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Ungebrochene Wanderlust

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Zur Jubiläumsfeier haben der zweite Vorsitzende des Wanderklubs „Berg auf“, Peter Carrion (rechts), sowie andere Vorstandsmitglieder und Wanderführern aufs Vereinsgelände eingeladen.
Zur Jubiläumsfeier haben der zweite Vorsitzende des Wanderklubs „Berg auf“, Peter Carrion (rechts), sowie andere Vorstandsmitglieder und Wanderführern aufs Vereinsgelände eingeladen. © zeta

Der Babenhäuser Wanderklub Berg Auf hat am Wochenende sein 100-jähriges Bestehen mit einem Jubiläumsfest gefeiert.

Babenhausen – Wenn die Wanderschuhe geschnürt sind, dann beginne für ihn der Urlaub, sagt Peter Carrion, zweiter Vorsitzender des Babenhäuser Wanderklubs „Berg auf“. Urlaubsgefühle kamen auch beim Jubiläumsfest des Vereins auf, der am Wochenende bei schönem Sommerwetter sein 100-jähriges Bestehen feierte – mit den Mitgliedern, mit Menschen, die nicht unbedingt dem Wanderklub angehören, aber die Leidenschaft fürs gemeinsame Gehen teilen, und mit befreundeten Vereinen.

Das Blasorchester Babenhausen war mit einer „Urlaubsbesetzung“ dabei und bereicherte die Feierstunde am Samstagnachmittag mit Melodien, die zur ungebrochenen Wanderlust passen. „I will follow him“ durfte als Hommage an die Wanderwarte verstanden werden, während „I get around“ auf die vielfältigen Wandertouren und die Eindrücke in verschiedenen Regionen, Städten und Ländern anspielte.

Das Mandolinenorchester des Wandervereins „Frisch-Auf“ Münster bot einen musikalischen Rückblick in die Geschichte der Wandervereine, denn als sich um den Wechsel vom 19. ins 20. Jahrhundert die ersten Wanderfreunde zu Klubs zusammenschlossen, hatten Mandolinengruppen fast immer einen bedeutenden Anteil. „Meist war es so, dass die Mandolinenspieler vorneweg gingen, danach kamen die Wanderführer und dann die eigentliche Wandergruppe“, erzählt Wolfgang Hertz, der die Feierstunde moderierte.

Das entspannte Gehen, bei dem sich die Gruppe am langsamsten Wanderer orientiert, ein Schwätzchen hält und an besonders interessanten oder schönen Punkten anhält, sei eine neuere Art des Wanderns. „In den Anfängen wurde oft im Gleichschritt gelaufen und zur Mandoline gesunden“, sagt Hertz. Manche Vereine, wie „Frisch-Auf“ oder der Odenwaldklub Eppertshausen, haben noch heute Mandolinenorchester, die mitunter auch bei jüngeren Musikern beliebt sind und entsprechend stabile Mitgliederzahlen haben.

Die Babenhäuser Wanderer musizieren nicht selbst. Ein Lied auf den Lippen haben sie aber auch manchmal auf ihren Touren durch verschiedene Regionen Deutschlands, durch Österreich, Südtirol, Portugal, Spanien, Frankreich oder die Balearen. „Als wir uns entschieden haben, auch Wanderreisen ins Ausland anzubieten, waren wir Vorreiter für viele Wandervereine“, erzählt Peter Carrion. „Die Touren in andere Länder hatten uns einige neue Mitglieder beschert.“

Von mancher abenteuerlichen Tour, bei der sich auch mal die Sohlen von den stark beanspruchten Wanderschuhen lösten, im Reisebus die Klimaanlage ausfiel oder man sich gemeinsam auf die Suche nach Reisedokumenten machen musste, um weiterfahren zu können, erzählte Wanderführer Klaus Koser. Auch Wanderfreundinnen kamen zu Wort, berichteten von Besuchen bei kulturellen Veranstaltungen wie den Festspielen in Klingenberg oder Bad Vilbel, von spannenden und informativen Städtereisen, unter anderem in die Partnerstädte Babenhausen/Schwaben und Bouxwiller, und von Fahrradtouren, bei denen auch mal der Bodensee umrundet wurde.

Für Kinder und Jugendliche gab es in der Vergangenheit Schatzsuchen und Themenwanderungen, meist in Kooperation mit der städtischen Kinder- und Jugendförderung bei den Sommerferienspiele. Die Jugend fürs Wandern zu begeistern, ist eine Aufgabe, vor der sich auch der Wanderklub „Berg auf“ sieht. „Wir arbeiten derzeit an einem Konzept, um die Angebote im Wanderverein zu verbessern und andere Gruppen mit anderen Interessen anzusprechen“, erklärte Vorstandsmitglied Bruno Rüger.

Eine intensivere Kooperation und ein verbesserter Austausch mit anderen Vereinen seien wichtig. Dazu könne man etwa einen Stammtisch etablieren. Synergien und neue Techniken sollten stärker genutzt werden. Die bisherigen Geocaching-Angebote, bei denen nach Koordinaten gewandert wird, seien gut angenommen worden. Auf dem schönen Vereinsgelände umgeben von der Babenhäuser Stadtmauer könne man ein Weinfest ausrichten, und anstelle des Seniorennachmittags einmal im Jahr wäre ein regelmäßiges Seniorencafé denkbar.

„Mit einem Tag der offenen Tür und mit Info-Flyern, die wir in den Neubaugebieten verteilen, können wir Neubürger der Stadt auf uns aufmerksam machen“, meinte Rüger. Außerdem sollten die beliebten Themen-Touren, wie die 3-Seen-Tour durch den Vogelsberg, ausgebaut werden. Ein wenig spüre man noch die Nachwirkungen der Corona-Phase. Denn das Wandern an frischer Luft sei unproblematisch. „Aber manche Menschen haben Bedenken, mit anderen dicht in einem Bus zu sitzen.“

Tatsächlich habe der Wanderklub in den zwei Coronajahren deutlich weniger Schwierigkeiten gehabt, als manch anderer Verein. „Die Menschen haben nach den Lockdowns und Ausgangsbeschränkungen einen großen Bewegungsdrang und möchten gern wieder etwas mit anderen gemeinsam unternehmen“, sagt Peter Carrion und fügt an: „Ein Verein kann aber nicht nur Angebote machen. Auch die Mitglieder sind gefordert, etwas für den Verein und den Zusammenhalt zu tun.“ (zeta)

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