Thomas Draxler feiert Premiere auf seiner Kleinkunstbühne

Um das Kulturleben nach Corona wieder anzukurbeln, hat der Schaafheimer Thomas Draxler eine Kleinkunstbühne mit dem Namen „Große Freiheit“ eröffnet.
Schaafheim - „ Das Handy ist zu einem Körperteil von uns geworden. Ich habe es vor Seminaren schon eingesammelt und viele reagierten, als sie es nach zwei bis drei Stunden nicht zurückerhielten, wie Suchtkranke“, sagt Dr. Thomas Draxler. Auch in südlichen Ländern beeinflusse es mittlerweile tief die Gesellschaft: Hätten dort die Familien früher eine recht große Zahl an Kindern aufgewiesen, habe sich der Nachwuchs mittlerweile halbiert. „Fernsehen und die neuen Medien sind längst zu einem vom Vatikan legitimierten Verhütungsmittel geworden“, schickt der Schaafheimer augenzwinkernd hinterher und erntet viele Lacher vom Publikum.
Vom Publikum? Ja, vom Publikum! Als Heilpraktiker, Doktor der Gesundheitswissenschaften, Anbieter von Kampf- und Präventionssport, Lama-Halter, Prediger, sozial engagierter Mensch oder als Jesus-Biker, der dem Papst schon eine Harley für den guten Zweck übergab, ist der 59-Jährige bereits bekannt. Jetzt kommt ein weiteres Betätigungsfeld hinzu: Entertainer beziehungsweise Bühnenakteur.
In seinem Heimatort schuf der Schaafheimer in den letzten Monaten mit viel Aufwand direkt neben seinem Domizil eine Kleinkunstbühne, die er am Freitagabend einweihte. Mit einem eigens kreierten Programm gestaltete er die Premiere selbst. Der Titel: „Der Gesundheitskapitän – Es ist Zeit für Gesundheit“. Das Thema hätte kaum besser gewählt sein können, denn auf diesem Gebiet baute sich Draxler in den letzten Jahrzehnten einen riesigen Wissensschatz auf. Das Ziel: glücklich und gesund 120 Jahre alt zu werden.
Die Idee zur Kleinkunstbühne kam ihm zusammen mit Stefan Schornstein, einem alten Weggefährten und Kopf der Schaafheimer Veranstaltungsagentur S-Promotion. Die beiden wollten etwas für die Zeit nach Corona auf die Beine stellen und den ausgehungerten Künstlern und Ausgehwilligen helfen, das Kulturleben wieder anzuschieben. Mit welcher Passion das Vorhaben umgesetzt wurde, lässt sich eindrucksvoll Im Rittersloch bestaunen: Mit dem Namen „Große Freiheit“ schufen die Macher eine kleine aber feine Lokation für 75 sitzende oder 99 stehende Gäste. Zuvor war hier ein Trainingsraum für Kampfsportler sowie eine Eisdiele mit Tortenbäckerei beheimatet. Dass Draxler die Premiere selbst in die Hand nahm, untermalt einmal mehr seine Eigenschaft als Multitalent. Die Meldung von S-Promotion Mitarbeiterin Katharina Eifert, dass man heute Abend ausverkauft und pickepackevoll sei, hätte nicht besser passen können.
Mit Spannung wurde erwartet, wie der „Gesundheitskapitän“ sein Programm präsentierte. Als Grundlage zog Draxler seine jahrelange Tätigkeit auf Kreuzfahrtschiffen heran, die ihn als angeheuerten Therapeuten und Meister für das persönliche Glück der Passagiere um die ganze Welt brachte. Rund zehn Länder, darunter Irland, Indien, Sri Lanka, China oder Japan suchte sich Draxler für seine „Show“ aus und steuerte diese als Kapitän mit interaktiver Unterstützung einer Leinwand an. Länderspezifische Eigenheiten ergänzte er alsbald mit Impulsen, wie seelische Gesundheit und körperliches Wohlbefinden in den verschiedenen Weltkulturen umgesetzt werden. Im Kontext zur grünen Insel Irland führte er an, dass der Mensch einen Teil der Natur darstellt – dies aber allzu oft vergisst. „Geht raus in die Natur und ihr werdet euch besser fühlen“, sagte Draxler. Schon Hildegard von Bingen habe diese „grünen Kräfte“ gekannt und beschrieben. Auch Bewegung sei wichtig: Fehle die, würden Zivilisationskrankheiten entstehen. Wie Wasser müsse der Mensch fließen. Anhand von Bildern der Seychellen rief Draxler ins Gedächtnis, dass das Paradies kein Ort, sondern ein Zustand darstellt. So könne man sich auf den schönsten Flecken der Welt befinden und trotzdem nicht glücklich sein. Im Verlauf des Auftritts erhielten die Besucher zahlreiche Impulse, wie sich Gesundheit und Glück einstellen. Neben geregelten Tagesabläufen und Maß halten (auch beim Handy) gelte es, mit sich im Reinen zu sein. Mitmenschen ließen sich erst dann wertschätzen, wenn man sich selbst okay findet.
Große Namen für die „Große Freiheit“
Die „Große Freiheit“, Im Rittersloch 2 in Schaafheim, soll zu einem Mittelpunkt für Kultur und gesellige Stunden im Ort werden. „Dafür braucht es noch drei bis vier Monate Anlaufzeit“, sagt Stefan Schornstein von der Schaafheimer Veranstaltungsagentur S-Promotion. Nach der Premiere am Freitagabend folgte am Sonntagmorgen gleich der nächste Knaller: FFH-Moderator Johannes Scherer kam unter dem Motto „Das Beste aus 20 Jahren“ zum Comedy-Frühschoppen. Auftritte mit Bodo Bach und Urban Priol sind geplant. Schornstein ist sich sicher, dass durch die guten Kontakte von S-Promotion auch immer wieder große Namen den Weg in die „Große Freiheit“ finden. Ein weiterer Schwerpunkt soll im Bereich regelmäßiger Sonntagsfrühschoppen mit Musik liegen. Das investierte Engagement für Kultur und Kleinkunst ist äußerst ungewöhnlich. „Eigentlich schwimmen wir gegen den Strom, denn solche Bühnen schließen derzeit überall im Land ihre Pforten, selbst jene, die von öffentlicher Hand subventioniert werden. Wir machen das ganz ohne Unterstützung“, so Schornstein. Die Kooperation Draxler/Schornstein ist vor allem deshalb in der Lage diesen Weg zu beschreiten, da beide Personen im Haupterwerb nicht vom Erfolg des Projekts abhängig sind. Das zeigt sich auch daran, dass Draxler seiner karitativen Ausrichtung treu bleibt. So wird im dazugehörigen Bistro das Klosterbier „Mönchsgeheimnis“ der Franziskanischen Gemeinschaft von Betanien in Aschaffenburg ausgeschenkt. Pro Getränk fließt ein Obolus in das Hilfsprojekt des Ordens. (mj)
Draxler praktizierte eine noch recht junge Unterhaltungsform, das sogenannte Edutainment. Dabei wird Wissen mit Unterhaltung kombiniert, beispielsweise durch pointierte Einwürfe oder eine lockere Erzählweise. Natürlich trug auch das Charisma des Schaafheimers und seine bekannt sympathische Art dazu bei, dass der Abend stets kurzweilig verlief.
„Alles liegt in eurer Hand“, resümierte Draxler zum Schluss über seine „wirksame Reise“ und entschuldigte sich, dass er in den vergangenen zwei Stunden die Lebenszeit des Publikums in Anspruch nahm. Darüber sahen die Besucher großzügig hinweg, denn dafür gab es schließlich jede Menge wertvolle Hinweise und Wachrüttler, wie sich die Lebenszeit verlängern lässt – sofern diese dann auch wirklich zu Hause umgesetzt werden und es nicht bei Absichten bleibt. (Michael Just)