„Absolut der Hammer“

„Das Team vom Seebeben ist wirklich zum Liebhaben. Ihr könnt ruhig mal applaudieren“, ruft Michi Bock, der Sänger des Michi-Bock-Trios, dem Publikum zu. Am Samstag sorgten er und danach die King Kamehameha Club Band für einen fulminanten Abschluss des dreitägigen Festivals. Die Begeisterung war nicht nur bei den Musikern, sondern auch im Publikum deutlich zu spüren. Von „Echt faire Ticket- und Getränkepreise“, über „Der Freitagabend war absolut der Hammer“ bis „Endlich muss man keine Getränkemarken mehr kaufen und kann bar bezahlen“, reihte sich Kompliment an Kompliment.
Babenhausen – Dennoch war auch vereinzelte Kritik zu hören: So wurde die Abschaffung von gezapftem Bier bemängelt. Zu verkraften war sicher der Einwurf, dass es keine Aschenbecher auf den Stehtischen gebe. Die Abschaffung des gezapften Biers kann Wolfgang Kettler vom Orga-Team begründen: „Das ist für uns günstiger, dazu ist die Ausgabe von Flaschen mit weniger Arbeit verbunden“, sagt er.
Der neue Veranstaltungsort Im Riemen bedeutet für die Macher des Seebebens insgesamt weniger Aufwand. Der Aufbau sei schneller und unkomplizierter. „Am Sickenhöfer See haben wir alleine zwei Tage gebraucht, um die Infrastruktur herzustellen“, erklärt Kettler. Einschnitte gibt es auf der Wiese an der Ostheimer Allee bei der Uhrzeit, wann die Musik aus zu sein hat. Wegen der nahen Nachbarschaft war um Mitternacht Schluss, am Sickenhöfer See durften die Boxen bis in die Morgenstunden wummern. Der deutlichste Kritikpunkt manifestierte sich am Wochenende in der oftmals wiederholten Frage: „Wo ist eigentlich der See?“ Die Frage kam vor allem von jungen Gästen, die erstmals beim Festival waren. Zwar hatten die Organisatoren ein größeres Wasserbassin errichtet. Mit einem See hatte das aber wenig zu tun. Mehrere Gäste von außerhalb, die die Vorgeschichte nicht kannten, wankten zwischen amüsiert bis enttäuscht.

Über den Umstand, dass der etablierte Name nicht passt, sind die lokalen Handballer als Veranstalter ebenfalls nicht glücklich. „Es ist ja bekannt, dass das Gelände Im Riemen für uns nur eine Interimslösung darstellt. Auch deshalb, weil hier schon bald gebaut wird“, sagt Kettler. Derzeit sei noch nicht abzusehen, wo das Seebeben künftig seine Zelte aufschlägt. Das könne nach Abschluss der von den Behörden verlangten Umweltgutachten wieder am Sickenhöfer See sein, aber auch eine andere Lokation ist denkbar. Laut Kettler ist man bei der Prüfung von Alternativen bisher nicht untätig gewesen und habe einige Optionen analysiert – mit negativen Ergebnissen. Entweder hatten private Seeeigener kein Interesse oder die Naturschutzbehörde ein Nein signalisiert. So bleibe quasi nur der Sickenhöfer See oder ein ganz anderer, neuer Platz. Tritt der letzte Fall ein, ist den Handballern wichtig, dass das Gelände der Stadt gehört. Damit gehe Verlässlichkeit und Korrektheit bei der Zusammenarbeit einher. Undenkbar sei, mit dem Seebeben in eine Nachbarkommune mit Gewässer umzuziehen. Dafür sei man in der Heimatstadt zu fest verwurzelt. Höchstens der Umzug in einen Stadtteil sei möglich. Kettler hofft, dass sich schon bald eine langfristige Lösung auftut, die Planungssicherheit gibt. Ergebe sich nichts an einem See, wolle und müsse man eine Namensänderung in Betracht ziehen.
Am Samstagabend überwog erst mal die Freude, erneut eine überaus erfolgreiche Veranstaltung auf die Beine gestellt zu haben. Dazu passte der Satz einer Besucherin, aus der vorhandenen Lokation das Beste gemacht zu haben. Zur After-Work-Party am Donnerstag kamen rund 700 Besucher, zu den Top-DJs Vim! und Niels van Gogh etwas weniger als 2.000 – ausverkauft. Der Samstag lag mit etwa 1.500 Gästen knapp darunter.

Erstaunlich ist, von wo die Besucher überall anreisten. Aus Etzen-Gesäß bei Bad König stammten am Samstag Juma Felicia Schmidt mit ihren beiden Freundinnen. „In Bad König ist gerade Altstadtfest. Auch hier spielen Bands, aber wir haben uns für das Seebeben entschieden“, meinte die 21-Jährige. Die drei jungen Damen waren zum ersten Mal da und attestieren bereits nach einer Stunde, dass es ihnen richtig gut gefällt. Geraldine Zirbel (31) aus Frankfurt-Höchst feierte ihren Junggesellinnenabschied auf dem Seebeben. Der hätte eigentlich schon vor paar Tagen auf dem Stadtfest in Marburg stattfinden sollen. Doch dann bekam Zirbel Corona und eine Ersatzveranstaltung musste her. Im Internet stieß man auf das Seebeben. Mit ihrem Anhang tanzte die Braut in spe ausgelassen vor der Bühne und wurde sogar von der King Kamehameha Club Band angesprochen. Zirbels Fazit: „Ein toller Abend und eine wirklich gute Idee, nach Babenhausen zu kommen.“ (Michael Just)