Umgehungsstraße für Babenhausen: Was ist möglich?

Jetzt gibt es offiziell einen neuen Anlauf, um Babenhausens Kernstadt vom Straßenverkehr zu entlasten.
Babenhausen - Bürgermeister Dominik Stadler (unabhängig) erhielt in der jüngsten Sitzung des Stadtparlaments ein mehrheitliches Ja, für den Neustart der Planung einer Umgehungsstraße. Der Bürgermeister will zunächst in Gespräche mit Hessen Mobil einsteigen.
Mit der Landesbehörde sollen alle relevanten Eckdaten erörtert werden, in denen nicht nur effektive Straßenverläufe, sondern auch die Finanzierung, Naturschutzaspekte und mehr skizziert werden. Anschließend will die Stadt beim Hessischen Verkehrsministerium vorstellig werden und die Planfälle vorstellen.
Was machbar ist – und was effektiv – das gibt es in der jüngsten städtischen Studie nachzulesen: Das Planungsbüro Habermehl & Follmann hatte hier die Variante 7 als beste Lösung ausgedeutet. Eine Kombination aus Westumfahrung, die zwischen Sickenhofen und Babenhausens Kernstadt von der B26 abzweigt und am nördlichen Stadtrand auf die L3116 mündet, und einer kurzen Südumfahrung von der B26 aus Richtung Darmstadt zur Schaafheimer Straße, ist Favorit der Sachverständigen.
Wenngleich ganz am Anfang eines Prozesses – bei den Grünen zeichnet sich Widerstand ab. In der finalen Abstimmung stimmten sie dagegen, Teil der Freien Wähler ebenfalls, CDU, SPD und FDP mehrheitlich dafür. „Gegen eine Westumgehung hat es die meistens Widerstände gegeben“, erinnert die Grünen-Fraktionsvorsitzende Sabine Walz an die Debatte vor rund zehn Jahren, als auf Basis einer Machbarkeitsstudie die Möglichkeit einer westlichen Umgehung Politik, Naturschützer und Bürger bewegte. „Ein Trassenverlauf durch Auengebiete, mehrere Brückenbauwerke, gewaltige Kosten“, so Walz. Die Umgehung würde zudem an der Frankfurter Straße auf den Kreisel Richtung Rodgau stoßen – die Menschen in der geplanten Reihenhaussiedlung an der Frankfurter „werden sich freuen“, meinte die Grüne, die dafür appellierte, Alternativen zum Automobil zu fördern.
„Habermehl & Follmann haben uns vorgerechnet, dass diese Maßnahmen alleine nicht ausreichen“, hielt der CDU-Stadtverordnete Frank Fengel dagegen, der gar von einem Verkehrskollaps 2030 sprach – es wird ein Anstieg des Individualverkehrs um 33 Prozent prognostiziert. „Wir begrüßen die pragmatische Drucksache des Bürgermeisters – ohne Planfälle – sondern als Einstieg in eine allgemeine Diskussion“, sagte der Christdemokrat, „Babenhausen kämpft seit 40 Jahren mit dem Thema herum.“ Die Wahrnehmung der innerstädtischen Verkehrsproblematik verschärft sich aktuell noch durch die Sperrung der Bouxwiller Straße, wo eine Brückensanierung eine monatelange Vollsperrung zur Folge hat. Der Bürgermeister wies darauf hin, dass es in den Gesprächen mit Hessen Mobil und anschließend mit dem Ministerium darum geht, Möglichkeiten auszuloten. „Es geht darum, die Realisierbarkeit zu besprechen und Fakten zusammenzutragen: Welche Möglichkeiten gibt es und wer ist der Kostenträger?“, so Stadler.
Ein Investitionsplan für Babenhausen
Es ist das Leid vieler Städte: Dringend erforderliche Investitionen an der kommunalen Infrastruktur werden mangels Finanzen auf die lange Bank geschoben. Straßen, öffentliche Gebäude, Kanäle – und im Falle Babenhausens etliche Brücken über diverse Fließgewässer – gehören längst saniert. Weil Babenhausen zudem eine Flächenkommune mit fünf Ortsteilen ist, kommt allerlei zusammen. Ein langfristiger Investitionsplan soll deshalb her, fordert die CDU. Der Magistrat ist beauftragt, Pläne für 2023 bis 2030 vorzulegen, die erforderlichen Investitionen mit Kurzbeschreibung aufzulisten und Prioritäten zu setzen. Politisch liegen hier alle Kräfte auf einer Linie, bei zwei Enthaltungen der FDP wurde der CDU-Antrag angenommen. „Wir haben nach wie vor ein erhebliches strukturelles Problem“, sagte Günther Eckert (CDU), „es ist an der Zeit, es anzugehen. Wir müssen stärker werden auf der Einnahmenseite.“ Es gebe einen erheblichen Investitionsstau und „wir haben viele Baustellen vor der Brust: die Sanierung des Schwimmbads, die Feuerwehrgerätehäuser, Hallen, Brücken, Straßen….“ Daher sollen mögliche Förderprogramme bei Land und Bund aufgespürt werden.
Auch die Darstellung, wie die erforderlichen Investitionen gestemmt werden sollen und welche Auswirkungen das auf den Haushalt hat, fordert die CDU ein. Eckert: „Ein Beispiel ist die Stadthalle: Wir reden hier von zehn Millionen Euro und mehr – und haben das Geld nicht.“
Die FWB sprachen gar von einer brisanten Situation. Wie Fraktionschef Wolfgang Heil hochrechnete, erreichen Altlasten, Sanierungsbedarf und erforderliche Neuinvestitionen inzwischen die Summe von 240 Millionen Euro.
Ein Feierabend-Markt für Babenhausen
Die FDP hat eine Offensive zur Belebung der Babenhäuser Innenstadt gestartet. Geprüft werden soll, ob sich auf dem historischen Kopfsteinpflaster zwischen Rathaus und Stadtkirche ein Feierabend-Markt etablieren lässt. Alle zwei bis vier Wochen soll sich der Marktplatz ab 17 Uhr füllen. „Groß-Umstadt zeigt, wie eine belebte Innenstadt aussehen soll“, sagte der FDP-Stadtverordnete Meik Huhn. In Babenhausen nehme die Bummelgasse (mit dem angrenzenden Marktplatz) eine traurige Entwicklung. Geplant ist, Marktbeschicker, regionale Landwirtschaftsbetriebe, Gewerbetreibende, Kunsthandwerker, Vereine oder Unterhaltungskünstler et cetera abzufragen, um einen Anreiz zur Innenstadtbelebung zu schaffen. Die Idee fand politisch große Zustimmung. Nun ist es am Magistrat, abzuklären was geht, was es kostet und das Gespräch mit den Anwohnern zu suchen.
Kinderkino in den Babenhäuser Stadtteilen
Das kommunale Kinderkino kommt zurück. Ein entsprechender Vorstoß der CDU-Fraktion wurde einstimmig angenommen. Nicht nur in der Kernstadt soll der Jugend ein Cinemavergnügen geboten werden, auch in den Ortsteilen gelte es, das Angebot neu zu etablieren. Um das Kinderkino sicherzustellen, so die SPD, sollen örtliche Vereine zwecks Übernahme der Ausrichtung angefragt werden. Bis 15. November soll die beim jungen Publikum beliebte Kinoreihe ein Comeback erfahren.
Keine Fördermittel für Klimaschutzmanager
Von den Umkleiden bis zum Kinderplanschbecken muss im Freibad in den kommenden Jahren allerhand saniert werden. Da bietet es sich an, auf erneuerbare Energien umzustellen. Die Sabine Walz (Grüne) warb für einen entsprechenden Antrag ihrer Fraktion: „Viele Nachbarkommunen haben längst gehandelt und öffentliche Gebäude klimafreundlich umgerüstet. Wir sind spät dran.“ Der Antrag wurde einstimmig angenommen: Bei der längst überfälligen Sanierung des Kleinkinderbeckens soll der Einbau einer Solarthermie geprüft werden, um das Becken zu beheizen. Auch soll gecheckt werden, ob mit einer Photovoltaikanlage der Strombedarf im Sommer gedeckt werden kann.
Babenhausen, das im Vorjahr politisch auch eine Stelle für einen Klimaschutzmanager durchgesetzt hatte, musste hier eine Niederlage wegstecken. Wie Bürgermeister Dominik Stadler mitteilte, gibt es für die Stelle nicht die erhoffte und beantragte Förderung aus öffentlicher Hand. (zah)