1. Startseite
  2. Region
  3. Babenhausen

Erfolgreiche Flucht ins Langstädter Fastnachts-All

Erstellt:

Kommentare

Die Showtanzgruppe Spot gehört zu den zahlreichen Tanzformationen, die die Fastnacht in der Markwaldhalle bereicherten.
Die Showtanzgruppe Spot gehört zu den zahlreichen Tanzformationen, die die Fastnacht in der Markwaldhalle bereicherten. © zah

Im feierfreudigen Langstadt haben die Karnevalisten des TSV ihr Publikum auf eine galaktische Reise geschickt.

Langstadt - In der proppenvollen Markwaldhalle gab Elferratschef Frank Ludwig Diehl am Samstag die Richtung vor: „Auf der Erde hat man einen Knall, drum flüchten wir ins Fastnachts-All“. Frei nach dem Kampagnenmotto zündet die Narrenrakete zur mehrstündigen Show.

Die Lengschder Fastnacht, die coronabedingt zur Schöpfungspause verdammt war, hatte sich bereits im Sommer gegen dieses Schicksal aufgebäumt. Anfang Juli eine Open-Air-Sitzung gestemmt, jetzt folgte die erste Sitzung nach langer Pandemiepause unterm Hallendach. Die erste von zweien übrigens.

In einer protokollerreifen Rede hielt Ober-Narr Frank Ludwig Diehl der Menschheit den Spiegel vor: Kohleausstieg, Krieg und Rüstungswahn, Krisen und das Unvermögen, zum Frieden zurückzufinden. „Warum dut’s de Menschheit net gelinge?“ – ein ernster Einstieg in einen Abend, der dort indes nicht lange verweilte, sondern Schwung aufnahm, für eine Riesensause. Mit den zahlreichen Tanzformationen, der kleinen und der mittleren Garde, den Showtanzgruppen Spot und Kult, sowie der Formation Generation ging es rasant durchs Programm. Schöne Choreografien, pfiffige Kostüme und passende Musik – da hielt es im Publikum keinen mehr auf den Stühlen.

Für die Gesangseinlagen sorgten die Disharmoniker. Und dass man mit Atze & Friends ebenfalls auf Langstädter Talente setzen kann, zeigt, mit welchem Potenzial im Ort ein so schmerzlich vermisster Abend aus Kurzweil, Humor und guter Laune gestaltet werden kann. Fastnacht in einem protestantisch geprägten Ort, das öffnet Tür und Tor für Spontanität und Hemdsärmeligkeit, sagte Sitzungspräsident Diehl in der Pause, trotz Corona, sei die Begeisterung für die Narretei „zum Glück nicht abgerissen“.

Comeback der Langstädter Fastnacht: Im Saal wurde wieder ausgelassen gefeiert.
Comeback der Langstädter Fastnacht: Im Saal wurde wieder ausgelassen gefeiert. © zah

Auch die Zuschauer hatten das Kampagnenmotto aufgegriffen, mit viel Fantasie außerirdische Outfits zusammengestellt, um die Reise ins Narrenuniversum anzutreten. Bei so viel toller Laune gaben sich freilich auch die närrischen Babenhäuser Tollitäten, Prinzessin Alina I. und Prinz Bastian I., und auch das Kinderprinzenpaar Alicia I. mit Prinz Ben I. nebst Hofstaat die Ehre.

Babenhausen, das unter mancher Krise erbebt, und einen Sanierungsstau vor sich herschiebt, kann der Harreshäuser Narretei wegen der geschlossenen Mehrzweckhalle keine Bühne bieten. Michael Kattner, Sitzungspräsident der Harreshäuser Herrnhuter, ist zwar ohne Wirkungsstätte, aber nicht sprachlos. Als Harreshäuser Banker steigt er in die Bütt und begeistert mit einem Ausflug in Finanzkrise, Rotlichtviertel und seniorengerechte Bankautomaten („Die PIN hat nur eine Zahl, und man hat neun Versuche“). Im Nachklapp wird’s kurz philosophisch: „Die letzte Konstante, die uns bleibt, ist die schöne Fastnachtszeit.“

Seine Abschiedsvorstellung gab das Männerballett der TSV-Karnevalabteilung.
Seine Abschiedsvorstellung gab das Männerballett der TSV-Karnevalabteilung. © zah

Aber nein, auch da gibt es Veränderungen. Das Männerballett, frenetisch gefeiert, legt mit seinem Auftritt als kesse Stewardessen, seine Abschiedsvorstellung hin. „Nur fliegen ist schöner“, schwärmt Sitzungspräsident Diehl, der Saal tobt und wogt, indes es ist unabwendbar: Das Männerballett, 1989 gegründet, legendär für seine Bühnenshows, geht in den Ruhestand. Ein Glück, dass mit den Newcomern, dem Männerballett 2.0, ein junges Nachfolgemodell gefunden ist. Apropos Nachwuchs: Mit ihrem Debüt legten die beiden „Plaudertaschen“, das Geschwisterpaar Mathilda und Emilia Eckert, einen gelungenen Start in die Büttenkarriere hin.

Im großen Finale legte die Comedy-Gruppe dann doch einen Versuch zur „Rettung der Erde“ hin – ob irdisch oder galaktisch, feiern können sie noch im kleinen Stadtteil Langstadt.  zah

Auch interessant

Kommentare