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Straßennamen für die Kaisergärten in Babenhausen

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Nicht nur auf dem ehemaligen Kasernengelände mit seinen teils historischen Gebäuden (obere Bildhälfte) tut sich was. Auch auf der anderen Seite der B26 (unten) ist gearbeitet worden: Die Gebäude und Hallen auf dem Gelände des ehemaligen Hauk&Nöth-Betonwerkes sind abgerissen. Dort plant Google ein Rechenzentrum zu errichten. Das
Nicht nur auf dem ehemaligen Kasernengelände mit seinen teils historischen Gebäuden (obere Bildhälfte) tut sich was. Auch auf der anderen Seite der B26 (unten) ist gearbeitet worden: Die Gebäude und Hallen auf dem Gelände des ehemaligen Hauk&Nöth-Betonwerkes sind abgerissen. Dort plant Google ein Rechenzentrum zu errichten. Das © Häsler

Über eine Million benannte Straßen und Plätze gibt es in Deutschland. Demnächst kommen durch die „Kaisergärten“, das neue Wohn- und Gewerbegebiet auf dem ehemaligen Kasernengelände in Babenhausen, weitere 24 Namen dazu.

Babenhausen - Der Ortsbeirat der Kernstadt, an der Spitze Ortsvorsteherin Monika Heinlein, ruft alle Bürger dazu auf, sich in den Prozess der Namensfindung für diese neuen Straßen einzubringen.

Um ein breites Spektrum an Ideen zu erhalten, sollen verschiedene Generationen eingebunden werden. „Wir wollen auch die Jugend mit ins Boot holen“, sagt Heinlein. So entstand die Idee für eine Schüler-Projektgruppe „Straßennamen“, die sich am letzten Schultag vor den Ferien an der Bachgauschule zum ersten Mal getroffen hat. Fast 20 Jugendliche aller drei Oberstufenjahrgänge unter der Leitung von Lehrerin Eva Knöll kamen zusammen, um erste Ideen zu sammeln. Das freute auch Bürgermeister Dominik Stadler, der das Engagement lobte: „Ich bin schon sehr auf die Ergebnisse gespannt und vielleicht könnt ihr eure Namensvorschläge dann auf den zukünftigen Stadtplänen lesen.“

Unterstützt wird die Projektgruppe durch das Babenhäuser „Büro für Erinnerungskultur“, das sein Fachwissen ehrenamtlich einbringt. Holger Köhn und Christian Hahn führten die Schüler zunächst allgemein in das Thema Straßennamen ein, die neben ihrer Orientierungsfunktion seit dem 19. Jahrhundert auch eine Erinnerungsfunktion haben. „Straßennamen sind ein Medium der Erinnerungskultur“, sagte Köhn. Mit ihnen wird an allgemein oder auch regional bekannte Menschen aus Politik, Wissenschaft und Kultur erinnert, sie werden – in der Regel posthum – damit geehrt. Was auch immer wieder zu Diskussionen in Städten führe, wer es eigentlich verdiene, mit einem Straßennamen verewigt zu werden.

Die Schüler-Projektgruppe mit Lehrerin Eva Knöll, Referendar Sven Woernle, Ortsvorsteherin Monika Heinlein, Bürgermeister Dominik Stadler und Holger Köhn.
Die Schüler-Projektgruppe des Bachgau-Gymnasiums Babenhausen mit Lehrerin Eva Knöll, Referendar Sven Woernle, Ortsvorsteherin Monika Heinlein, Bürgermeister Dominik Stadler und Holger Köhn. © Grimm

„Es gibt oft Umbenennungen nach gesellschaftlichen Umbrüchen“, erklärte Hahn. Beispielsweise Adolf-Hitler-Straßen sind nach dem Krieg recht schnell verschwunden. „Straßennamen sind Zeitgeist abhängig“, betonte er. Wer heute ehrwürdig erscheint, ist es morgen nicht unbedingt immer noch. Das sei das Problematische, wenn Straßen nach Personen benannt werden. Auch das sollten die Schüler bei ihren Überlegungen bedenken, denn im Idealfall sollen Straßennamen nicht wieder geändert werden.

Es gibt ein paar weitere Regeln. So darf es in einer Stadt nicht zwei gleiche Namen geben. Als es nach der Eingemeindung von Hergershausen beispielsweise sowohl in Babenhausen als auch in Hergershausen eine Bahnhofstraße gab, wurde die in der Kernstadt in Platanenallee umbenannt. „Straßennamen sollen außerdem eindeutig und möglichst prägnant sein. Kunstworte, Mundart, Abkürzungen oder eine negative Bedeutung gehen nicht“, erfahren die Schüler. Bei Worten aus einer anderen Sprache könnte es mit der Schreibweise schwierig werden. Es gilt also allerhand zu bedenken.

Das Prozedere in Babenhausen läuft folgendermaßen ab: Bis 31. Oktober werden Ideen gesammelt, dann wird die Liste geschlossen und vom Ortsbeirat, der die Vorschläge vorsortiert, an die Stadtverordnetenversamlung übergeben, die die endgültige Entscheidung treffen wird.

In zwei Oberthemen sollten sich die Namensvorschläge, die auch kurz begründet werden müssen, einfügen. Zum einen „Geschichte Babenhausens“ und zum anderen „Frieden“, was auch auf die Tatsache verweist, dass dieses Gebiet zum ersten Mal in seiner Geschichte nicht militärisch genutzt wird.

Und die Jugendlichen hatten schon einige Ideen oder zumindest Vorschläge, in welche Richtung es gehen könnte. Genannt wurden beispielsweise eine „Ria Fischer Straße“ oder eine „Regenbogen Straße“, außerdem europäische Themen oder allgemein Begriffe, die mit Frieden assoziiert werden, wie Demokratie, Respekt, oder Freiheit. Ein Bezug zu Amerika oder den Alliierten wurde vorgeschlagen oder auch die Namen von Friedensnobelpreis-Trägern. „Macht euch breit Gedanken“, forderten Hahn und Köhn die Schüler auf. In der Woche nach den Ferien sollen bei einem zweiten Treffen konkretere Ideen gesammelt werden.

Vorschläge für Straßennamen können bis 31. Oktober per Mail eingereicht werden: strassennamen.kaisergaerten @babenhausen.de.(Petra Grimm)

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