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Senioren-Bungalows in Harreshausen im Herbst bezugsfertig

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Blick vom Bethesda-Seniorenzentrum auf die Bungalow-Wohnpark-Baustelle.
Blick vom Bethesda-Seniorenzentrum auf die Bungalow-Wohnpark-Baustelle. © zkn

Gut ein Jahr ist es her, da fanden erste Absteckarbeiten statt. Am 27. April gab es den Spatenstich für den Seniorenwohnpark Harreshausen, der eigentlich schon dieses Frühjahr bezugsfertig sein sollte. „Jetzt wird es Herbst“, sagt die zuständige Architektin Maren Schäffner.

Harreshausen - Grund für die Verzögerung: die derzeit typisch langen Lieferzeiten fürs Material der barrierefreien Holz-Bungalows – sei es für das Holz selbst oder für die Kunststofffenster.

Dennoch war gestern Richtfest. Vier mittelgroße Häuser – mit je drei Zimmern und 92,5 Quadratmeter – stehen bereits. Obendrauf der hölzerne Dachstuhl für das Pultdach, das bald eine Blechhaube zieren soll. Auf dem Gerüst vor einem der vier fand das Richtbäumchen mit den im Wind flatternden bunten Bändern seinen Platz. Die Zimmerleute der Firma Klement aus dem 15 Kilometer entfernten Niedernberg hatten es, wie es der Tradition entspricht, hochgehievt. Tom Best, der Vorsitzende der für das Projekt verantwortlichen Baugenossenschaft „Lebensraum“, berichtete von den Fortschritten, die das 5,7 Millionen Euro teure Bauvorhaben nun Tag für Tag macht. „400 Kubikmeter Holz werden für die 19 Häuser benötigt. Eine Menge, die in gut sechs Minuten wieder nachgewachsen ist.“

Die Bodenplatten aller 19 frei stehenden Häuser – drei kleine mit 2,5 Zimmern und 78 Quadratmeter, zwölf mittlere und vier mit vier Zimmern und 108 Quadratmeter – sind fertig. Sturmböen hatten Ende 2021 eine Dämmschicht samt Fußbodenheizung weggerissen und die Arbeiten aufgehalten, erzählt Schäffners Kollege Michael Happel. Trotz des Ärgers: am Jahresanfang wurden Stromkabel und Wasserleitungen in die meisten Bodenplatten eingebracht. Dann erhielt die neue Erschließungsstraße ihre Schotterschicht. Das war Voraussetzung für den Einsatz von Kranfahrzeugen, die seit Februar Wandelemente setzten.

Die im Durchschnitt 300 000 Euro teuren Bungalows ohne Keller und Dachgeschoss, dafür aber mit Carport, Holzschuppen und auf Wunsch Ladestation fürs E-Auto, sind alle vergeben. „Das ging ruckzuck“, so Schäffner. Bis Oktober 2021 waren alle weg. Ihre 37 zukünftigen Bewohner sind Mitglieder von „Lebensraum“ geworden. Sie sind Mieter ihrer neuen Heimat, wenn sie auch als Erstbewohner mitentscheiden dürfen, was rein soll. Ihre Häuser selbst bleiben Eigentum der Baugenossenschaft.

Die Eltern von Tom Best – Ursula und Erich Best – haben das Häuschen mit dem Richtbaum. Der rüstige 90-Jährige ist hin- und hergerissen. Einerseits bedeute das überschaubare Haus mit dem kleinen Garten weniger Arbeit, andererseits hängen seine Frau und er doch sehr an ihrem Einfamilienhaus in Hergershausen, an dem er selbst mitgebaut hat.

Wie die Bests konnten alle mietenden Bewohner Anteile erwerben. Und zwar im Wert von maximal 60 Prozent des Hauswerts. Je höher die Investition, desto niedriger die monatlichen Zahlungen. Bei einem Auszug wird das Geld komplett ausgezahlt, lautet das Baugenossenschaftsprinzip. Im Falle des Todes der Bewohner geht es an die Erben. Die Nachrückerliste derer, die später im Alter ebenfalls in den Seniorenwohnpark nach Harreshausen ziehen wollen, ist lang. Rund 60 Mitglieder hat „Lebensraum“ bislang. Das Durchschnittsalter liegt bei 75.

Das Besondere an dem 9000 Quadratmeter großen Park für seniorengerechtes Wohnen ist nicht nur die Barrierefreiheit und dass sich ein Mieter eben um weniger als ein Hauseigentümer kümmern muss. Es ist auch die Nähe zum Seniorenzentrum Bethesda des Christlichen Sozialwerks Harreshausen. Es bietet ein Restaurant und eine Wäscherei. Genauso wichtig: ambulante Pflege und Betreuungsdienste.

Ökologie wird bei der ganzen Aktion großgeschrieben. Jedes Gebäude erhält eine Fotovoltaikanlage. Als gemeinschaftliches Eigentum der Baugenossenschaft dient der Solarstrom allen Bewohnern für Heizung, Warmwasser und Beleuchtung. An dunklen Tagen wird Ökostrom – auch zum Heizen – zugekauft, in den Sommerstunden überschüssige Energie verkauft. Platz für einen Pufferspeicher, der tagsüber eingegangene Energie für die Nacht speichert, ist im separaten Technikbau vorgesehen.

Erst mal wolle man aber schauen, wieviel Kapazität man tatsächlich brauche, so Tom Best. 14 öffentliche Ladestellen für E-Autos sollen später auf dem Gelände gespeist werden. Die 2019 extra für Harreshausen aus dem Boden gestampfte Baugenossenschaft hat inzwischen Erfahrungen gesammelt. In Hüttengesäß, einem Ortsteil der Gemeinde Ronneburg, plant sie schon ihr nächstes Projekt: einen Wohnpark mit 16 Bungalows. (zkn)

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