diese sogar voraus. Außerdem leisten sie Beiträge zum Klimaschutz durch die Produktion und Nutzung erneuerbarer Energie. Nicht zuletzt fördern die Art des Wohnens im Alter und die Art, wie Mobilität organisiert wird, Selbstständigkeit und Selbstbestimmung.

Schlüsselübergabe fürs E-Carsharing-Auto: Tom Best (Zweiter von rechts), Leiter des Seniorenheims Bethesda, übergab ihn an „Bürgermobil“-Vorsitzenden Achim Knick (rechts). Koordinator Rolf Dietrich (von links), Apothekerin Theresia Kunz und Ortsvorsteherin Heidrun Koch-Vollbracht unterstützen das Gemeinschaftsprojekt.
Schlüsselübergabe fürs E-Carsharing-Auto: Tom Best (Zweiter von rechts), Leiter des Seniorenheims Bethesda, übergab ihn an „Bürgermobil“-Vorsitzenden Achim Knick (rechts). Koordinator Rolf Dietrich (von links), Apothekerin Theresia Kunz und Ortsvorsteherin Heidrun Koch-Vollbracht unterstützen das Gemeinschaftsprojekt. © zeta

Senioren-Bungalow in Babenhausen geht in die E-Mobilitäts-Offensive: Bürgermobil vor Ort

Denn die Gebäude – 19 altersgerechte Bungalows bilden den Wohnpark – sind auf ihren Dächern jeweils mit Photovoltaikanlagen ausgestattet, die Sonnenkraft einfangen, um Strom für Heizung und Warmwasser-Bereitung zu erzeugen. Was nicht verbraucht wird, wird verkauft und kommt ins öffentliche Stromnetz. Zudem gibt es auf dem etwa einen Hektar großen Gelände 17 Ladepunkte. An einem dieser Stationen hat nun ein „Bürgermobil“-Auto einen dauerhaften Standort gefunden.

Das Fahrzeug, ein Ford Fiesta, gehört schon seit Längerem zum Bestand des Vereins. Mit dem jüngsten Neuzugang, einem E-Auto, das das Seniorenwohnheim Bethesda aus seinem Fahrzeugbestand herausgelöst und dem „Bürgermobil“ übereignet hat, besitzt der Verein nun vier Autos. Drei von ihnen werden elektrisch betrieben. Auch der Fiesta ist ein E-Auto. Jedoch eines, das ganz ähnlich wie ein Auto mit Verbrenner-Motor gefahren wird.

„Wir möchten Menschen ein Angebot machen, damit sie mindestens auf ihren Zweitwagen verzichten können, ohne auf Mobilität verzichten zu müssen“, erklärt „Bürgermobil“-Vorsitzender Achim Knick. Als Vereinsmitglied kann man für einen unschlagbar günstigen Preis eines der vier Vereins-Fahrzeuge leihen. Für eine kurze Fahrt zum Einkaufen, zu Freunden oder zum Arzt ebenso wie für einen längeren Ausflug. Im Wohnpark ist nun Rolf Dietrich für die Heraus- und die Rückgabe des Autoschlüssels verantwortlich. Natürlich wolle er das Fahrzeug auch selbst testen. Das eigene Auto werde deshalb aber wohl nicht gleich abgeschafft.

E-Mobilitäts-Offensive im Senioren-Bungalow in Babenhausen: „Ein großer Schritt“

Gerade für ältere Menschen sei es ein riesiger Schritt, sich vom eigenen Auto zu trennen, weiß Knick. Ein weiterer großer Schritt sei die Umstellung auf ein E-Auto neueren Datums, da diese üblicherweise einen gänzlich anders gestalteten und damit fremd anmutenden Fahrerraum haben. „Deshalb haben wir entschieden, den Elektro-Fiesta am Senioren-Wohnpark zu stationieren, da dieses Auto noch ein bekanntes Aussehen hat, wodurch die Hemmschwelle bei den älteren Nutzern gesenkt wird“, sagt Knick. Für Mitglieder der Genossenschaft „Lebensraum“ ist das Laden eines E-Autos an der Ladesäule im Wohnpark besonders günstig. Sie erhalten eine Mieterstrom-Karte, mit der die Kilowattstunde Strom nur 25 Cent kostet. Auch externe E-Auto-Besitzer können ihr Fahrzeug dort laden. Dann allerdings für 60 Cent.

Das günstige Angebot für die Genossenschaftsmitglieder ist Teil einer Art Kreislaufwirtschaft, da mit den gezeichneten Anteilen der Genossen nicht nur der Wohnpark realisiert werden konnte, sondern auch der ergiebige „Solarpark“, der durch die PV-Anlagen auf den Hausdächern entstanden ist, sodass eine eigene Stromproduktion und -versorgung möglich wurde. Auch Theresia Kunz, neue Inhaberin der Babenhäuser Schlossapotheke, unterstützte das Bürgermobil-Projekt mit einem Sponsoring auf dem in Harreshausen geparkten Fahrzeug. (zeta)

Außerdem setzen sich aufmüpfige Senioren in Babenhausen zur Wehr.

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