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Aufmüpfige Senioren setzen sich in Babenhausen zur Wehr

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„Gut gegen Böse“: Opa Müllerschön (Günther Stübinger) und Schwester Oberin (Anja Walz).
„Gut gegen Böse“: Opa Müllerschön (Günther Stübinger) und Schwester Oberin (Anja Walz). © Grimm

Mit dem Schwank „Dreistes Stück im Greisenglück“ begeistert die Theatergruppe des SV Kickers Hergershausen bei insgesamt vier Aufführungen im Bürgerhaus des Babenhäuser Stadtteils.

Hergershausen – Seniorenheimbewohner, die mit harten Brötchen zum Frühstück, Windelzwang und Stubenarrest diszipliniert werden. Geizige Familienangehörige, die sich nur um ihr Erbe sorgen, und eine herrische Schwester Oberin (Anja Walz), die alle herumkommandiert – kaum vorzustellen, dass daraus eine Komödie werden kann. Aber es geht, und zwar richtig gut, wie die Kickers-Theatergruppe bei den beiden ersten ihrer insgesamt vier Theaterabende im Bürgerhaus bewiesen hat.

Denn auf der anderen Seite der Waagschale tummeln sich im Kosmos der skurrilen Figuren aufmüpfige Senioren, die über das Kuckucksnest fliegen und sich listig zur Wehr setzen. Allen voran der verschmitzte Opa Müllerschön (mit enorm viel Text Günter Stübinger) und sein Kumpel Paul Schnitzer (mit beeindruckender Mimik Wilfried Klein).

Es gibt noch Tickets

Am kommenden Wochenende werden die Darsteller noch einmal an zwei Abenden alle Register ziehen. Restkarten für die Vorstellung am Freitag, 12. Mai, um 19 Uhr gibt es bei Horst Herget unter Telefon 06073 61197.

Auf ihrer Seite haben sie Müllerschöns Enkelin Karin (Sabrina Saul), ihren Rockerfreund Alex (Walter Morian) und die türkische Putzfrau Fatima (Simone Ullrich). Am Ende werden die Erbschleicher, routiniert gespielt von Markus Nelhübel, Sigrun Saul und Alexander Buia, in ihre Schranken gewiesen, die finsteren Machenschaften der Heimleiterin aufgedeckt, und alles geht natürlich gut aus.

Der Schwank „Dreistes Stück im Greisenglück“ von Bernd Gombold sorgte für ausgelassene Unterhaltung der Zuschauer, die sogar aus Frankfurt und dem Offenbacher Raum angereist kamen. Die beliebte Laienspielergruppe, die vor 35 Jahren zum 75-jährigen Vereinsbestehen des SV Kickers zum ersten Mal auf den Brettern stand und seither in der Regel alle zwei Jahre eine Komödie einstudiert, war froh, nach der Corona-Zwangspause und trotz der baulichen Mängel im Bürgerhaus – die Stadt hatte für die Theateraufführungen eine Sondergenehmigung ausgestellt – endlich wieder vor ihrem Publikum zu stehen.

Nur eins hat gehakt, und das zum ersten Mal in 35 Jahren Kickers-Theatergeschichte: Der Vorhang musste vor und nach jedem der drei Akte mit der Hand geöffnet und geschlossen werden. Das kommentierte Alexander Buia, ein Darsteller der ersten Stunde, bei der Begrüßung mit Humor. Ebenso die nötige Sicherheitseinweisung im Bürgerhaus, die er im Tonfall einer Flugbegleiterin verkündete („Leuchtstreifen auf dem Boden zu den Notausgängen gibt es nicht!“).

Gerangel auf dem Klostuhl: die drei Seniorenheimbewohner – gespielt von Inge Herget (von links), Wilfried Klein und Günther Stübinger – in Aktion.
Gerangel auf dem Klostuhl: die drei Seniorenheimbewohner – gespielt von Inge Herget (von links), Wilfried Klein und Günther Stübinger – in Aktion. © Grimm

Die Darsteller beherrschen auf der Humor-Klaviatur alle Töne, aber besonders die, die für Lachsalven im Publikum sorgen. Da helfen auch schräge Kostüme, gelegentlich viel Haut und zweckentfremdete Requisiten, wie der Klostuhl als heimliches Bierlager. Originell auch der Running-Gag, der sich durch die Szenen zieht: Der verwirrte Paul Schnitzer benutzt alles, was Räder hat im Seniorenheim – vom Putzwagen bis zum Servierwagen – als Einkaufswagen.

Von Sprache getragene Pointen, in denen auch Inge Herget als schwerhörige Heimbewohnerin Irma Bücheler brilliert, und turbulente, actionreiche Szenen wechseln sich ab. Sogar eine kleinere Rolle, wie die der mobilen Fußpflegerin Rosi (Evelyn Pfeiffer), war mit überraschenden Gags angereichert. Den Titel Publikumsliebling erspielte sich Simone Ullrich als gebrochen Deutsch sprechende türkische Putzfrau, die ihr Herz auf dem rechten Fleck trägt und ähnlich wie die Zuschauer fassungslos vor dem chaotischen Heimalltag kapituliert.

Nadine Krieger, die für die Maske zuständig ist, hatte wieder einen guten Job gemacht. Ingrid Klein und Christa Weinert waren als Souffleusen und für die Regie im Einsatz. Viele Helfer sorgten für den Auf- und Abbau, und Vera Wild hatte mit ihrem Team für die beiden Pausen Berge von belegten Brötchen vorbereitet. (Petra Grimm)

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