TV Babenhausen, ASV Schaafheim und die Energiekriese

„Bachgau-Bären“ ohne Sauna zum Abkochen? Die Energiekrise kommt in den Sporthallen an: Wie der TV Babenhausen und der ASV Schaafheim damit umgehen.
Babenhausen/Schaafheim – Seit vier Wochen befindet sich Hessen in den Sommerferien, und auch mancher Verein pausiert mit seinem Angebot. Da schmerzt es aktuell kaum, wenn der Landkreis Darmstadt-Dieburg mitteilt, dass er ab sofort das warme Wasser in seinen 54 Sporthallen abstellt. Dies soll monatlich bis zu 100 000 Kilowattstunden Heizenergie sparen, rechnet Landrat Klaus Peter Schellhaas (SPD) vor. Es ist ein Vorbild, dem auch manche Kommune im Landkreis zu folgen gedenkt, zumal der Landkreis auch seine 23 Städte und Gemeinden aufgefordert hat, angesichts der Energiekrise Einsparmöglichkeiten vor allem beim Gas- und Stromverbrauch vorzulegen. Zwei unterschiedlich gelagerte Fälle aus Babenhausen und Schaafheim verdeutlichen, wie prominente Sportvereine mit der erschwerten Situation umgehen (müssen).
In Babenhausen ist der Turnverein der größte Verein der Stadt. Er nutzt in der Kernstadt vielfältige Räumlichkeiten für seine Angebote – so auch die beiden Schulsporthallen an der Joachim-Schumann-Schule, die dem Landkreis gehören. Dort sind etwa die Basketballer des TV Babenhausen aktiv. „Wir nehmen die Entscheidung des Landkreises solidarisch auf“, sagt TVB-Sportmanagerin Andrea Zemke. „Der Kreis kann selbst viel besser als wir absehen, welche Folgen diese Entscheidung hat.“ Insofern maße man sich keine Kritik oder Besserwisserei ob des Nutzens oder der Sinnhaftigkeit des Beschlusses an. Zugleich betont Zemke, dass die Entscheidung „keinen Einfluss auf das hat, was wir mit unserer vereinseigenen Halle machen“. Die TVB-Halle an der Ziegelhüttenstraße nutzt der Verein beispielsweise für Turn- oder Gymnastikstunden. „Unsere Halle kann man mit den Schulsporthallen nicht vergleichen, die sind in Sachen Größe, Technik und Anzahl der Nutzer einfach ein anderes Kaliber.“ Insofern bleibt das Wasser in der Halle des Babenhäuser Turnvereins erst mal warm.
Angesichts der meist sommerlichen Temperaturen dürfte ein kalter Guss nach dem Sport derzeit auch passionierten Warmduschern nicht allzu schwer fallen. Doch in ein paar Wochen naht der Herbst, und mit ihm Hochkonjunktur in vielen Hallensportarten. Auch im Ringen, wobei man unweigerlich in Schaafheim landet, der Hochburg der Mattenkämpfer im Landkreis. Der ASV Schaafheim nutzt für Training und Heimkämpfe sowohl die Dreifeld-Sporthalle als auch die kleine Kulturhalle nebenan, die die „Bachgau-Bären“ in der Ringer-Oberliga besonders gern zum Hexenkessel machen. Beide Hallen gehören zwar der Gemeinde, „sie übernimmt aber den Vorschlag des Landkreises“, berichtet der Sportliche Leiter des Athletik-Sportvereins, Michael Trippel.
Der ASV-Vorsitzende Maximilian Musel werde sich in Kürze „noch mal ausführlicher mit dem Rathaus beraten“, kündigt er an. Zumal für die Ringer auch zu klären wichtig ist, ob sie weiter die Sauna der Kulturhalle nutzen können. Die nutzen sie vor Ligakämpfen gern zum „Abkochen“, zur letzten Gewichtsreduzierung durch Flüssigkeitsverlust, um in einer bestimmten Gewichtsklasse ringen zu können. Aktuell gehe man davon aus, dass das Wasser kalt bleibe, was in der von Ende September bis Weihnachten dauernden Ringersaison nur auf den ersten Blick Energie sparen werde: „Ich gehe davon aus, dass die Sportler dann einfach nach Hause gehen werden, um dort warm zu duschen“, sagt Trippel. Das brächte dann unterm Strich keine Einsparung, „der Staat würde es aber auf die Privathaushalte abschieben“.
Bedeutsam sei mit Blick auf Herbst und Winter zudem, dass die Lufttemperatur gerade in der großen Schaafheimer Sporthalle nicht allzu weit gesenkt werde. „Es wäre unglücklich und schwierig, wenn Training und Kämpfe in einer eiskalten Halle stattfinden würden“, spricht der Sportliche Leiter das dadurch höhere Verletzungsrisiko der Athleten an. Trotz der wenig prickelnden Aussichten hat sich Trippel Optimismus und Humor bewahrt: „Wir haben die zwei schweren Corona-Jahre gemeistert und werden auch jetzt das Bestmögliche draus machen. Und wenn in unsere kleine Kulturhalle wieder 400 Zuschauer zu den Heimkämpfen kommen, muss man da auch gar nicht heizen!“ (Jens Dörr)