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Wachstum kostet viel Geld

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Von: Jens Dörr

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Neben der ehemaligen Kasernen-Sporthalle mit Kino (Bildmitte) soll die Kaisergärten-Grundschule gebaut werden. Im Vordergrund das Boardinghouse mit der Kita Kaisergärten und der Wasserturm.
Neben der ehemaligen Kasernen-Sporthalle mit Kino (Bildmitte) soll die Kaisergärten-Grundschule gebaut werden. Im Vordergrund das Boardinghouse mit der Kita Kaisergärten und der Wasserturm. © Häsler

Zukunft in Form von Bildungsstätten kann man bauen – wenn man Geld, Personal und den politischen Willen dazu hat. Im Landkreis Darmstadt-Dieburg ist zumindest der Wille im ambitionierten Schulbau groß.

Darmstadt-Dieburg – Etliche Neu- und Anbauten sowie Sanierungen sind im Rahmen des 2008 aufgelegten und vom Eigenbetrieb Da-Di-Werk abzuarbeitenden „Zukunftsprogramms“ des Kreises, der Träger der mehr als 80 Schulen (mit rund doppelt so vielen Schulgebäuden) und vieler Sporthallen ist, in den vergangenen Jahren umgesetzt oder zumindest projektiert worden. In diesem Jahr soll auch das verausgabte Geld gegenüber dem Vorjahr massiv steigen.

Das Gesamtbild: Nach dem Beschluss des Kreistags in seiner jüngsten Sitzung, die Aktualisierung der Investitionsplanung bis 2027 zu verabschieden, liegt schwarz auf weiß auf dem Tisch, wie viel Geld der Kreis 2023 und in den vier Folgejahren in seine Schulen stecken will – und wofür. Faustregel: Je früher eine Maßnahme in der Prioritätenliste zeitlich terminiert ist, desto wahrscheinlicher ist auch deren Umsetzung in der beschriebenen Form und vor allem im beschriebenen Zeit- und Kostenrahmen. Je weiter weg der Beginn mancher Projekte liegt, desto vager ist ihre Realisierung.

Im vergangenen Jahr wollte der Landkreis „nur“ 41 Millionen Euro in seine Schulen investieren, was ihm mit tatsächlich verausgabten 36 Millionen auch weitgehend gelang. Dies bezieht sich auf die reinen Schulbau-Maßnahmen, gerechnet beispielsweise ohne allgemeine (Instandhaltungs-)Maßnahmen wie die millionenschwere Ausstattung der Klassenräume mit Luftfiltern.

Dieses Jahr sieht die Investitionsplanung bei den reinen Schulbau-Maßnahmen einen Sprung auf 82 Millionen Euro vor. Addiert man erwartete Ausgaben für allgemeine Instandhaltungsmaßnahmen (etwa Reparaturen von Vandalismusschäden) sowie vor allem die Tilgung älterer Investitionsdarlehen, sind Kosten von 104 Millionen Euro veranschlagt. Allein die Tilgung schlägt mit 17 Millionen Euro zu Buche. Bei älteren Darlehen profitiert der Kreis noch von günstigen Konditionen, bei aktuell abzuschließenden Krediten schlagen die stark gestiegenen Zinsen ins Kontor. Den Löwenanteil seiner diesjährigen Ausgaben für die Schulen – 83 der 104 Millionen Euro – finanziert der Kreis auf Pump.

Im Zeitraum 2008 bis einschließlich 2027, so weit reicht die aktuell vorgelegte Investitionsplanung mit der präzisen Beschreibung der Vorhaben, wird der Landkreis gemäß Planansätzen ziemlich genau 900 Millionen Euro für originäre Schulbau-Maßnahmen (also ohne Instandhaltung und Tilgung) investiert haben. Mit allgemeinen Ausgaben wie Reparaturen, kleineren Sonderprogrammen etwa für Sonnenschutz oder den Kauf von EDV-Programmen belaufen sich die Gesamtausgaben gar auf rund eine Milliarde Euro.

Der Höchststand der Schulbau-Maßnahmen soll 2024 mit dann 106 Millionen Euro (plus allgemeine Maßnahmen und Tilgung) erreicht werden. 2025 und 2026 stehen derzeit Schulbau-Investitionen von 87 beziehungsweise 86 Millionen Euro im Plan.

Trotz der riesigen Summen verdeutlicht Köhler, dass man keine Luftschlösser plane: „Ich habe die Investitionen auf das Maß ausgerichtet, zu dem wir gesetzlich verpflichtet sind.“ Sein Motto laute: „Mehr Realität, weniger Fiktion. Unsere Pflichtaufgabe ist es in erster Linie, in unserem Wachstums-Landkreis genug Räume für die Schüler zur Verfügung zu stellen.“

Neue Grundschule in Babenhausen, Superlative in Münster, Neubau in Dieburg

Das Schulbau-„Zukunftsprogramm“ des Landkreises beinhaltet auch den Bau einer neuen, dreizügigen Grundschule für rund 300 Kinder auf dem Ex-Kasernengelände in Babenhausen. Schuldezernent Lutz Köhler (CDU) berichtet dazu Aktuelles: Nachdem die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie in die Ausschreibung eingeflossen sind, steht dieser Tagen die Auswahl des Architekturbüros unmittelbar bevor. Entstehen soll ein neuer Trakt mit den Klassenräumen. Verwaltung und Mensa sollen hingegen in einen einst von den Amerikanern genutzten Bestandsbau – der Sporthalle mit Kino – integriert werden. Die Schul- und Verwaltungsgebäude sowie die Sporthalle werden dann den Schulhof der neuen Babenhäuser Grundschule einrahmen. Für das Gesamtvorhaben kalkuliert der Kreis rund 30 Millionen Euro. Dieses Jahr sollen unter anderem 1,2 Millionen Euro für den Ankauf des Grundstücks und 2,7 Millionen Euro für die Planung ausgegeben werden. Gebaut werden soll vor allem in den Jahren 2024 und 2025. Die neue Babenhäuser Grundschule im Stadtquartier Kaisergärten soll im Sommer 2026 in Betrieb gehen.

Eine der größten Grundschulen in Hessen entsteht in Münster, wenn die schon jetzt große John-F.-Kennedy-Schule erweitert und künftig sechszügig sein wird. Mitte März soll der Zubau von 24 Klassenräumen beginnen und im April 2024 abgeschlossen sein. Auch eine neue Mensa mit Platz für Ganztagsbetreuung sowie in Modulbauweise neue Büros für die Verwaltung entstehen. Gesamtkosten: rund 17 Millionen Euro.

Der fast vollständige, an selber Stelle vollzogene Neubau der Münsterer Schule auf der Aue, die zwischen der 5. und 10. Klasse auch fast alle Eppertshäuser besuchen, steht derweil kurz vor der Fertigstellung (wir berichteten). Die Großbaustelle Aue-Schule existierte rund zehn Jahre lang und verschlang 33 Millionen Euro.

Zu den weiteren großen Schulbau-Vorhaben im Osten des Landkreises zählt der Neubau der Dieburger Alfred-Delp-Schule. Das Oberstufengymnasium soll im Süden der Stadt, nahe dem „Kaufland-Kreisel“, neu entstehen. Die Fertigstellung des 41-Millionen-Euro-Vorhabens scheint derzeit frühestens 2028 möglich. Auch für die Münsterer und Eppertshäuser, die das Abitur anstreben, ist die Alfred-Delp-Schule meist die erste Adresse. jd

Die Bolzplätze hinter der Münsterer Kennedy-Schule. Der Bau von 24 zusätzlichen Klassenräumen, einer Mensa und Büros soll Mitte März beginnen, womit man eine der größten hessischen Grundschulen wird.
Die Bolzplätze hinter der Münsterer Kennedy-Schule. Der Bau von 24 zusätzlichen Klassenräumen, einer Mensa und Büros soll Mitte März beginnen, womit man eine der größten hessischen Grundschulen wird. © Dörr

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