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Das Urteil hat viele überrascht

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Babenhausen - Einen Tag nach der Urteilsverkündigung stand der Babenhäuser Doppelmordprozess gestern in sämtlichen regionalen Medien im Fokus. Von Cora Werwitzke

Der Angeklagte Andreas D. wurde für den 2009 begangenen Mord am benachbarten Ehepaar Toll und wegen versuchten Mordes an deren behinderter Tochter schuldig gesprochen. Das Urteil lautet lebenslange Haft mit besonderer Schwere der Schuld.

Doch wie kommt dieses Urteil, das lediglich auf Indizien beruht, bei den Babenhäusern an? Unsere Zeitung hat sich im Stadtkern umgehört – und den Versuch unternommen, die Stimmung einzufangen. Dabei kamen sowohl Einwohner zu Wort, die sich mit dem Prozess beschäftigt haben, als auch solche, die bisher nicht wussten, dass bereits eine Entscheidung gefällt wurde.

„Anfangs dachte ich, er war’s, später nicht mehr. Deshalb hat mich das Urteil schon etwas überrascht.“ Der Apotheker hinter der Ladentheke blickt bedächtig durch den Raum. „Es ist einfach unmöglich, sich die Tat vorzustellen“, äußert sich eine seiner Kundinnen. „So brutal kann doch eigentlich nur ein Auftrags-Killer sein.“

Urteil war fast jedem in Babenhausen bekannt

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Gehört haben von dem Prozess alle der gut ein Dutzend Befragten, auch das Urteil war gestern – 24 Stunden nach Prozessende – fast jedem bekannt. Beim Interesse geht die Schere jedoch auf. Während rund die Hälfte die Berichterstattung über den Doppelmordprozess teils detailliert verfolgte, interessierte das Verfahren die andere Hälfte der Befragten kaum. „Morde passieren leider überall, diesmal eben in unserem Städtchen“, bemerkt eine Kundin beim Bäcker. „Wir kannten die Leute ja nicht“, meint eine andere. Im Laden sei das Thema überhaupt noch nicht aufgekommen, berichtet die Verkäuferin.

Ganz anderes schildern zwei „alteingesessene“ Babenhäuserinnen: „Immer wieder stehen auf der Straße oder beim Einkaufen Leute zusammen und diskutieren den Prozess.“ Für sie selbst sei das Urteil bedrückend. „Ich hätte wirklich mit einem Freispruch gerechnet, dass die Indizien so schwer wiegen, war mir nicht bewusst.“ Ihre Kollegin ergänzt: „Für die Familie des Angeklagten hätte ich mir wirklich gewünscht, dass sich herausstellt, dass er unschuldig ist.“

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