Im Westen um Babenhausen herum

Die seit vier Jahrzehnten gewünschte Südumfahrung, eine Neubaustrecke im Westen oder eine kleine Osttangente? Wie soll Babenhausen vom Verkehr entlastet werden?
Babenhausen – An Ideen, wie Babenhausen seine Verkehrsprobleme – vor allem auf der chronisch überlasteten B26-Ortsdurchfahrt (Darmstadt-Aschaffenburg) und auf der L3116 (Schaafheim-Babenhausen-Rodgau)lösen könnte, mangelt es nicht. Nun steht weiteres Datenmaterial zur Verfügung. Edwin Mayer von der Rodgauer Ingenieurgesellschaft Habermehl & Follmann stellte im Bauausschuss einen weiteren Teil des von der Stadt beauftragten Mobilitätskonzeptes vor.
Nachdem bereits die Ergebnisse von Verkehrszählungen und Prognosen für das Jahr 2030 sowie mögliche Verbesserungsmöglichkeiten im Radwegenetz und in einem Stadtbussystem präsentiert worden waren, ging es nun um mögliche Umgehungsstraßen. Besser gesagt, welche prognostizierten Auswirkungen sie auf das Babenhäuser Straßennetz hätten. Neun Varianten und Kombinationen stellte Mayer vor.
West lang – Süd kurz
Die Empfehlung der Experten ist eindeutig: Eine komplette Umfahrung im Westen kombiniert mit einer kurzen Südtangente ist der Favorit. Demnach würde die Westumfahrung am Netto-Kreisel (Frankfurter/Bouxwiller Straße) im Norden starten, der Hochspannungsleitung folgen, den Erlochweg anschließen, dann in einem weiten Bogen nach Süden in Richtung B26 abknicken, die Ziegelhüttenstraße anbinden, an der Konfurter Mühle vorbeiführen, die Bahntrasse über- oder unterqueren und auf Höhe des Abzweigs zur Konfurter Mühle auf die B26 treffen. Dort beginnt die Südtangente: Sie kreuzt die Strecke der Odenwaldbahn, führt in einem kleinen Bogen um das ehemalige Elb-Schliff-Gelände herum, kreuzt die Edmund-Lang-Straße (L3065) und endet an der Schaafheimer Straße (L3116). Wer aus Richtung Langstadt, Schaafheim oder Dieburg kommt und in Richtung Rodgau möchte, der könnte auf diese Weise die Kernstadt komplett umfahren. Die von Edwin Meyer präsentierten Zahlen zeigen eine signifikante Entlastung der innerstädtischen B26 und ihrer Knotenpunkte mit der Schaafheimer Straße und der Hindenburgstraße (Bahnunterführung).
Diese Kombination komme sehr nah an ein „theoretisches Maximalszenario“ heran, meinte Edwin Mayer. Es sei auch städtebaulich reizvoll, da etwa entlang der Südtangente weitere Gewerbeflächen erschlossen werden könnten.
West lang – Süd lang
Dies wäre das bereits genannte „theoretische Maximalszenario“. Eine komplette West- und Südumfahrung. In etwa auf Höhe des Aschaffenburger Weges an der B26 würde die Umgehung durch den Wald führen, einen großen Bogen um das hinter der ehemaligen Kaserne gelegene und besonders geschützte Flora-Fauna-Habitat schlagen, die Schaafheimer Straße kreuzen, durch ein weiteres Waldstück führen, die Edmund-Lang-Straße queren und weiter bis zur B26 führen, wo sie auf die Westumfahrung trifft. Allerdings sei diese Maximallösung „mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht realisierbar“, meint Meyer. Wahrscheinlich auch, weil hektarweise Wald gerodet werden müsste. Die jahrzehntelang geforderte und gewünschte Südumgehung scheint damit vom Tisch zu sein.
Im Osten
Für die relativ kurze Ost-Tangente von der B26 – Abzweig etwa in Höhe der ehemaligen Kaseren-Panzerstraße – zur Bouxwiller Straße müsste die komplette, an dieser Stelle mehrgleisige Bahnstrecke östlich des Bahnhofs untertunnelt werden. Ein immenser baulicher Aufwand, der auf den Straßenverkehr bezogen nur eine „räumlich begrenzte Wirkung“ habe.
Die Kurzen
Sowohl der bereits beschriebene „Süd kurz“-Abschnitt als auch die ebenfalls separat untersuchte „West kurz“-Strecke – die Westumfahrung vom Netto-Kreisel kommend endet mit der Anbindung der Ziegelhüttenstraße und führt nicht weiter zur B26 – eigenen sich jeweils für eine baulich stufenweise Realisierung der empfohlenen „West lang – Süd kurz“-Kombination.
Der Underfly
Der vor Jahren von den Babenhäuser Architekten Kurt Schlösser und Michael Riegelbeck entworfenen Underfly-Lösung bescheinigt Meyer, dass diese den B26-Knotenpunkt mit der Hindenburgstraße leistungsfähiger machen würde. Dabei wird der B26-Durchgangsverkehr durch einen Tunnel geführt, während der innerstädtische Verkehr einen darüber liegenden Kreisel nutzt. Allerdings sei die Auswirkung auf den Gesamtverkehr räumlich sehr begrenzt. Zudem seien die ebenfalls von Habermehl & Follmann für die Kaisergärten-Kasernenkonversion entwickelte Verkehrslösungen, die auf neue Ampelschaltungen und Fahrbahnveränderungen setzt, bereits von Hessen Mobil geprüft und genehmigt worden. (Norman Körtge)